330 Millionen Verlust

Die ÖBB droht zu entgleisen

29.04.2011


Bahn-Boss Christian Kern fährt jetzt einen radikalen Spar-Kurs.

Zur Vollversion des Artikels
© chrissinger.com
Zur Vollversion des Artikels

ÖBB-Chef Christian Kern macht bei seiner ersten Konzernbilanz reinen Tisch. Die Zahlen der Bundesbahn sind in der Tat alarmierend. Das Unternehmen machte einen Verlust von 330 Millionen Euro. Vor allem die Güterverkehrssparte Rail Cargo Austria (RC) bedroht die Bahn in ihrer Exiistenz. Hier wurden 353 Millionen Euro Verlust gemacht. Kern, nichts beschönigend: „Die Bilanz ist entsetzlich schlecht.“

4.000 Mitarbeiter müssen jetzt abgebaut werden
Kern will nun die ÖBB mit einem ehrgeizigen Programm sanieren und bereits 2013 eine schwarze Null schreiben. 2015 solle der Konzern Gewinne schreiben. Möglich soll das durch einen Sparkurs beim Personal und in der Transportlogistik werden. Der ÖBB-Chef will die Mitarbeiterzahl von derzeit 44.125 auf unter 40.000 drücken. Sozialpläne und natürliche Abgänge sollen das möglich machen. Alleine der natürliche Abgang in Österreich liegt im Jahr bei rund 400 Mitarbeitern, im heurigen Jahr sollen nur in Österreich mehr als 500 Mitarbeiter die Bahn verlassen, so die Erwartungen. Auch in Ungarn werden bei der Rail Cargo Hungaria mehr als 500 Mitarbeiter gehen

Auch das Pensionsantrittsalter soll angehoben werden. Im Vorjahr gingen die ÖBBler mit im Schnitt 53,5 Jahren in Pension. Werden krankheitsbedingte Pensionen nicht eingerechnet, lag das Pensionsantrittsalter bei 54,9 Jahren.
Ganz ohne staatliche Hilfe wird die Bahn aber nicht auskommen. Der Sofort-Bedarf wird auf 400 Millionen geschätzt.

Volle Anstrengung auf mehr Kundenservice
Investitionen in Bahnhöfe, Waggons und Pünktlichkeit sollen mehr Kunden bringen. Kern will auch die Fahrzeiten deutlich verkürzen. Wien–Klagenfurt soll bis 2025 in 2 Stunden und 40 Minuten machbar sein. Das ist über eine Stunde kürzer, als der schnellste Zug bisher. (flo)

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die knallharte Abrechnung des Bahn-Chefs >>

  • Christian Kern über die Mega-Verluste: „Die Bilanz ist nicht erfreulich. Um ehrlich zu sein: Sie ist entsetzlich schlecht. Das Jahresergebnis ist ein Spiegel der Vergangenheit. Altlasten sind über Jahre entstanden.“
     
  • Kern über teure Tunnelprojekte (Brenner, Koralm): „Wir bauen nicht nur Löcher in Bergen, sondern wir wollen tatsächlich mehr Nutzen für die Kunden.“
     
  • Kern über seinen Sanierungsplan: „Der Trend im ersten Quartal 2011 zeigt, dass der Sanierungsplan bereits greift. Wir sind noch nicht aus dem Wald, aber wir kennen den Weg.“
     
  • Kern über Personalabbau: „Der Gesamt-Personalstand der Bahn soll mittelfristig unter 40.000 sinken. Dazu werden unter Einbindung des Betriebsrats Abfertigungsangebote erarbeitet.“
     
  • Kern über das immer noch niedrige Pensionsantrittsalter der Eisenbahner: „Das Pensionsantrittsalter liegt derzeit bei 53,5 Jahren im Schnitt. Das wollen wir anheben, denn die frühen Pensionierungen werfen kein gutes Licht auf das Unternehmen. Das wollen wir nicht.“
     
  • Kern über geplante Einstellungen von Nebenbahnen: „Wir schauen uns die Rentabilität unter dem Primat der Wirtschaftlichkeit an. Bahnen, die nur ganz wenige Fahrgäste befördern, sind auch unter dem Aspekt der Umweltverträglichkeit nicht sinnvoll. Denn die Bahn ist ein Massenverkehrsmittel.“
Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel