EZB sammelt Milliarden-Hilfen wieder ein

10.12.2009

Die EZB will die den Banken wegen der Finanzkrise gewährten Milliardenhilfen konsequent wieder einsammeln, um keine Inflationstendenzen aufkommen zu lassen. "Die bereitgestellte Liquidität wird bei Bedarf abgeschöpft, um jeglicher Gefahr für die Preisstabilität auf mittlere bis längere Sicht effektiv entgegenzuwirken."

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

Das bekräftigte die Zentralbank in ihrem Monatsbericht für Dezember. Die EZB hatte ähnlich wie andere große Notenbanken der Welt seit Herbst vergangenen Jahres mehrfach gigantische Summen in die Geldmärkte gepumpt, um einen Zusammenbruch des Bankensystems zu verhindern. Der bisherige Höhepunkt war die Vergabe von 442 Mrd. Euro an mehr als 1.000 Banken im Juni dieses Jahres mit einem Jahr Laufzeit und dem Niedrig-Zinssatz von nur 1 %.

Gefahr der Inflation

Die Hilfen stützen zwar die Märkte, können aber mittelfristig Inflation erzeugen. Die Notenbanker betonten nun, mit dem Auslaufen der Maßnahmen werde sichergestellt, dass die Inflationserwartungen nicht zu hoch werden. "Diese Verankerung ist zur Stützung eines nachhaltigen Wachstums sowie der Beschäftigung unerlässlich und trägt zur Finanzstabilität bei", heißt es in dem Monatsbericht.

Konkret will die EZB den Banken letztmals Ende März 2010 für ganze sechs Monate Geld in unbegrenzter Menge zur Verfügung stellen. Im Dezember dieses Jahres soll es zudem letztmals Geld mit einem Jahr Laufzeit geben, wobei der Zinssatz nicht mehr von vornherein auf 1 % begrenzt ist.

Vor dem Ausbruch der Finanzkrise hatte die EZB den Banken immer nur für kürzere Zeiträume in begrenztem Umfang Geld geliehen, zudem wurde der Preis dafür von Angebot und Nachfrage bestimmt. Banken können sich bei der EZB frisches Geld besorgen, wenn sie im Gegenzug Sicherheiten wie etwa Staatsanleihen hinterlegen. Dadurch können sie zusätzliche Kredite zum Beispiel an Unternehmen geben.

Schweizer reagieren

Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) nimmt angesichts der konjunkturellen Aufhellung die im März eingeführten unkonventionellen Maßnahmen teilweise zurück. Anleihen privater Schuldner wollen die Schweizer Währungshüter in Zukunft nicht mehr kaufen. Und eine Aufwertung des Franken gegenüber dem Euro will die SNB in Grenzen zulassen.

Sie wird nicht mehr einer generellen, sondern nur noch einer übermäßigen Aufwertung des Franken zum Euro entgegenwirken, wie es in der geldpolitischen Lagebeurteilung vom 10.12. heißt. An ihrer Niedrigzinspolitik hält die SNB dagegen vorerst fest. Die Notenbank lässt ihren Leitzins unverändert und strebt bei ihrem Referenzzins Dreimonats-Libor weiterhin 0,25 % an.

Die Schweizer Wirtschaft befinde sich auf dem Weg der Erholung, sagte SNB-Präsident Jean-Pierre Roth. Für das nächste Jahr rechnet die SNB mit einem realen Wirtschaftswachstum von 0,5 bis 1,0 %. Die Inflationsgefahr schätzt die SNB zwar immer noch moderat ein, sie hat sich nach Ansicht der Währungshüter aber verstärkt.

Das Wachstum der Geldmengen habe sich beschleunigt. Die Notenbank erwartet, dass die Preise 2010 um 0,5 % und 2011 um 0,9 % steigen werden. "Unsere neue Inflationsprognose, die auf einer unveränderten Geldpolitik beruht, zeigt, dass die Teuerung Anfang 2011 zu steigen beginnt und im ersten Halbjahr 2012 die 2-%-Marke erreicht", erklärte Roth.

Die Inflationsprognose sei weiterhin mit großen Unsicherheiten behaftet und die weltweite Konjunktur bleibe anfällig. Der Finanzsektor erhole sich allmählich, aber eine erneute Verschlechterung könne nicht ganz ausgeschlossen werden. Damit bestehe weiterhin ein Deflationsrisiko. "Allerdings geht aus der Inflationsprognose hervor, dass die expansive Geldpolitik nicht endlos weitergeführt werden kann, ohne die mittel- und langfristige Preisstabilität zu gefährden", heißt es in der Mitteilung.

Europas Verbraucher sparen sich durch die Krise

Aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes legen die Europäer so viele Euro auf die hohe Kante wie noch nie seit Einführung der Gemeinschaftswährung. Die Sparquote der privaten Haushalte stieg in der Euro-Zone zur Jahresmitte im Vergleich zum Vorjahr auf 15,4 %, das sind 1,3 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Und der Trend setzt sich fort: "Die Sparquote (...) dürfte in der zweiten Jahreshälfte gestiegen sein", schreiben die Frankfurter Währungshüter.

Neben der Furcht vor einem Jobverlust machen sie auch die Immobilienkrise in einigen Ländern der Euro-Zone und massive Vermögensverluste durch die Krise etwa bei Aktienanlegern für das gestiegene finanzielle Sicherheitsbedürfnis der Menschen verantwortlich.

Auch die Banken haben ihren Anteil an dem veränderten Verhalten. Sie schauen wegen der Krise deutlich genauer hin, wenn sie Privatleuten einen Kredit geben. "Dies könnte Verbraucher dazu veranlasst haben, verstärkt zu sparen und ihre Verschuldung zu verringern". Hinzu komme die Angst vor künftigen einkommensmindernden Steuererhöhungen, wenn die Regierungen beginnen, die wegen der Krise überstrapazierten Haushalte zu sanieren, meint die EZB.

Die regionalen Unterschiede sind bei der Sparneigung sehr hoch. So erhöhten etwa Spanier und Iren, die von der Rezession sehr stark betroffen sind, ihre Sparanstrengungen überproportional. Die Deutschen sparen trotz Krise dagegen in etwa genauso viel wie vor Beginn der Turbulenzen. Das könnte laut EZB daran liegen, dass sich der deutsche Arbeitsmarkt wegen der Kurzarbeit bisher robust entwickelt und die Abwrackprämie den Konsum anheizte.

Hierzulande stieg die Sparquote im Sommer im Jahresvergleich lediglich um 0,2 auf 9,7 %, wie das Statistische Bundesamt im November mitteilte. Die Deutschen legen damit zwar einen geringeren Teil ihres Einkommens beiseite als andere Europäer, aber viel mehr als die US-Bürger. In den Vereinigten Staaten lag die Sparquote im Oktober bei 4,4 %.

Zur Vollversion des Artikels