Einigung

Metaller - Löhne steigen um 4,2 Prozent

17.10.2011

165.000 Arbeiter und Angestellte erhalten ab 1. November im Schnitt um 4,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt.

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Die 165.000 Arbeiter und Angestellten der Metallindustrie dürfen sich ab 1. November 2011 über deutlich mehr Geld freuen. Sie erhalten im Schnitt um 4,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt, Hilfsarbeiter um bis zu 5,3 Prozent zusätzlich. Außerdem wird die Elternkarenz deutlich ausgebaut. Der Industrie kostet der Abschluss rund 300 Mio. Euro. Der Einigung am Dienstag um vier Uhr in der Früh in der Wirtschaftskammer-Zentrale in Wien war ein 14-stündiger Verhandlungsmarathon und ein Warnstreik vorausgegangen. Bundeskanzler Werner Faymann (S) hat die Einigung begrüßt und den Verhandlungspartnern zum "guten Ergebnis" gratuliert. Auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V) ist zufrieden.

Kritik der Opposition
Die Einigung hat bei der Opposition nicht nur Freude ausgelöst, sondern war auch Anlass für unterschiedliche Kritik. FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache meinte am Dienstag in einer Pressekonferenz, die Argumentation der Arbeitgebervertreter zu Beginn der Verhandlungen sei ein "Affront" gegenüber den Beschäftigten gewesen. Die Grünen hätten sich mehr Engagement für Frauen gewünscht, das BZÖ sieht schwierige Jahre auf die Branche zukommen.

Konkret sieht das Ergebnis der Kollektivvertragsverhandlungen so aus (Ist- und KV-Löhne sind diesmal gleich hoch):  Die untersten Beschäftigungsgruppen A und B erhalten um 4,4 Prozent mehr, durch eine Mindestaufzahlung von 80 Euro kommen sie unterm Strich auf ein Lohnplus von 5,3 Prozent. Die Gruppen C und D erhalten 4,3 Prozent zusätzlich, die Gruppen E und F 4,2 Prozent, die Gruppe G 4,0 Prozent und die Topverdiener (H, I, J, K) 3,8 Prozent mehr. Der Mindestlohn für die nächsten zwölf Monate liegt bei 1.583 Euro, nach zuletzt 1.515 Euro brutto.

Betriebe mit einer schwachen Ertragslage erhalten Ausnahmegenehmigungen. Wie diese genau aussehen, wurde am Dienstag in der Früh von den Verhandlern noch nicht präzisiert. Mit einem durchschnittlichen Plus von 4,2 Prozent liegt der Abschluss jedenfalls erheblich über der Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate von 2,8 Prozent, die als Basis für die Kollektivverhandlungen herangezogen wurde. Auch die zuletzt hohe Inflationsrate von 3,6 Prozent wurde damit abgedeckt.

Die künftige Regelung der Elternkarenz bringt ebenfalls deutliche Verbesserungen für die Arbeitnehmer. Bisher wurden zehn Monate für ein Kind für die Gehalts-Vorrückung angerechnet, ab 1. November werden 16 Monate für jedes Kind berücksichtigt.

Christoph Hinteregger sowie Alfred Hintringer auf Arbeitgeberseite und Rainer Wimmer (Pro-Ge) sowie Karl Proyer (GPA) auf Gewerkschaftsseite bedankten sich nach der Einigung vor Journalisten beim Gegenüber für die konstruktiven Gespräche. Die angespannte Stimmung nach den Warnstreiks Ende der vergangenen Woche war schon bald nach Beginn der Verhandlungen am Montag knapp nach 14:00 Uhr wie verflogen. Wimmer betonte aber nach Verhandlungsende, dass der Arbeitskampf notwendig war, um der Arbeitgeberseite die Entschlossenheit der Belegschaft klar zu machen. Lapidarer Kommentar von Hinteregger: "Wir hätten darauf gerne verzichten können."

Am Mittwoch beginnen die Lohnverhandlungen für die rund 450.000 Handelsangestellten. Kein anderer Kollektivvertrag umfasst mehr Beschäftigte, die Mehrheit davon sind Frauen. Eine zentrale Forderung der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) ist deshalb die Anrechnungszeiten der Elternkarenz, so Proyer nach Abschluss der Metallerlohnrunde.
 

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