Weltwirtschaft

US-Zahlungsunfähigkeit wäre fatal

09.10.2013

Unsicherheiten auch über weitere Geldpolitik der US-Notenbank

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Als führende Finanzpolitiker in den vergangenen Jahren zu den Treffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) nach Washington reisten, galten ihre Sorgen meist den Turbulenzen in der Eurozone. Bei der am Donnerstag beginnenden Herbsttagung von IWF und Weltbank geben dagegen die Vereinigten Staaten Anlass zu Nervosität.

Gebannt starrt die Welt auf den Streit um die Anhebung der gesetzlichen Schuldenobergrenze, der die USA an den Rand der Zahlungsfähigkeit bringt. Für Unsicherheiten sorgt auch die anstehende Abkehr der US-Notenbank Federal Reserve von ihrer ultralockeren Geldpolitik.

In seinem Ausblick für die Weltwirtschaft beschreibt der IWF den Haushaltsstreit in den USA als erhebliches Risiko für die globale Konjunktur. Ein Zahlungsausfall der USA wäre "sofort spürbar" und würde "große Störungen auf den Finanzmärkten in den USA und im Ausland" auslösen, warnte IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard am Dienstag. Die wirtschaftliche Erholung in den USA würde durch die unmittelbaren Sparzwänge aus der Bahn geworfen.

Auch Weltbank-Chef Jim Yong Kim warnte, dass eine Zahlungsunfähigkeit der Vereinigten Staaten "verheerende" Folgen für die Weltwirtschaft hätte und vor allem die Menschen in ärmeren Ländern treffen würde. In einem Interview mit dem Nachrichtensender CNN sagte Kim am Mittwoch, dass die Weltbank Notfallpläne für die Unterstützung dieser Länder in der Schublade habe, sollte der US-Haushaltsstreit zu einer internationalen Finanzkrise eskalieren.

Blanchard vertrat zwar die Ansicht, dass ein Zahlungsausfall der USA ein "wenig wahrscheinliches Ereignis" sei. Doch in Washington sind Präsident Barack Obama und die Republikaner gut eine Woche vor dem Stichtag noch weit von einem Kompromiss entfernt. Bis zum 17. Oktober hat der US-Kongress Zeit, um das Schuldenlimit von derzeit 16,7 Billionen Dollar anzuheben - sonst könnte die weltgrößte Volkswirtschaft erstmals in ihrer Geschichte ihre Verbindlichkeiten auf den Kapitalmärkten nicht mehr bedienen.

Am Rande der Herbsttagung von IWF und Weltbank findet traditionell auch ein Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) statt. Regierungskreisen in Berlin hieß es, dass die drohende Zahlungsunfähigkeit der USA dort ein Thema sein werde. Es wäre "sehr verständlich, wenn viele dazu raten, dass eine solche Situation vermieden wird".

Für Diskussionsstoff dürfte auch der weitere Kurs der Federal Reserve sorgen. In der Krise flutete die mächtigste Notenbank der Welt die Märkte mit Geld. Seit Ende 2008 liegt der Leitzins auf dem Rekordtief nahe null Prozent. Dazu pumpt die Fed mit dem Aufkauf von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren derzeit monatlich 85 Milliarden Dollar in den Wirtschaftskreislauf. Doch der scheidende Fed-Chef Ben Bernanke hat bereits angedeutet, dass die Zeit der hochexpansiven Geldpolitik in den USA dem Ende zugeht. Noch in diesem Jahr könnten die Anleihenkäufe gedrosselt werden.

Die Kurswende der Federal Reserve hätte Auswirkungen auf Finanzströme und Wechselkurse in der ganzen Welt. Höhere Zinsen in den USA könnten zu massiven Kapitalabflüssen aus Schwellenländern führen, die ohnehin schon mit einer sich abkühlenden Konjunktur zu kämpfen haben. "Eine vorsichtige Umsetzung der Politik und eine klare Kommunikation seitens der Federal Reserve ist äußerst wichtig", schrieb der IWF in seinem Weltwirtschaftsausblick.

 

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