Begrenzter Nutzen

Österreicher gegen 1- und 2-Cent-Münzen

04.06.2013

Umfrage zeigt aber kein eindeutiges Bild - 74 Prozent für Abschaffung - EU sollte sich wichtigerer Themen annehmen.

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

Mit der Einführung des Euro als europäische Gemeinschaftswährung kamen auch die 1- und 2-Eurocent-Münzen in Umlauf. Nun überlegt die EU-Kommission, diese kleinsten Zahlungsmittel abzuschaffen. Als Argument führte sie an, dass die Herstellung der beiden Münzen seit 2002 zu einem akkumulierten Verlust von insgesamt 1,4 Mrd. Euro geführt habe. In einer Umfrage von Oekonsult erklären die befragten Österreicherinnen und Österreicher mehrheitlich diese Münzen für verzichtbar. Allerdings gibt es offenbar doch auch Bedenken.

"Die Herstellung der 1-Cent Münzen übersteigt deren Nennwert. In Finnland und in den Niederlanden etwa ist der Zahlungsverkehr ohne 1- und 2-Cent Münzen schon heute Realität. Es ist Zeit, dass auch Österreich diese Münzen abschafft" - diesem Statement stimmen 45,5 Prozent der Befragten "voll und ganz" zu, nur 4,5 Prozent können sich damit "überhaupt nicht" anfreunden.

Der persönliche Nutzen der Münzen scheint begrenzt: Nur 0,9 Prozent der Befragten nutzen die 1- und 2-Eurocent-Münzen "gerne und häufig" im Alltag bei ihren Einkäufen, für 68,5 Prozent stimmt dies "überhaupt nicht". Hier scheint die Wahrnehmung aber nicht ganz zu stimmen: Denn die (Sonntags-)zeitung haben 85,7 Prozent zumindest schon einmal mit einer 1- oder 2-Cent Münze "bezahlt".

Die Vorbringen des Handels werden kaum verstanden. Bei der Frage, "Der Handel argumentiert, er brauche die 1-Cent Münze, um die .99er Preise auspreisen zu können. Ich persönlich finde solche .99er Preise gut und sinnvoll vs. negativ und überflüssig", gibt es von 81,9 Prozent eine Ablehnung: Mehr als acht von zehn Befragten finden solche Preisauszeichnungen wie 1,99 Euro etc. also "eher nicht ok" bzw. "negativ und überflüssig".

Bei Veränderungen im Münzsystem werden aber offenbar auch Risiken für Preiserhöhungen gesehen: "Wenn die 1-und 2-Cent Münzen abgeschafft würden, müsste gleichzeitig durch geeignete gesetzliche Regelungen und strengste Kontrollen (mit hoher Strafandrohung) wirksam verhindert werden, dass der Handel die Gelegenheit für Preiserhöhungen missbraucht" - diesem Statement stimmen 65,6 Prozent "voll und ganz" zu.

Als wichtiges Thema wird die Frage aber nicht gesehen. "Die EU täte gut daran, sich wichtigerer Themen anzunehmen, als es die 1-Cent Münzen sind. Das "Herumbasteln" an unserem Geld schafft bloß Verunsicherung." Dieser Position stimmen 77,4 Prozent "voll und ganz" bzw. ziemlich zu.

Große Veränderungsfreude scheint es nicht zu geben: Gefragt zu vier Optionen, die in der EU derzeit überlegt werden, sprechen sich 42,8 Prozent für den Status quo aus, also für die Beibehaltung der 1- und 2-Cent-Münzen wie bisher. 29,2 Prozent sind für eine weitere Ausgabe der Münzen bei niedrigeren Kosten. 18,9 Prozent wollen einen "Fade-Out", also einen Abschied über den normalen Schwund, und nur 9,1 Prozent sind für eine rasche beschleunigte Rücknahme.

Bei der direkten Frage nach der Abschaffung der 1- und 2-Cent Münzen sprechen sich allerdings 74,2 Prozent für eine Abschaffung, und nur 26 Prozent für die Beibehaltung aus. Bei der Umfrage wurden von 24. Mai bis 1. Juni von Oekonsult 1.093 Personen befragt.

Für diejenigen, die noch in Schilling und Groschen rechnen (können), zur Orientierung: 1 Cent entspricht 13,76 Groschen, 2 Cent 27,52 Groschen. Würden im Handel eventuell - bedingt durch den Wegfall der 1- und 2-Cent-Münzen - die Preise in Fünf-Cent-Stufen ausgezeichnet, würden diese Sprünge also gleich fast 69 Groschen ausmachen.

 

Zur Vollversion des Artikels