Psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch

10.03.2010

"Psychische Erkrankungen sind inzwischen einer der häufigsten Ursachen für Berufsunfähigkeit, Krankenstände und Frühpensionierungen", sagt Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit der WKÖ und Mitbegründer der Plattform Gesundheitswirtschaft Österreich.

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Die Krankenstandsdauer bei psychiatrischen Erkrankungen beträgt durchschnittlich 31,4 Tage. Psychische Erkrankungen verursachen jährliche volkswirtschaftliche Kosten von rund 7 Mrd. Euro in Österreich. Weiters haben sich die Neuzugänge in die Invaliditätspension - vor allem wegen psychischer Erkrankungen - in den vergangenen 10 Jahren von 15.023 auf 30.111 verdoppelt und etwa jeder 4. ist jünger als 50 Jahre.

"Diese Zahlen sind ein Alarmsignal. Psychische Erkrankungen können viele Ursachen haben. Wir müssen Gesundheitsförderungsmaßnahmen unter anderem auch in den Betrieben forcieren", stellte Gleitsmann fest.

"Studien weisen für Investitionen in die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) eine Win-Win-Win-Situation aus. Arbeitnehmer bleiben langfristig gesund, motiviert und arbeitsfähig - Mitarbeiter, Betriebe und Gesellschaft profitieren", untermauerte Gleitsmann sein Eintreten für betriebliche Gesundheitsförderung mit Zahlen: Die BGF bewirkt aufgrund ihres nachhaltigen Ansatzes eine Senkung der Krankenstände um bis zu 25 Prozent und der Return of investment (ROI) bei BGF-Maßnahmen liegt zwischen 1:2,5 und 1: 10,1.

"Jeder 4. EU-Bürger leidet unter arbeitsbedingtem Stress. Dies kann die Leistung zwischen 20 und 40 % verringern", mahnte Gleitsmann Handlungsschritte ein: "Neben Ernährung, Bewegung und der Gelegenheit zur Entspannung ist die soziale Gesundheit ein zentrales Element für eine gedeihliche betriebliche Umgebung."

Die Maßnahmen, die im Rahmen von BGF gesetzt werden können, sind vielfältig. Dazu gehören etwa Pausengymnastik, Fitness-Gutscheine, ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, Schulungen in Methoden zur Entspannung, Yoga-Kurse und gesundes Kantinenessen. "Erfolgreich umgesetzte Gesundheitsprogramme machen sich durch niedrigere Fluktuationsraten, einer hohen Zufriedenheit der Mitarbeiter, einem besseren Betriebsklima und einer steigenden Produktivität bemerkbar", so Gleitsmann.

Über moderne gesundheitspolitische Herausforderungen referierten Christoph Hörhan, Leiter des Fonds Gesundes Österreich, Dennis Beck, Geschäftsführer Wiener Gesundheitsförderung, Ulla Konrad, Präsidentin des Berufsverband der Österreichischen PsychologInnen, und Veranstalter der Tagung Gerhard Klicka, Geschäftsführer des Institut für humanökologische Unternehmensführung.

Hörhan gibt zu bedenken: "Die Wirtschaftskrise hat den Unternehmern einen eiskalten Wind entgegen geblasen. Bei Kälte werden Werkstoffe härter. Das gilt auch für den Menschen. Viele Situationen sind konfliktreicher geworden." Beck schließt sich dieser Einschätzung an und mahnt wie auch Hörhan "möglichst rechtzeitig Gegenstrategien zu entwickelt."

Konrad zeigt sich unisono mit Gleitsmann über die steigende Anzahl an Frühpensionierungen und Krankenstandstagen besorgt: "Diese Zahlen müssen uns aufrütteln." Klicka streicht jedoch hervor: "Die betriebliche Gesundheitsförderung stand bei der Gründung des IBG im Jahr 1995 noch in den Kinderschuhen. In den vergangenen Jahren ist ein Umdenkprozess in Gang gesetzt worden."

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