Internationale Pressestimmen zu Dubais Geldnöten

27.11.2009

Was "FTD", "The Independent" und die "FAZ" zur Finanzkrise am Golf sagen.

Zur Vollversion des Artikels
© sxc
Zur Vollversion des Artikels

Zu den Zahlungsschwierigkeiten des Golf-Emirats Dubai schreibt die britische Zeitung "The Independent" am Freitag: 

"Die weiteren wirtschaftlichen Konsequenzen der Geldnot Dubais sollten nicht unterschätzt werden. Viele größere Banken auch hierzulande könnten bis zu einem gewissen Grad den Schulden aus Dubai ausgeliefert sein. Wenn sie nun gezwungen sind, Kreditwerte abzuschreiben, könnte das ernsthafte Auswirkungen auf unsere Wirtschaft haben.
Je schwächer die Banken, desto weniger leihen sie den heimischen Unternehmen. Auch für die globale Wirtschaft wäre das fatal. Denn das Vertrauen in die Kreditmärkte, das sich seit vergangenem Herbst wieder langsam erholt hat, bekommt dadurch wohl einen neuen Schlag, da sich Investoren fragen werden, wer der nächste sein könnte."

Die "Financial Times Deutschland" kommentiert:

"Für manche Anleger mag das, was seit Donnerstag auf den Finanzmärkten los ist, überraschend sein. Anderen war die schöne heile Welt der vergangenen Monate schon längst nicht mehr geheuer. Viele Märkte hatten geboomt, als sei die Finanzkrise bereits eine ferne Anekdote aus den Geschichtsbüchern...Die drohende Pleite des Emirats Dubai hat die Finanzkrise mit einem Schlag wieder zurück in die Gegenwart geholt und mit ihr die Angst und Unsicherheit.
Der Fall Dubai zeigt, wie fragil der globale Aufschwung noch ist. Besonders die Finanzbranche ist von normalen Verhältnissen weit entfernt. Gefahren lauern nicht nur am Golf, sondern auch in China, wo die Banken die Konjunktur massiv durch staatlich verordnete Kreditvergabe angekurbelt haben und nun das nötige Eigenkapital fehlt, um die Risiken zu decken. Die Krise ist nicht zurück. Sie war immer da."

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" analysiert Dubais überraschende Bitte um Zahlungsaufschub an seine Gläubiger:

"Zu groß ist das Rad geworden, das Dubai drehen wollte. Zu sehr haben seine Macher auf den Immobilienmarkt gesetzt, in dem lange leichtes Geld zu verdienen war. Heute haben sich die Immobilienpreise halbiert. Dass Dubai einem Offenbarungseid so nahe kommen würde, hatte schon deswegen niemand erwartet, weil das schwerreiche Nachbaremirat Abu Dhabi in diesem Jahr stets eingesprungen war, um dem ölarmen Nachbarn Dubai unter die Arme zu greifen.
Auch dieses Mal machte Abu Dhabi 5 Mrd. Dollar locker. Offenbar zu wenig, weit mehr war erwartet worden. Nun wird spekuliert, was Abu Dhabi zu dieser Zurückhaltung veranlasst haben könnte. Eine plausible Erklärung lautet, dass es wohl als Gegenleistung erhofft hatte, Aktiva gegen Liquidität zu tauschen, und dass zu gering war, was Dubai angeboten hat."

Zur Vollversion des Artikels