Wirtschaftsfaktor

Seltene Erden: Gar nicht so selten, aber schwer zu gewinnen

30.10.2025

Insgesamt 17 Elemente zählen zu den Seltenen Erden. China ist mit Abstand Weltmarktführer.

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Sie heißen Neodym, Praseodym, Cerium oder Dysprosium und sind für die Wirtschaft von morgen unabdingbar: Die Metalle der Seltenen Erden werden etwa für die Produktion von Windkraftgeneratoren, Elektroautos und Kampfjets gebraucht. China dominiert seit Jahren den Weltmarkt - und setzt diese Macht im Handelsstreit mit den USA offen ein. Chinesische Exportbeschränkungen treffen dabei auch andere Länder, Peking kündigte nun erste Lockerungen an.

Was sind Seltene Erden?

Insgesamt 17 Elemente zählen zu den Seltenen Erden. Die Eigenschaften der einzelnen Metalle unterscheiden sich, unter dem Sammelbegriff zusammengefasst werden sie, weil die Elemente häufig zusammen vorkommen. Jedes einzelne dieser Metalle hat Eigenschaften, die es für die Industrie wertvoll machen. Teils sind sie unersetzlich.

Europium etwa wird für Fernsehbildschirme gebraucht, Cerium zum Polieren von Glas, Lanthan für Katalysatoren in Benzinmotoren. Aus Neodym und Dysprosium werden Magneten für Off-Shore-Windräder hergestellt. Seltene Erden finden sich auch in Drohnen, Festplatten, Elektromotoren, Teleskoplinsen, Raketen oder Jagdflugzeugen.

Das Balkendiagramm zeigt die Anzahl der Atomtests weltweit seit 1945 nach Ländern. Die USA führen mit 1.032 Tests, gefolgt von Russland mit 715 und Frankreich mit 210. Großbritannien und China haben jeweils 45 Tests durchgeführt. Indien, Pakistan und Nordkorea haben deutlich weniger Tests. Insgesamt wurden 2.058 Atomtests gezählt. Quelle: CTBTO.

 

Die Infografik zeigt den weltweiten Abbau seltener Erden im Jahr 2024 mit einer geschätzten Gesamtmenge von 390.000 Tonnen. China ist mit 270.000 Tonnen der größte Produzent, gefolgt von den USA mit 45.000 Tonnen und Myanmar mit 31.000 Tonnen. Australien, Nigeria und Thailand fördern jeweils 13.000 Tonnen. Quelle: USGS.

 

Sind sie wirklich selten?

Jein. Grundsätzlich kommen die meisten Seltenen Erden in der Erdkruste vergleichsweise häufig vor. In einer Bewertung aus dem Jahr 2024 schätzt das US-Institut United States Geological Survey (USGS) die weltweiten Vorkommen auf mindestens 110 Millionen Tonnen, davon 44 Millionen in China, dem bei weitem größten Produzenten der Welt. Weitere 22 Millionen Tonnen liegen demnach in Brasilien, 21 Millionen in Vietnam, zehn Millionen in Russland und sieben Millionen Tonnen in Indien.

Auch in Deutschland gibt es im Norden Sachsens ein großes Vorkommen, das jedoch nicht abgebaut wird. In Europa gibt es zudem enorme, nicht erschlossene Vorkommen in Skandinavien. Die entscheidende Frage ist, ob sich der Abbau wirtschaftlich lohnt - denn der Aufwand und die Folgekosten für die Umwelt sind hoch.

Was macht die Produktion so schwierig?

Seltene Erden sind in der Regel in Verbindungen in Erzschichten enthalten. Problematisch ist die Gewinnung der Seltenen Erden in möglichst reiner Form aus dem abgebauten Erz. Dafür sind chemische Prozesse häufig unter Anwendung von Säuren nötig. Die Verfahren sind komplex und haben zahlreiche Nebeneffekte: Es entstehen radioaktive Isotope und giftige Abwässer; die Gegenden um die Produktionsgebiete gleichen häufig Mondlandschaften. Die Förderung von Seltenen Erden in Deutschland gilt Experten zufolge aus Umweltgründen als nicht möglich.

Chinas Dominanz

China ist mit Abstand Weltmarktführer bei Seltenen Erden. Das Land verfügt über große Vorkommen, hat vor allem aber über die Jahre durch massive staatliche Investitionen ein großes Netzwerk zur Veredelung von Rohmaterialien aufgebaut. Zudem hält China viele Patente für dafür benötigte Technologien. Viele andere Produzenten Seltener Erden exportieren diese deshalb nach der Gewinnung nach China. Und diese Dominanz ist mittlerweile ein offen eingesetztes Druckmittel.

Auf die hohen Zölle von US-Präsident Donald Trump reagierte Peking mit Ausfuhrbeschränkungen für Seltene Erden, die im Oktober auch auf Maschinen und Technologien für den Abbau und die Verarbeitung ausgeweitet wurden. Die weiter reichenden Beschränkungen setzte China nun nach einem Gespräch von Präsident Xi Jinping mit Trump vorerst für ein Jahr aus.

Das Erpressungspotenzial ist seit Jahren bekannt: China setzte bereits 2010 in einem Territorialstreit mit Japan auf einen Exportstopp von Seltenen Erden. 2019 drohte den USA Ähnliches im Kontext der damaligen Handelsstreitigkeiten.

Folgen auch für andere Staaten

Für die US-Industrie sind Seltene Erden ein wunder Punkt. Die USA dominierten selbst jahrelang den Weltmarkt, mittlerweile sind sie aber auch hochgradig abhängig von Importen. Besonders kritisch wäre eine Knappheit der Rohstoffe für die US-Rüstungsindustrie. Zugleich sind weltweit weitere Industriezweige von den chinesischen Exportbeschränkungen betroffen, in Deutschland vor allem die Autoindustrie.

Die EU verhandelt deshalb ebenfalls mit China, am Freitag waren Gespräche mit einer Delegation aus Peking in Brüssel angesetzt. Neben dem Aufbau eigener Produktions- und Verarbeitungskapazitäten - welcher durch die nun zunächst pausierten chinesischen Beschränkungen für Maschinen und Technologie massiv erschwert würde - setzt die EU vor allem auch auf Recycling von Seltenen Erden.

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