Maßnahmen für die Wohnzukunft Österreichs

24.07.2025

Was braucht es, um die Wirtschaft anzukurbeln und Wohnraum zu schaffen? Der Mietpreis-Stopp ist es nicht, wie man bei der Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE) feststellt.

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© Gettyimages
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Vielmehr stellt sich die Wohnbaupolitik der Bundesregierung als Konjunkturbremse dar und das muss sich rasch ändern“, fordert VÖPE-Präsident Andreas Köttl und präsentierte gemeinsam mit Wohn-Allianzpartnern einen neuen Wohnkostenindex, Maßnahmen zum Thema kostenoptimiertes und nachhaltiges Bauen sowie Finanzierungsmaßnahmen, die jungen Menschen den Erwerb oder die Sanierung von Wohnraum erleichtern sollen.
In Deutschland hat Bundeskanzler Friedrich Merz die Parole „bauen, bauen, bauen“ ausgegeben, in Österreich hadert die Regierung noch immer mit der Einsetzung des angekündigten Beratungsgremiums für leistbares Wohnen. Die VÖPE hat daher in den vergangenen Wochen Nägel mit Köpfen gemacht. Gemeinsam mit den größten Bauträgern, darunter die ARWAG und die BUWOG, mit Experten befreundeter Verbände, sind fundierte, budgetschonende Maßnahmen erarbeitet worden, die sowohl die Bestandssanierung als auch Neubau betreffen. Sie sind rasch umsetzbar, wie es heißt, und sollen die heimische Wirtschaft ankurbeln.

© ALBA Communications / Clemens Niederhammer

Neuer Wohnkostenindex wirtschaftsfördernd und leistbar
Fair. Ein neuer Wohnkostenindex soll statt rigider Mietpreisdeckel faire, stabile Mieten ermöglichen. Die Indexformel – 70 % Verbraucherpreisindex, 30 % Baukosten – glättet Preisschwankungen und stärkt Planungssicherheit. Gleichzeitig will ein Reformpaket Baukosten senken: durch CO₂-Budgets, realistische Standards und EU-Harmonisierung. Für leistbaren Wohnraum braucht es zudem neue Finanzierungsmodelle wie eine staatlich abgesicherte Wohnbaufinanzierung und steuerliche Zinsabschreibung. Die ARGE Eigenheim warnt vor einseitiger Subjektförderung – nur mit strategischer Objektförderung kann Wohnbau langfristig sozial, ökologisch und regional gesteuert werden. Zudem soll eine faire Umlage von Sanierungskosten die Modernisierung fördern, ohne Mieter zu überfordern.
Hier die Maßnahmen im Detail erklärt:
Wohnkostenindex statt Preisdeckel: Ein fairer Weg für alle

Der Anfang Juni präsentierte Mietpreis-Stopp ist kein taugliches Modell zur Preislinderung.
Warum? Harte Preisdeckel wirken zwar populär, verknappen aber langfristig Wohnraum. Thomas Drozda: „Es braucht einen verlässlichen, sachlichen Index, der nicht von schlagartigen Erhöhungen, wie sie etwa in der Gastronomie oder Hotellerie zu beobachten sind, beeinflusst wird. Unser Wohnkostenindex bietet genau das: eine faire und ausgewogene Lösung für Mietern, Vermietern und die Bauwirtschaft. Er sorgt für Stabilität, Investitionssicherheit und leistbaren Wohnraum, ohne den Markt zu verzerren oder das Budget zusätzlich zu belasten. Unser Wohnkostenindex ist im Grunde eine Vereinigung im Verhältnis 70:30 zwischen dem „Kern- VPI“ (70%) und dem „Baukostenindex (30%).“

Warum 70:30?

  • - Mehr „Kern-VPI“ um extreme Schwankungen zu glätten UND
  • - um die allgemeine Wirtschaftslage besser abzubilden,
  • - zusätzlich 30% „Baukostenindex“, um trotzdem auch sachlich die direkten Kosten der Erhaltung abzubilden.

„Ein geglätteter Wohnkostenindex schafft Fairness für Mieter und Vermieter gleichermaßen. Er
macht Wohnkosten kalkulierbar. Er bremst die Inflation. Und er stärkt die Wirtschaft und
ermöglicht weiterhin Investitionen in die Erhaltung, Sanierung und den Neubau. Unser
„Wohnkostenindex“ kann sofort verlautbart werden, er kann sofort gelten, und er kann daher
schon jetzt die Mietpreise dämpfen, und trotzdem die Wirtschaft stärken. Er ist planbar und
schafft bereits jetzt Klarheit, anstelle unterschiedlichster Index-Regelungen und -Deckel für jedes zukünftige Jahr“, ergänzt Andreas Köttl.

