20 % sind weg

Nebenkosten fressen Lebensversicherungen

29.07.2010

Laut VKI bekommt man oft nicht einmal soviel, wie man an Prämien eingezahlt hat.

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

Von den Prämien für eine Lebensversicherung geht zumindest ein Fünftel für die Nebenkosten auf. Nur knapp 80 % werden veranlagt. Das erkläre auch die relativ geringe versprochene Rendite von 1,15 bis 2,52 %, heißt es in einer Analyse des Vereins für Konsumenteninformation. Der VKI dazu: "Der Sparanteil ist schlicht zu gering".

Dabei sind Lebensversicherungen in Österreich sehr beliebt: Bei einer Bevölkerung von gut 8 Millionen gibt es über 10 Millionen Verträge. "Können so viele Menschen irren? Leider ja", kommentiert das VKI-Geschäftsführer Franz Floss. Und die Versicherungsexpertin des VKI, Gabi Kreindl: "Ich rate, keine Er- und Ablebensversicherung abzuschließen".

Wer schon eine hat, soll seinen Vertrag "optimieren" und "nicht übereilt kündigen". Wer etwa die Prämie jährlich einzahlt, erspart sich den Unterjährigkeitszuschlag, wer Prämienerlass im Krankheitsfall nicht braucht, soll darauf verzichten. Auch die Wertanpassung sollte man überdenken und vor allem für die letzten fünf Jahre aussetzen.

LV sind kein Bringer
Die gesetzliche Mindestverzinsung von derzeit 2,25 % gilt nur für den veranlagten Teil der Prämien. Tatsächlich wird einem 40-jährigen Mann, der 20 Jahre lang monatlich 100 Euro einzahlt, also in Summe 24.000 Euro, nur die Rückzahlung von 22.600 bis 23.900 Euro garantiert. Er hat also keine Sicherheit, das eingezahlte Geld zurückzuerhalten. Die prognostizierte Rückzahlung inklusive Gewinnbeteiligungen bringt nur eine Rendite von 1,15 bis 2,33 %. Frauen erhalten aufgrund des niedrigeren Sterberisikos geringfügig mehr.

"Hin und Her macht Taschen leer"
Rund die Hälfte der Lebensversicherungen wird vorzeitig aufgelöst. Wer dann rasch ein neues Produkt abschließt verliert auf jeden Fall, warnt Kreindl: "Hin und Her macht Taschen leer", da bei einem neuen Vertrag alle Nebenkosten neuerlich zu tragen sind.

Keine Alternativen
Allerdings ist Floss "ratlos", was Alternativen betrifft. Es gebe derzeit keine, solche sollten aber entwickelt werden. Vor allem wünscht sich der VKI, dass Lebensversicherungen bei den Laufzeiten und Einzahlungen flexibler werden und dass die Kosten transparent gemacht werden, damit die Kunden wissen, was ihnen abgezogen wird. Immerhin haben nur Uniqa und Raiffeisen die Kosten überhaupt bekanntgegeben. Es würde dadurch zwar nicht unbedingt am Ende "mehr herauskommen", aber es gäbe mehr Flexibilität. Außerdem stört es die Konsumentenschützer, dass in der Darstellung der Versicherungsgesellschaften "so ausschaut, als ob viel herauskommt, aber es kommt wenig heraus".

20 % sind weg
Selbst Kreindl findet die Vielzahl an Nebenkosten "verwirrend": Da gibt es nebeneinander "einmalige Abschlusskosten", "jährliche Abschlusskosten", "Verwaltungskosten", "Stückkosten", die laut Lexikon ebenfalls Verwaltungskosten seien, einen "Unterjährigkeitszuschlag" bei monatlicher Zahlung, der einer Art Zinszahlung des Versicherten entspricht, die Risikoprämie für die Ablebensversicherung und dann noch die staatliche Versicherungssteuer. Diese summieren sich auf gut 20 Prozent der eingezahlten Prämien.

Zur Vollversion des Artikels