Nach Spitzel-Affäre

Murdoch will Zeitungen verkaufen

13.07.2011

Alle Blätter im britischen Königsreich sollen abgestoßen werden.

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Das durch die Abhöraffäre um das britische Boulevardblatt "News of the World" ins Wanken geratene Medienimperium von Rupert Murdoch könnte sich einem Zeitungsbericht zufolge von allen seinen Zeitungen in Großbritannien trennen. Der Konzern sondiere das Interesse von möglichen Käufern für seine britische Zeitungsgruppe News International, berichtete das "Wall Street Journal" am Dienstagabend auf seiner Internetseite. Angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes für Printmedien habe sich bisher aber kein Kaufinteressent gemeldet.

"In den kommenden sechs Monaten" könnte ein neuer Versuch gestartet werden, schrieb das "Wall Street Journal", das ebenfalls zum Murdoch-Konzern gehört, unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Kreise. Neben der inzwischen eingestellten "News of the World" gibt News International die Zeitungen "The Sun", "The Times of London" und "The Sunday Times" heraus.

Telefone angezapft
Journalisten der "News of the World" sollen die Telefone von Prominenten, Angehörigen von Verbrechensopfern sowie Hinterbliebenen getöteter Soldaten angezapft haben. Die Affäre ist einer der größten Medienskandale in der Geschichte Großbritanniens und beschäftigt das Land bereits seit einigen Jahren. Nach dem Bekanntwerden neuer Details stellte Murdoch die Boulevardzeitung ein, am Sonntag erschien die letzte Ausgabe.

Der Skandal gefährdet auch die Murdochs geplante Übernahme der britischen Pay-TV-Gruppe BSkyB, die derzeit von den Kartellbehörden geprüft wird. Das Parlament in London sollte sich am Mittwoch mit einem Antrag der oppositionellen Labour-Partei befassen, der den Medienmogul auffordert, von der Übernahme Abstand zu nehmen. Auch die Koalitionsregierung von Premierminister David Cameron aus Konservativen und Liberaldemokraten hatte ihre Unterstützung für den Antrag durchblicken lassen.

Unter Beschuss
Cameron ist wegen seiner engen Verbindungen zum Murdoch-Konzern im Zusammenhang mit der Abhöraffäre selbst unter Beschuss geraten. Der Premier wollte am Mittwoch vor den Abgeordneten Stellung nehmen. Dem TV-Sender Sky News zufolge plant Cameron, die Untersuchung zum Fall "News of the World" zu einer allgemeinen Überprüfung des Verhältnisses zwischen Politikern und Medien in Großbritannien auszuweiten.

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