ORF-Publikumsrat fordert mehr Eigenproduktionen

19.01.2010

Eine entsprechende Empfehlung hat die Hörer- und Sehervertretung bei ihrer letzten Sitzung der ablaufenden Funktionsperiode verabschiedet. Darin enthalten ist der Wunsch nach mehr Servicesendungen für ein jüngeres Publikum, etwa bei Konsumententhemen, Bildung oder Beruf, aber auch die Forderung, neue moderne Diskussionsformate einzuführen.

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Neben dem Ausbau der Eigenproduktionen legt der Publikumsrat auch auf eine Stärkung der regionalen Dimension von Unterhaltung und Berichterstattung Wert. Weiterentwickelt solle ORF 1 in Abstimmung mit ORF 2 werden. In ihrer letzten Sitzung in aktueller Zusammensetzung zogen die ORF-Publikumsräte auch Bilanz über ihre fünfjährige Amtszeit und deponierten Wünsche an das zukünftige Gremium.

Vor allem wünschten sich die Räte, dass der Publikumsrat sowohl in der Öffentlichkeit als auch ORF-intern stärker wahrgenommen werde und dass Empfehlungen von der Geschäftsführung künftig rascher und mehr berücksichtigt werden. Einige Gremiumsmitglieder sprachen sich dafür aus, dass ihre Nachfolger künftig regelmäßiger zu den Sitzungen erscheinen, als das in der amtierenden Besetzung der Fall war.

Der ORF-Publikumsrat wird ab kommender Woche neu gewählt, der amtierende Vorsitzende Georg Weißmann rechnet damit, dass sich der neue Publikumsrat frühestens am 26. Februar, sehr wahrscheinlich aber erst Anfang März konstituieren wird.

"Chili"-Quoten reizen ORF-Publikumsräte

Der noch nicht allzu große Sehererfolg von "Chili" und "Backstage", den beiden neuen Vorabendshows von Dominic Heinzl auf ORF 1, war am Dienstag (19. Jänner) ebenfalls Thema in der letzten Plenarsitzung des aktuellen Publikumsrats. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz musste zur Verteidigung des Formats ausrücken, unter anderem deshalb, weil die Quote in der werberelevanten jungen Zielgruppe von 12 bis 29 Jahren seit dem Start von "Chili" am 11. Jänner gesunken sei, wie Publikumsrat Andreas Kratschmar dem Generaldirektor im Plenum vorhielt.

Die Vorgängersendung, die US-Sitcom "Mein cooler Onkel Charlie" sei bei den 12- bis 29-Jährigen bei 23 % Marktanteil in den Kabel- und Satellitenhaushalten gelegen, die eigenproduzierten Heinzl-Sendungen "Backstage" und "Chili" hätten demgegenüber verloren: Erstere habe in der ersten Woche durchschnittlich nur elf Prozent erreicht, die darauffolgende Hauptsendung "Chili" ebenfalls nur bei 13 % gelegen, so Kratschmar.

Wrabetz konterte, dass man dafür bei den 12 bis 49-Jährigen "stabil" sei. "Wenn wir das halten können, dann ist das richtig." Dass ORF 1 bei den jüngeren Sehern Einbußen verzeichnet hat, liege auch am Vorgängerformat, so der ORF-Chef: "Das Jüngste, was es gibt, sind amerikanische Serien." Die Heinzl-Sendungen seien außerdem im Haus produziert:"Wir haben amerikanische Achtfachwiederholungen durch ein Eigenprogramm ersetzt."

Man liege mit "Chili" und "Backstage" bis jetzt über dem Sendeplatzschnitt von ORF 1 und "deutlich über dem was dieses Format in dieser Zeit auf ATV hatte". Von der Sendung profitiere auch die direkt darauffolgende "ZiB 20", die in den Quoten tendenziell steige. Entgegen aller "Unkenrufe" sei auch die "Zeit im Bild" auf ORF 2 nicht beschädigt worden. Auch die "Seitenblicke" seien stabil geblieben.

Den medialen Trommelwirbel im Vorfeld von "Chili" kritisierte wiederum Publikumsrat Hans Paul Strobl. Er sprach von "Maulheldentum wie bei 'Mitten im Achten'", aus dem der ORF nichts gelernt habe. Man habe "wieder das Gleiche gemacht wie damals - Heinzl ist als Erlöser von schwachen Programmpunkten eingeführt worden, aber das ist er nicht." Der Moderator sei über die Maßen mit Vorschusslorbeeren bedacht und damit in "große Schwierigkeiten gebracht worden", so Strobl.

In der ersten Woche hatten sich die beiden Sendungen rund um die 200.000-Seher-Marke eingependelt. Am Montag erreichte "Backstage" rund 178.000 Seher, "Chili" etwa 229.000 Zuschauer. Gegenüber dem ersten Tag, wo die beiden Sendungen mit 356.000 bzw. 405.000 Sehern gestartet waren, sind die Quoten binnen Wochenfrist deutlich abgefallen.

Stabil blieb weiter das traditionelle Societyformat auf ORF 2, die "Seitenblicke", die in der Vorwoche zwischen 800.000 und über einer Million Sehern pendelte. Rückgänge verzeichnete auch ATV mit der Kampfprogrammierung alter Folgen von Heinzls "Hi Society"-Sendung am Sendeplatz von "Chili". Am Montag verfolgten dies noch 96.000 Seher.

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