Stagniert im Ranking
Sorge! Österreich bei IMD-Wettbewerbsfähigkeit nur auf Rang 26
17.06.2025Unter 69 Ländern kommt Österreich nicht über das Mittelfeld hinaus. Unser Land stagniert im wichtigen Ranking zur Wettbewerbsfähigkeit. Rang eins geht an die Schweiz. Darauf folgen Singapur und Hongkong.
Österreich kommt in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit nicht vom Fleck. Wie im Vorjahr lag Österreich auch 2025 im Ranking des Lausanner Instituts IMD auf Rang 26 - diesmal unter 69 Volkswirtschaften. Schlecht schnitt Österreich bei der wirtschaftlichen Entwicklung und Regierungseffizienz ab - mit jeweils Rang 40. Gute Noten gab es für das Unternehmensumfeld und vor allem für die Infrastruktur (Rang 14).
Heuer übernahm die Schweiz den Spitzenplatz im "World Competitiveness Report" vor Singapur und Hongkong. Dahinter folgen Dänemark und die Vereinigten Arabischen Emirate. Die USA, 2023 noch auf Rang 9, liegen nun auf Platz 13, China folgt knapp dahinter auf 16, Deutschland verbesserte sich im Jahresvergleich um fünf Plätze auf 19. Die letzten fünf Plätze nehmen die Mongolei, die Türkei, Nigeria, Namibia und Schlusslicht Venezuela ein.
Österreich bei Steuerpolitik fast Schlusslicht
Verschlechterungen ortet das IMD in Österreich im aktuellen Bericht im Vergleich zum Vorjahr wirtschaftlich unter anderem beim gestiegenen Defizit und verlangsamten Wachstum und einem starken Rückgang bei Patentanmeldungen. Negativ waren aber auch der Anstieg der Morde oder rückläufiges Bevölkerungswachstum. Das IMD verweist weiters auf eine weniger gute Lage unter anderem bei der Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft oder der Flexibilität der Regierung. Fast Schlusslicht (Rang 64) ist Österreich aus Sicht des IMD bei der Steuerpolitik, sehr schlechte Bewertungen gibt es für die Regelungen für Arbeitslose und die Anpassungsfähigkeit der Gesetzgebung.
Dem stehen einige Verbesserungen gegenüber, etwa die häufigere universitäre Ausbildung, das Wachstum der Beschäftigung, der Rückgang der Inflation oder höhere Tourismuseinnahmen. Auch rückläufige staatliche Förderungen verbucht das IMD auf der positiven Seite, ebenso wie die effizientere Wassernutzung. Befragte Manager gaben die verlässliche Infrastruktur, gut ausgebildete Arbeitskräfte, die allgemein gute Ausbildung, den verlässlichen Rechtsrahmen und eine stabile Politik als die fünf häufigsten Pluspunkte in Österreich an.
Oberste Priorität für Regierungspolitik sei es heutzutage, "der Fragmentierung entgegenzuwirken", heißt es im IMD-Bericht. Länder mit einem geringeren Grad an sozioökonomischer und politischer Polarisierung (z. B. die Schweiz, Dänemark und Schweden) würden auch bessere Werte bei der Wettbewerbsfähigkeit erzielen. Wichtig sei aber auch eine starke Währung. Schwache Währungen würden zwar Exporte erleichtern, aber eine starke Währung "spiegelt robuste wirtschaftliche Fundamentaldaten wider, wie z. B. das Vertrauen der Investoren, eine stabile Staatsführung und die Existenz hochwertiger Exportunternehmen, die dem Preisdruck standhalten können", so der Bericht.
Industriellenvereinigung äußert Sorge
Die Industriellenvereinigung (IV) zeigt sich angesichts des stagnierenden IMD-Wettbewerbsfähigkeitsrankings besorgt: „Dass Österreich bei zentralen Standortfaktoren wie Steuerpolitik, Regierungseffizienz und wirtschaftlicher Entwicklung abgeschlagen ist, zeigt den akuten Handlungsbedarf. Ohne grundlegende strukturelle Reformen droht der Wirtschaftsstandort weiter an Attraktivität zu verlieren“, so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.
Die IV fordert eine umfassende Reformoffensive mit klarem Fokus
- auf eine wachstumsfreundliche Steuerpolitik,
- eine Entlastung des Faktors Arbeit,
- Verringerung der Lohnstückkosten
- sowie gezielte Investitionen.
Auch der rasche Abbau bürokratischer Hürden und eine effizientere Gesetzgebung und Verwaltung sind essenziell.
Standortpolitik: "Regierung gefordert"
Gerade angesichts des internationalen Wettbewerbs sei es unerlässlich, die Standortpolitik langfristig auszurichten – mit klaren Zielvorgaben, verbindlichen Umsetzungsplänen und konsequenter Prioritätensetzung auf Wachstum, Beschäftigung und Innovation. Dies müsse die Industriestrategie leisten, die gerade in Erarbeitung ist. Die Regierung sei gefordert.
Besonders kritisch ist, dass Österreich laut IMD im Bereich Steuerpolitik beinahe Schlusslicht ist. Das gefährdet Investitionen, hemmt die Unternehmensdynamik und lässt Österreich gegenüber erfolgreichen Industriestandorten wie Deutschland, der Schweiz oder Dänemark noch stärker zurückfallen. „Wir brauchen eine nachhaltige Entlastung der Betriebe und mehr wirtschaftspolitische Verlässlichkeit“, so Neumayer.
Zukunftsthemen wie Forschung, Digitalisierung und nachhaltige Industrie müssen zudem noch stärker in den Fokus rücken bzw. im Fokus bleiben. Denn in einem zunehmend fragmentierten globalen Umfeld entscheidet die Standortqualität über wirtschaftliche Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit.