Betrugsverdacht

Goldman Sachs verteidigt sich

17.04.2010

Die US-Investmentbank sieht sich selbst als Opfer des Finanzgeschäfts.

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Die unter Betrugsverdacht stehende US-Investmentbank Goldman Sachs geht zum Angriff über. Sie sieht sich selbst als Opfer des Finanzgeschäfts, bei dem sie ihre Kunden nach Ansicht der US-Börsenaufsicht SEC getäuscht und um mehr als 1 Milliarde Dollar gebracht hat. "Goldman Sachs hat bei der Transaktion Geld verloren", ließ das renommierte Wall-Street-Haus am späten Freitag (Ortszeit) wissen. Den eingenommenen Gebühren von 15 Millionen Dollar (11,08 Mio. Euro) wären eigene Verluste von mehr als 90 Millionen Dollar gegenüber gestanden.

Vorwürfe
Die SEC wirft Goldman Sachs vor, ihre Anleger zum Kauf eines Finanzprodukts animiert zu haben, das von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Denn ein großer Hedgefonds wirkte nach Erkenntnissen der Börsenaufsicht insgeheim am Aufbau des Portfolios aus US-Hypothekenpapieren mit und packte nur minderwertige Ware hinein. Anschließend habe der Hedgefonds mit sogenannten Kreditausfallversicherungen darauf gewettet, dass das Finanzvehikel scheiterte, was durch den Einbruch am US-Häusermarkt kurz darauf tatsächlich geschah. Der Hedgefonds Paulson & Co. soll so rund 1 Milliarde Dollar verdient haben.

Goldman Sachs blieb dabei, dass die Anklage der SEC unbegründet sei. "Wir haben kein Portfolio geschaffen, dass dafür bestimmt war, Geld zu verlieren." Die Anleger - darunter die deutsche Mittelstandsbank IKB - seien allesamt erfahrene Marktteilnehmer gewesen und hätten um die Risiken gewusst. Die Auswahl der Papiere im Portfolio habe die unabhängige Finanzfirma ACA getroffen, selbst der größte Investor. Auch Goldman Sachs habe auf steigende Kurse gesetzt und deshalb letztlich Verluste eingefahren.

An Paulson teilgenommen
In den Gesprächen über den Aufbau des Finanzprodukts, das räumte Goldman Sachs ein, habe aber auch der Hedgefonds Paulson teilgenommen. Die SEC sagt, Paulson habe die Szenerie bestimmt. Alleine die IKB hat laut Anklageschrift fast ihr gesamtes Investment von 150 Millionen Dollar verloren. Ab Mitte 2007 geriet die Bank in existenzielle Schwierigkeiten und musste vom deutschen Steuerzahler mit Milliarden gerettet werden. Falls Goldman Sachs verurteilt werden sollte, droht eine Milliardenstrafe. Der Ruf leidet bereits jetzt.

Nach den schweren Täuschungsvorwürfen gegen Goldman Sachs hat US-Präsident Barack Obama erneut eine rasche Reform des Finanzmarktes gefordert. In seiner wöchentlichen Rundfunkansprache sagte Obama am Samstag, in den Nachwehen der schweren Wirtschaftskrise sei diese Reform eine zu wichtige Angelegenheit, um tatenlos zu bleiben. Er betonte die Pläne seiner Regierung, nach denen die Wall Street künftig für verantwortungsloses Handeln zur Rechenschaft gezogen und die Verbraucher besser geschützt würden. Er appellierte an die Opposition, das entsprechende Gesetz zur Regulierung der Banken rasch durch den Senat zu bringen. "Die Kosten der Tatenlosigkeit sind zu hoch. Wir werden die Wall Street zur Rechenschaft ziehen", sagte Obama.

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