Rückschlag für Merck bei Zulassung von Erbitux

24.07.2009

Merck hat mit seinem Antrag zur Zulassung des Krebsmittels Erbitux zum Einsatz bei Lungenkrebs in Europa einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Das wissenschaftliche Komitee der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA habe empfohlen, das Mittel solle nicht zur Behandlung von fortgeschrittenem Lungenkrebs eingesetzt werden, teilte der deutsche Pharma- und Spezialchemiekonzern am 23. Juli mit.

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Damit dürfte die von Merck angestrebte Zulassung von Erbitux bei Lungenkrebs in Europa zumindest deutlich verzögert werden, falls sie überhaupt noch erteilt werden sollte. Merck will nun Einspruchsmöglichkeiten sondieren, um das Komitee zu einer erneuten Prüfung der Studiendaten zu bewegen. Denn diese belegen nach Ansicht von Merck, dass das Krebsmittel für Lungenkrebspatienten einen "klinisch relevanten Nutzen" bringt.

Lungenkrebs nur schwer behandelbar

Lungenkrebs ist nach früheren Angaben von Merck weltweit bei Männern die häufigste und bei Frauen die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache. Jährlich sterben etwa 975.000 Männer und 376.000 Frauen daran. Lungenkrebs gilt zudem als schwer behandelbar. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate ist sehr niedrig, sie liegt Merck zufolge bei gerade einmal zehn Prozent. Entsprechend groß ist der medizinische Bedarf und der Markt für Mittel zur Behandlung dieser aggressiven Krebsart.

Merck hatte 2008 für Erbitux in Europa die Zulassung zur Behandlung von Lungenkrebs beantragt. Erbitux ist eines der Schlüsselmedikamente von Merck. Das Mittel ist bereits zur Behandlung von lokal fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren zugelassen sowie zur Behandlung von Darmkrebs, gegen den eine Standardtherapie erfolglos war. Das Mittel darf in Europa zudem auch zur Erstbehandlung von Darmkrebs-Patienten mit Tumoren des sogenannten Kras-Wildtyps eingesetzt werden. 2008 setzte Merck mit Erbitux 565 Mio. Euro um.

Gewinn im Quartal deutlich gesunken

Die schwache Nachfrage im Chemiegeschäft und höhere Forschungsaufwendungen haben Merck einen drastischen Gewinnrückgang beschert. Das operative Ergebnis (EBIT) fiel im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 42,4 Prozent auf 184,5 Mio. Euro, teilte der Konzern am 24. Juli weiter mit. Unter dem Strich brach das Ergebnis von Merck um 47,7 Prozent auf 108,5 Mio. Euro ein. Der Umsatz stagnierte bei 1,9 Mrd. Euro. "Die Welt befindet sich weiterhin inmitten einer Wirtschaftskrise. Merck bekommt die Auswirkungen ebenfalls zu spüren, aber weniger als viele andere Unternehmen", sagte der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Merck KGaA, Karl-Ludwig Kley, laut Mitteilung. Das Unternehmen sei weiterhin in der Lage, in die Entwicklung innovativer Produkte zu investieren.

Kley geht trotz der Krise davon aus, die Frühjahrs-Prognose der Merck-Gruppe für 2009 erfüllen zu können. Demnach sollen die Gesamterlöse um 0 bis 5 Prozent wachsen. Für die größte Sparte, das Biopharma-Segment Merck Serono, erwartet Merck ein Umsatzwachstum von 6 bis 9 Prozent. Hingegen rechnet das Unternehmen mit einem deutlichen Minus von 20 bis 25 Prozent bei den Flüssigkristallen, die in Displays von Handys, Flachbildschirmen oder Notebooks zum Einsatz kommen.

Talsohle im Dezember 2008 durchschritten

Kley betonte allerdings, die Gesamterlöse der Sparte Flüssigkristalle sei seit Jahresbeginn stetig gestiegen. Es habe sich bestätigt, dass die Talsohle bereits im Dezember 2008 durchschritten wurde. Im zweiten Quartal erlöste Merck in dem Segment 189 Mio. Euro oder 21 Prozent weniger als im starken Vorjahresquartal. Im Vergleich zu den ersten drei Monaten dieses Jahres mit einem Erlös von 131 Mio. Euro verbesserte sich die Sparte jedoch deutlich. Auch die viel beachtete Umsatzrendite des Segments stieg von 9,7 Prozent im ersten Quartal auf 27,4 Prozent.

Die Biopharma-Sparte Merck Serono wuchs bei einem Umsatzplus von sechs Prozent auf 1,3 Mrd. Euro stärker als der globale Pharmamarkt. Allerdings hat Merck am Donnerstag eine herbe Enttäuschung einstecken müssen: Der Expertenausschuss der europäischen Zulassungsbehörde EMEA hatte sich negativ zum Einsatz des Mittels Erbitux bei nicht kleinzelligem Lungenkrebs in Kombination mit einer platinbasierten Standardchemotherapie geäußert. Der Hoffnungsträger Erbitux soll das Wachstum von Merck in den kommenden Jahren tragen. Er verbuchte im zweiten Quartal einen Umsatzanstieg um 18 Prozent auf 171 Mio. Euro.

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