Cocoonig statt Kneipe: Westeuropas Bierdurst stark gedämpft

20.08.2009

Der Bierverkauf ging in Westeuropa in der ersten Jahreshälfte 2009 um mehr als 4 Prozent zurück - dies entspricht 580 Mio. l oder mehr als 1 Mrd. weniger Bier-Pints in Großbritannien, sagt die Bierforschungstelle "Canadean's Quarterly Beverage Tracker". Alkoholische Getränke im Allgemeinen schnitten nicht viel besser ab.

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Bei Erfrischungs- und Milchgetränken sind die Zahlen um 1 Prozent gesunken, während bei heißen Getränken ein kleiner Anstieg festgestellt wurde und der allgemeine kommerzielle Getränkekonsum um etwa mehr als 1 Prozent abnahm.

Cocoonig statt Kneipe ums Eck

Der Bierverkauf wurde stark beeinträchtigt, weil Kunden in der ganzen Region sparen und, Bars, Kneipen und Restaurants meiden. "Cocooning" ist ein Begriff, der seit des wirtschaftlichen Abschwungs in den frühen 1990er Jahren nicht mehr verwendet und nun aus der Versenkung geholt wurde, um den Trend von Konsumenten zu beschreiben, die zwecks Unterhaltung von Familie und Freunden lieber zu Hause bleiben, anstatt auszugehen oder sich im Lokal zu treffen.

In einigen Bereichen haben Rauchverbot und zunehmende Steuern dazu beigetragen, die Abstinenz zu verstärken. Dieses Phänomen kann am besten in den Niederlanden beobachtet werden, wo die Verbrauchersteuer erhöht wurde und das Rauchverbot in den Cafés zu einer nennenswerten Abnahme des Bierkonsums von 9 Prozent in der ersten Hälfte 2009 geführt hat.

Der Erfrischungsgetränkekonsum ist vergleichsweise weniger davon betroffen. Wie beim Bier hat die Rezession auch den Verkauf im HoReCa-Kanal betroffen. Jedoch wurde ein großer Mengenumfang an die Supermärkte umgeleitet.

Bier hat nicht von der Änderung der Lokalität profitiert; die Menschen trinken weniger Bier, wenn sie weniger oft ausgehen. Dieser Faktor hat vermutlich der Kategorie der heißen Getränke geholfen, weil Menschen, die zu Hause bleiben, anstelle von Bier lieber Tee und Kaffee trinken. Heisse Getränke stellen auch eine relativ wirtschaftliche Art dar, um sich zu erfrischen, und schneiden in finanziell schwierigen Zeiten oft relativ gut ab.

Billigmarken florieren europaweit

Während das Absatzvolumen von Erfrischungsgetränken einigermaßen läuft, trifft dies nicht zu, was den Wert anbelangt, weil Konsumenten ihr Haushaltsbudget einschränken. Berater von Canadean berichten, dass mit Ausnahme von Belgien, Finnland, Schweden und Griechenland private Handelsmarken in allen Bereichen besser abschneiden als Markenprodukte. Billiganbieter profitieren davon und dehnen ihr Verkaufsnetz in der ganzen Region aus; sogar die Kanarischen Inseln sind davon betroffen und ein Billiganbieter eröffnet dort demnächst eine Verkaufstelle.

Das dritte Quartal ist der stärkste Zeitraum für den kommerziellen Getränkeverkauf und das Abschneiden in diesem Quartal wird die Jahresbilanz bestimmen. Heisse Temperaturen im Juli und August oder ein milder Altweibersommer im September könnten die Bilanz respektabler gestalten. Berater von Canadean gehen im Vergleich zum vorjährigen Zeitraum von einer geringen Absatzverbesserung für kommerzielle Getränke aus; in der zweiten Hälfte 2008 wurde das Auge eines finanziellen Sturms durchschritten.

Voraussichtlich wird der Bierverkauf zum Ende des Jahres um 3 Prozent sinken. Dagegen sollten die Zahlen für die Erfrischungsgetränke nur geringfügig schwächer ausfallen. Insgesamt wird erwartet, dass der Getränkekonsum um mehr als 1 Prozent fallen wird.

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