Lebens-Versicherungen nicht vorzeitig auflösen!

22.10.2009

Angesicht aktuell niedriger Zinsen sind die in den Polizzen enthaltene Zinsgarantien viel Geld wert.

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Jetzt rückzukaufen wäre also der absolut schlechteste Zeitpunkt und "extrem irrational", warnte der Versicherungsexperte Christoph Krischanitz vom Beratungsunternehmen arithmetica.

Eine Gesamtverzinsung von rund 4 % hält Krischanitz für die klassische Lebensversicherung auch langfristig für realistisch, obwohl für 2010 oder 2011 eine Rücknahme der bei 2,25 % liegenden Garantieverzinsung durch die FMA zu erwarten ist.

Allerdings warnt er grundsätzlich vor überzogenen Rendite-Erwartungen. "Es könnte wieder eine Ertrags-Hysterie ausbrechen nach dem Motto 'die Krise ist vorbei'. Eine zu rasche "Erholung" der Börsen stelle ein Bedrohungspotenzial für die klassische Lebensversicherung dar, da sie vielleicht nicht nachhaltig sei und man sich möglicherweise "in eine neue Bubble hinein" bewege.

Das am besten beaufsichtigte Finanzinstrument

Es gebe etliche Gründe, die für die klassische Lebensversicherung sprechen, betonte Krischanitz. Neben der Garantieverzinsung sei dies die Aussicht, bei hohem Zinsniveau zu mindestens 85 % am Gewinn beteiligt zu sein sowie die Tatsache, dass dieses Produkt das am besten beaufsichtigte Finanzinstrument sei: "Man hat sogar das Gefühl, das ist sicherer als Elemente der ersten Säule der Altersversorgung." Zudem werde durch die Polizzen neben der Performance auch ein Versicherungsschutz geboten.

Den Versicherungsschutz sollte die Assekuranz künftig stärker ins Zentrum rücken, auch wenn sich Fondspolizzen leichter verkaufen lassen, rät der arithmetica-Geschäftsführer der Branche. Es sei "schlecht", das Produkt über das Argument der Rendite zu verkaufen. Absichtlich falsche Renditeversprechen zu machen, "würde ich aber keinem Versicherungsunternehmen unterstellen", betont Krischanitz.

Möglicherweise seien falsche Prognosen in der Vergangenheit aus damaliger Marktsicht realistisch gewesen. Wie berichtet hat der VKI im Frühjahr bei einer Untersuchung von 18 Er- und Ablebensversicherungen keine einzige gefunden, die zu Vertragsende das angekündigte Ziel erreicht hat.

Lob für Aufsichtskonzept "Solvency II"

Zum kommenden Aufsichtskonzept "Solvency II" und der internationalen Bilanzierung warnt der Experte davor, dass die hier beobachtbare zunehmende Kapitalmarktorientierung der klassischen Lebensversicherung abträglich sei. Solvency II sei wichtig und in vielen Punkten auch richtig - aber auch eine "überbetriebene betriebswirtschaftliche Regulierung".

Unter Kapitalmarktbedingungen sehe die klassische Lebensversicherung nämlich nicht besonders gut aus, meint Krischanitz, "weil der Kapitalmarkt die hier enthaltenen Garantien wegen der hohen Kosten für die Versicherungsunternehmen nicht nachbilden kann und daher übermäßig schlecht bewertet".

2008 konnte die heimische Assekuranz nach Verbandsangaben von Mai ihre Einnahmen noch spürbar steigern, absolut gesehen am kräftigsten in Leben um 2,2 % auf 7,36 Mrd. Euro, in Schaden/Unfall (samt Kfz) um 1,9 % auf 7,32 Mrd. Euro und Kranken um 3,5 % auf 1,53 Mrd. Euro.

In der Sparte Leben legten die Einmalerläge um 3,6 % auf 1,825 Mrd. Euro zu, das klassische laufende Geschäft wuchs um 1,7 % auf 5,536 Mrd. Euro. Aus Fondspolizzen nahm die Branche mit 3,135 Mrd. Euro um 23,7 % mehr ein, in der prämiengeförderten Zukunftsvorsorge gab es 14 % Zuwachs auf 825 Mio. Euro. Für die Einnahmen in Leben 2009 hat der Verband im Mai eine Bandbreite von -1,2 bis -4,7 % prognostiziert.

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