Money Service Group

Zahlreiche Österreicher zittern um ihr Geld

05.08.2011

Firmengründer Seidl sitzt wegen Betrugsverdacht im Gefängnis.

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

Die Turbulenzen um die liechtensteinische Money Service Group (MSG) schlagen auch in Österreich hohe Wellen. Hierzulande ist das von Michael Seidl gegründete Finanzkonglomerat nicht nur als Kapperlsponsor von Niki Lauda in Erscheinung getreten, sondern hat offenbar auch zahlreiche Anleger angelockt. Diese zittern jetzt um ihr Geld, immerhin sitzt Seidl wegen des Verdachts auf schweren gewerbsmäßigen Betrug in U-Haft; MSG-Töchter sind bereits in Liquidation. Der Wiener Anwalt Eric Breiteneder rät Betroffenen, ihre Forderungen rechtzeitig zu beziffern und bekanntzugeben. Die Causa MSG erinnert ihn an den Madoff-Skandal und Meinl.

Geldflüsse im Dunkeln
Noch liegen die Geldflüsse innerhalb der Money Service Group im Dunkeln, auch der Schaden kann noch nicht beziffert werden, wie es am Freitag bei den Schweizer Ermittlern hieß. MSG-Gründer Seidl wurde Ende Juli in der Schweiz wegen des "Verdachts auf Betrug, eventuell Veruntreuung, Verdunkelungsgefahr" in Untersuchungshaft genommen. Wie lange er noch hinter Gittern bleibt, ist unklar.

Ermittlungen
Gegen Seidl, deutscher Staatsbürger, laufen nicht nur in den Schweizer Kantonen St. Gallen und Appenzell-Ausserrhoden Ermittlungen, sondern auch in Liechtenstein - das Fürstentum hat seine Auslieferung beantragt, hegt den "dringenden Verdacht", dass Seidl Anlegergelder "nicht wie versprochen investiert, sondern zweckwidrig verwendet" hat. Seidl hat zuletzt derartige Vorwürfe gegen ihn bestritten.

Im Zentrum der Ermittlungen stehen die Hermes Invest GmbH in Oberbayern sowie die auf Anlageberatung spezialisierte Samiv AG mit Sitz im schweizerischen Herisau. Letztere ist, ebenso wie die Fondsgesellschaft MS Invest, in Liquidation.

Überhöhte Gebühren
Anwalt Breiteneder vermutet, dass die Samiv AG die "Nutznießerin der überhöhten Gebühren war", wie er im Gespräch mit der APA sagte. "Im Schnitt wurde ein Ausgabeaufschlag von sechs Prozent verrechnet." Zudem sei rund ein Fünftel des Investments für die Verwaltung abgezogen worden - wohin dieses Geld floss, sei unklar.

Auffällig ist für Breiteneder, dass sich ein vermeintlich einfaches Konstrukt "wieder einmal als hochkomplexes entpuppt hat." Wieder einmal hätten sich Kleinanleger "durch gewisse Promis fangen lassen", wieder einmal gebe es eine "enge personelle Verwicklung" zwischen Vertrieb und dem eigentlichen Fonds. Apropos Verquickung: Medienberichten zufolge dürfte es sich bei der Gesellschaft Prime Advisors mit Sitz in Goldach (Schweizer Kanton St. Gallen) um die Nachfolgegesellschaft der MS Consult handeln. "Dort sitzt Seidls Frau im Verwaltungsrat", so Breiteneder.

Noch eine weitere Parallele zu anderen Anlegerskandalen ortet der Wiener Jurist: Es sei mit Sicherheit ("Wir bewachen Ihr Vermögen") und einem schlanken Verwaltungsapparat geworben worden. Zudem sei die Gebührenstruktur nicht offengelegt worden.

Auch Kleinanleger betroffen
Österreichische Anleger hätten sich schon im Februar bzw. März besorgt an ihn gewandt, die meisten Anfragen hätten sich um die Höhe der Gebühren gedreht, erzählte Breiteneder. Wobei einige sechsstellige Beträge der Money Service Group anvertraut hätten. Aber auch zahlreiche Kleinanleger dürften investiert haben. "Bei der MS Invest konnte man schon ab 1.000 Euro einsteigen", so Breiteneder.

Wie hoch die Chance ist, dass Anleger ihr Geld wiedersehen, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Wichtig sei aber, die Forderungen bereits jetzt anzumelden.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel