Hoch verschuldet

Trauriger Rekord: 143. US-Bank pleite

07.11.2010

Die First Vietnamese American Bank schließt ihre Pforten.

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Freitagabend an der Wall Street. Es herrscht Feierstimmung. Die Aktien notieren bei Kursen wie vor dem einschneidenden Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers vor zwei Jahren; die Boni für dieses Jahr sind dank fetter Gewinne gesichert. Freitagabend im kalifornischen Westminster. Es herrscht Katastrophenstimmung. Gerade hat die First Vietnamese American Bank für immer ihre Pforten geschlossen.

Niemals zuvor sind mehr US-Banken pleitegegangen: Die First Vietnamese mit nur einer einzigen Filiale ist das 143. Kreditinstitut, das in diesem Jahr hat aufgeben müssen. Die gleichen schlimmen Szenen spielten sich am Ende der Woche bei der Pierce Commercial Bank aus dem US-Bundesstaat Washington, bei der Western Commercial Bank aus Kalifornien und der K Bank aus Maryland ab.

Amerikaner warten auf Aufschwung
Für die Regionalbanken in den USA ist 2010 ein düsteres Jahr. Während in Deutschland ein regelrechter Wirtschaftsboom eingesetzt hat und die Arbeitslosigkeit deutlich zurückgegangen ist, warten die Amerikaner noch auf einen spürbaren Aufschwung. Die Arbeitslosenquote verharrt bei historisch hohen 9,6 Prozent. Viele Menschen können deshalb ihre Schulden nicht zurückzahlen - das Geld fehlt den Banken zum Überleben.

Die kleinen und mittleren Kreditinstitute trifft es besonders hart. Denn kaum ein Geldgeber ist bereit, rettend in die Bresche zu springen. Bereits im Krisenjahr 2009 waren 140 Regionalbanken pleitegegangen. Branchenriesen wie die Citigroup oder die Bank of America überlebten indes mit milliardenschweren Hilfen der US-Regierung. Von den ganz Großen gingen lediglich Lehman Brothers und die Sparkasse Washington Mutual unter, weil sie sich am Häusermarkt verzockt hatten.

Hoch verschuldet
Dank des hochriskanten Investmentbankings scheffeln die Wall-Street-Institute heute schon wieder Milliardengewinne. Dagegen schrieb jede fünfte US-Bank zuletzt Verluste. Die Einlagensicherung FDIC, die das Ersparte der Kunden bei einem Bankrott rettet, führte 829 Geldhäuser auf ihrer Problemliste. Damit ist mehr als jede zehnte Bank in den Vereinigten Staaten gefährdet, als nächste umzukippen. Zwar hat sich die Lage am Kreditmarkt entspannt, aber viele Regionalinstitute sind mittlerweile zu geschwächt, um die Besserung noch zu erleben.

Einer von zehn Hausbesitzern ist mit seiner Hypothek im Rückstand. Hinzu kommen unzählige unbeglichene Kreditkartenrechnungen. Vor allem zu Zeiten des Immobilienbooms hatten sich viele Amerikaner hoch verschuldet. Sie kauften für teueres Geld Eigenheime - und weil deren Wert eine Zeitlang immer weiter stieg, konnten sie die Häuser anschließend für andere Anschaffungen wie ein Auto kräftig beleihen. Als die Häuserpreise 2007 fielen, die Zinsen gleichzeitig stiegen und die Menschen arbeitslos wurden, begann die Katastrophe.

Bei Banken herrscht Frust
Dabei sind die kleineren Banken zum Teil selbst Schuld, dass sie so schlecht dastehen. Als das Kreditgeschäft boomte, war ihnen jeder Kunde recht, egal ob er ausreichende Sicherheiten mitbrachte oder aus welcher Ecke der USA er stammte. Viele Regionalbanken machten plötzlich landesweit Geschäfte. Dieser Leichtsinn gepaart mit Größenwahn rächt sich nun.

Bei den kleinen Banken herrscht dennoch Frust, vor allem angesichts der insgesamt bereitgestellten 700 Milliarden Dollar an Staatshilfen für die Branchenriesen. "Absolut unfair - die großen Jungs haben die Macht", beschwerte sich der Chef der untergegangenen Old Southern Bank aus Florida, John Squires. "Regionalbanken im ganzen Land sind in Gefahr."

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