Mödling

KBA: Streikende trotzen Drohungen

07.02.2014


Unternehmen drohte mit Entlassungen und Verlust der Abfertigung.

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"Dieser Betrieb wird bestreikt" oder "Mutter, lass uns leben!" zeigen den vorbeifahrenden Autos in der Koenig & Bauer-Straße in Maria Enzersdorf: Hier stehen alle Maschinen still. Die rund 750 Mitarbeiter legten am Donnerstagnachmittag ihre Arbeit nieder und protestieren so gegen den geplanten Abbau von 460 Stellen. Zumindest bis zum nächsten Gespräch am Montag um 11.00 Uhr soll gestreikt werden.

Am Firmengelände im Süden Wiens ist Ruhe einkehrt: Anstatt an Maschinen zu schrauben, hat sich in der Fertigungshalle das Streikkomitee eingerichtet. An Stehtischen und im Raucherhof diskutieren die Mitarbeiter über die harten Sparpläne der deutschen Konzernmutter. Nach APA-Informationen haben sich bisher rund 30 Mitarbeiter kurzfristig in den Urlaub verabschiedet. Beim Betriebsrat ist von einer "Handvoll" Streikbrechern die Rede.

Nach dem lautstarken Streikbeschluss und einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz vor dem Schranken am gestrigen Donnerstag ist den Mitarbeitern nun aber die Angst ins Gesicht geschrieben. Bernhard Ibser hat vor 40 Jahren als Lehrling bei dem Traditionsbetrieb, den es seit 1848 gibt, begonnen. Jetzt, mit 55 Jahren, fürchtet er um seinen Arbeitsplatz. Die Herstellung der Verpackungsdruckmaschinen soll nach Radebeul in Deutschland abgesiedelt werden. Betroffen ist auch Maschinenschlosser Johann Zach, ihm geht es ähnlich. "In unserem Alter ist es halt auch schon schwer, einen neuen Job zu finden", sagt er.

Drohbrief der Geschäftsführung

Unsicherheit herrscht auch wegen eines Briefs der Geschäftsführung. Die Vorstände drohen den streikenden Mitarbeitern mit Entlassung und Verlust der Abfertigung, außerdem würden sie mit ihrem "gesamten Vermögen" für die Streikschäden haften.

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Der Brief der Geschäftsführung, Foto: APA

Bei Betriebsrat Manfred Prokop sind die Telefone heiß gelaufen, er ist sich aber sicher, dass das "Informationsschreiben" die Mitarbeiter nur noch entschlossener gemacht hat. Auch die Gewerkschaft "steht voll hinter der Belegschaft", wie GPA-Spitzengewerkschafter Karl Proyer sagte, als er am Freitag in der Früh vorbeischaute. Er betonte erneut, dass ein Streik ein Grundrecht in einer Demokratie sei.

Unbefristete Streiks sind in Österreich relativ selten, der letzte größere - allerdings befristete - Streik liegt zwei Jahre zurück. Im Jänner 2012 legten laut Gewerkschaftsangaben 1.500 Drucker im Kampf um einen neuen Kollektivvertrag ihre Arbeit nieder. Bei den Metallerlohnrunden ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Warnstreiks gekommen, zuletzt 2011. Als "Streikjahr" in die Geschichte eingangen ist das Jahr 2003, als Konflikte bei Post, Postbus, ÖBB und AUA die Gewerkschaften auf den Plan riefen.

In der KBA-Chefetage sieht man den laufenden Streik skeptisch. Gewerkschaft und Betriebsrat würden mit dem Feuer spielen und mit dem Arbeitskampf auch die 300 Stellen, die bleiben sollen, gefährden. Die Gerüchte über eine Komplettschließung halten sich hartnäckig. Prokop erzählt, dass der Konzernvorstand bei einer Sitzung gemeint hätte, man wolle sich den Wertpapierdruck, der vorerst bei KBA-Mödling bleiben soll, ansehen, wenn der Umbau abgeschlossen ist. Befürchtet wird eine Schließung auf Raten, angeheizt von den Plänen, in Österreich nicht mehr maschinell zu fertigen, sondern nur noch zusammen zu schrauben.

Der deutsche Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer mit Sitz in Würzburg kämpft mit massiven Umsatzeinbußen. Bei den Rollendruckmaschinen macht dem Konzern, der 2008 noch über 8.000 Mitarbeiter hatte, die Zeitungskrise zu schaffen. Nach dem aktuellen Sparkurs, dem konzernweit 1.100 bis 1.500 Mitarbeiter zum Opfer fallen sollen, bleiben nur noch knapp 4.500 übrig. Auch das Geschäft mit dem Drucken von Geld läuft nicht rund. Plastikgeld und bargeldloses Zahlen verdrängen Banknoten immer mehr. Einziger Hoffnungsschimmer: Neue und komplizierte Sicherheitsmerkmale auf den Geldscheinen halten den Weltmarktführer von Wertpapierdruckmaschinen über Wasser. Gewinne dürfen die Aktionäre die nächsten zwei Jahre aber nicht erwarten.
 

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