Wie macht man die Unternehmung/die Immobilie zukunftsfähig? Durch: Kostenoptimiertes und nachhaltiges Bauen, sowie angemessene Finanzierungsformen
Die wichtigsten Ursachen für den rapiden Anstieg der Baukosten sind vor allem ein Dickicht aus
Normen, sowie technisch überzogene Detailvorgaben die Planung, Genehmigung und bewältigen
muss, hat mehr Spielraum für innovative Lösungen. Unser Reformpaket zeigt, wie wir Baukosten
deutlich reduzieren und gleichzeitig die Klimaziele schneller erreichen können.
Kurzfristig umsetzbare Lösungsansätze sind:
1. Verankerung von CO₂-Budgets und Lebenszyklusanalysen: Angelehnt an das dänische
Modell schlagen wir vor, klimabezogene Grenzwerte über die gesamte Nutzungsdauer
gesetzlich festzulegen und schrittweise zu verschärfen.
2. Aktualisierung technischer Mindeststandards: z.B. Rückkehr zur europäischen
Berechnungs-Raumtemperatur, realistische Dämm- und Schalldämmwerte sowie die
Zulassung natürlicher Lüftungssysteme könnten Material- und Betriebskosten reduzieren,
ohne Komfort oder Sicherheit zu mindern.
3. Forderung nach Harmonisierung technischer Regeln (OIB, Ö-Normen) mit
europäischen Standards, um Material- und Energieeinsparungen sowie schnellere
Verfahren zu ermöglichen.
Andreas Köttl: „Wofür brauchen und machen wir das alles überhaupt? Wir wollen die junge
Generation nicht belasten und an der Wohnraum-Zukunft Österreich bauen. Der limitierende
Faktor bei der Investition in Eigentum? In aller Regel die Finanzierung. Die Lösung? Mut zur
Kreativität. Dabei muss das Rad muss nicht neu erfunden werden, es bedarf der Reaktivierung
bewährter Modelle der Vergangenheit.“

Wiedereinführung der „Wohnbau-Investitionsfinanzierung“
Eine staatlich besicherte Wohnbaufinanzierung soll neu aufgelegt und die
Wohnbauinvestitionsbank wieder ins Leben gerufen werden. Dabei könnten Finanzierungen über
die Europäische Investitionsbank (EIB) erfolgen, abgesichert durch staatliche Garantien. Dies
würde das Risiko für Banken senken und dringend benötigte Projekte wieder finanzierbar machen,
ohne das Staatsbudget zu belasten.

Steuerliche Absetzbarkeit von Finanzierungszinsen für das Eigenheim
Auch private Bauherren und Wohnungskäufer leiden massiv unter der aktuellen
Finanzierungssituation. Die Möglichkeit, Finanzierungszinsen steuerlich abzuschreiben – ein
Instrument, das es in Österreich früher bereits gab – sollte daher wieder eingeführt werden. Das
würde die Finanzierung von Eigenheimen, unter Beibehaltung der Regulatorik im Zusammenhang
mit privaten Kreditvergaben, erleichtern.

Umlegen der Sanierungskosten
Wir schlagen eine Umlagemöglichkeit zumindest eines Teils der Sanierungskosten als
Mietzinsaufschlag und zusätzlich reduzierte Abschreibungsdauern bei nachhaltigen Sanierungen
vor. Prämisse: „Mehrkosten“ für Mieter sollten durch die reduzierten Energiekosten gedeckt sein
– Modernisierungsumlage mit Fairnesskomponente.

ARGE Eigenheim: Langfristige Steuerung nur mit Objektforderung möglich
Für Isabella Stickler von der ARGE Eigenheim zeigen die aktuellen politischen Diskussionen zur
Zukunft der Wohnbauförderung eine bedenkliche Tendenz: In Budgetverhandlungen auf Bundesund
Länderebene wird zunehmend eine einseitige Verlagerung hin zur Subjektförderung diskutiert
– also zu individuellen Zuschüssen wie zum Beispiel Wohnbeihilfen.
Dieser Fokus wird mit angespannten Budgets und der Reaktion auf stark gestiegene Mieten
begründet. Doch eine reine Subjektförderung greift aus Sicht der ARGE Eigenheim zu kurz: Ohne
gezielte Objektförderung verliert die öffentliche Hand die Möglichkeit, den Wohnbau strategisch
zu steuern – räumlich, sozial und qualitativ.
Der stabile, sozial ausgewogene Wohnungsmarkt in Österreich basiert seit Jahrzehnten auf dem
erfolgreichen Zusammenspiel von Objektförderung und Wohnungsgemeinnützigkeit. Dieses
Modell hat über eine Million leistbare Wohnungen geschaffen – preisgebunden, spekulationsfrei
und ohne laufende Subventionen.
Im Gegensatz zur Subjektförderung, die reaktiv und einkommensabhängig wirkt, ist die
Objektförderung strategisch steuerbar und politisch budgetierbar. Sie ermöglicht gezielte
Schwerpunkte:
• leistbarer Wohnraum in Wachstumsregionen / Ballungszentren
• Wohnversorgung im ländlichen Raum
• klimagerechter und energieeffizienter Neubau und qualitätsvolle Sanierung
• soziale Durchmischung und Versorgung besonderer Zielgruppen

„Subjektförderung kann zwar auf Preisentwicklungen reagieren, initiiert jedoch keine Bauprojekte,
schließt keine regionalen Versorgungslücken, setzt keine Standards und sichert keine langfristige
Preisbindung. Sie verursacht laufende Kosten – ohne dauerhafte strukturelle Wirkung“, erklärt
Isabella Stickler.
Abschließend betonte Andreas Köttl: „Wenn wir leistbares Wohnen erhalten und zugleich die
Bauwirtschaft stärken wollen, brauchen wir keine politischen Placebos, sondern praktikable
Lösungen. Das heute vorgestellte Maßnahmenpaket ist ein konstruktiver Beitrag, der zeigt, wie es
gelingen kann – wirtschaftlich sinnvoll, sozial verantwortungsvoll und sofort umsetzbar.“
 

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