RLB-NÖ: Langsame Erholung der Finanzmärkte, verhaltener Ausblick

07.07.2009

Orientierungshilfe für Anleger bietet die RLB NÖ-Wien traditionsgemäß zur Jahresmitte. Gerhard Rehor, Vorstandsdirektor der RLB-NÖ für die Geschäftsgruppe Finanzmärkte, rechnet mit einem Dämpfer im 3. Quartal und freundlichen Ausblicken gegen Jahresende: "Der Weg aus der Finanzmarktkrise gleicht einem 'W' - wir befinden uns gerade knapp nach der Mitte!"

Zur Vollversion des Artikels
© ONEYE/Gottwald/Meinrad
Zur Vollversion des Artikels

In den ersten zwei Monaten des Halbjahres hat sich die Krise fortgesetzt. Seit März gibt es aber auf allen Risikomärkten eine Phase der Erholung. Grund dafür war, dass Frühindikatoren ein erstes Licht am Ende des Tunnels gezeigt haben.

In den letzten beiden Wochen dreht sich dieser Trend jedoch um, Marktteilnehmer fragen wieder verstärkt, ob die Krise wirklich vorbei ist. Die Antwort lautet: 'nein', daher sind aktuell Aktien und Kapitalmarktzinsen wieder rückläufig.

Während US Anleihen (AAA, mittlere Laufzeiten) währungsbedingt im ersten Halbjahr keinen Zugewinn ausweisen konnten, war man mit österreichischen Bundesanleihen (AAA, mittlere Laufzeiten) im sicheren Hafen mit einem moderaten Zuwachs.

Überall dort, wo die Risikoaufschläge (Credit spreads) zu Jahresbeginn noch extrem hoch gelegen sind, hat es in der Folge Kursgewinne aufgrund des Rückgangs der Risikoaversion gegeben - d.h. die Risikobereitschaft der AnlegerInnen ist gesunken. Anleihen von Unternehmen mittlerer Qualität und osteuropäische Staatsanleihen haben den stärksten Kursgewinn verzeichnen können.

An den Aktienmärkten zeigten sich der österreichische Aktienmarkt und Osteuropa mit einem Gewinn von rund 20 % deutlich positiv. Mit einem Plus von 16 % ist auch die Kernregion Centrope (Prag, Bratislava, Wien, Budapest) unter den Gewinnern.

Das Sparbuch war im ersten Halbjahr 2008 der gewohnte sichere Hafen, wenn auch in der Tendenz mit fallenden Zinsen.

Einstieg in Aktien erst wieder im Herbst attraktiv

Während europäische Staatsanleihen gerade den niedrigen Kupon verdienen, setzt sich der Abbau der Risikoprämien bei Unternehmensanleihen fort. An den Aktienmärkten ist in den nächsten Monaten wenig zu versäumen. Nach einem eher schwachen 3. Quartal sieht Rehor aber wieder Einstiegschancen. Angesichts der "0-Prognosen" zur Inflation ist von Seiten der Leitzinsen und auch bei der Verzinsung der Sparbücher keine Erhöhung zu erwarten.

Generell sei der Grundsatz nicht mehr gültig, dass Aktien bei einem langfristigen Anlagehorizont einen Mehrertrag gegenüber risikolosen Anlageformen bringen. "Der Zehn-Jahres-Zauber der Aktien ist verloren gegangen", so die nüchterne Bilanz von Rehor. Anlageberater und Fondsmanager müssen sich nun umorientieren. Für Aktienportfolios sei eine "Szenariotechnik" hilfreich, die sich an den Mega-Trends der nächsten drei bis fünf Jahre orientiert. Generell soll das in Kauf genommene Risiko bei einem lebenslangen Ansparplan immer stärker abnehmen.

Reformbedarf beim Pensionssystem

Im Pensionssystem sieht Rehor dringenden Reformbedarf. Flexible Pensionseintrittsmodelle wären notwendig um die demografische Entwicklung abzufedern. Bei der privaten Pensionsvorsorge "Zukunftsvorsorge Neu" sei der Aktienanteil von 40 Prozent fatal gewesen. Rehor rechnet damit, dass der Aktienanteil vom Gesetzesgeber auf 15 bis 25 Prozent reduziert wird. Das Ziel, den österreichischen Kapitalmarkt und die private Vorsorge anzukurbeln, sei in einen Konflikt geraten. Rehor rechnet mit einer Pensionskassen-Novelle sowie einer Reform der privaten Vorsorge im Herbst. "Ich habe dazu positive Signale von den Sozialpartnern vernommen", sagte Rehor.

Aus 1.000 Euro am 1.1.2009 wurden bis 30.6.2009:

Österreichische Bundesanleihen (AAA): 1.030 €
US-Staatsanleihen (AAA): 969 €
Osteuropa-Staatsanleihen (BBB/BB) auf Euro lautend: 1.142 €
Unternehmensanleihen (AA): 1.058 €
Unternehmensanleihen (BB): 1.360 €
Aktien Österreich: 1.199 €
Aktien Osteuropa (inkl. Russland): 1.220 €
Aktien Centrope (Wien, Prag, Budapest): 1.163 €
Aktien International: 1.058 €
Sparbuch (mittlere Bindung): 1.015 €
Gold: 1.078 €

Zur Vollversion des Artikels