Definition geändert

Tesla räumt ein: Völlig selbstfahrende Autos bleiben Zukunftsmusik

10.09.2025

Tesla hat still und leise die Definition seines sogenannten „Full Self-Driving“-Systems (FSD) geändert. Das geht aus Berichten von Fachseiten wie Electrek hervor. 

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Experten sehen darin ein Eingeständnis, dass Teslas Fahrzeuge womöglich nie völlig ohne menschliche Kontrolle fahren werden, trotz wiederholter Versprechen von Tesla-Chef Elon Musk.

Die neuen Regeln für „Full Self-Driving“

Die Änderung tauchte in einem Dokument auf, das die Tesla-Führung kürzlich bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht hat. Es ging dabei um ein extrem großzügiges Vergütungspaket für Musk – theoretisch bis zu 1 Billion US-Dollar (etwa 930 Milliarden Euro) in Aktienoptionen, wenn bestimmte Ziele erreicht werden. Eines der Ziele: zehn Millionen aktive FSD-Abonnenten.

 

FSD ist Teslas fortschrittlichstes Fahrassistenzsystem. Trotz des Namens ist es nicht vollständig autonom. Fahrer müssen jederzeit aufmerksam bleiben und das Steuer übernehmen können. Nach der Klassifikation der Society of Automotive Engineers entspricht das Level 2. Musk hat in den letzten zehn Jahren immer wieder angekündigt, dass Tesla bald Level 5 erreichen werde – also völlig selbstfahrende Autos ohne menschliches Eingreifen.

Vage Formulierungen im Dokument

Im neuen Dokument wird FSD sehr ungenau definiert: „FSD bedeutet ein fortschrittliches Fahrsystem, unabhängig vom Marketingnamen, das unter bestimmten Fahrbedingungen Aufgaben ausführen kann, die autonome oder ähnliche Funktionen bieten.“ Das heißt: Tesla könnte ein System anbieten, das nur „ähnliche Funktionen“ wie ein autonomes Fahrzeug hat, ohne tatsächlich autonom zu sein. Laut Experten erfüllt die aktuelle FSD-Version diese Definition bereits. Theoretisch könnte Tesla also die versprochenen Meilensteine erreichen, und Musk würde trotzdem die Prämie erhalten.

 

Rechtliche Probleme und Namensänderungen

Die Diskrepanz zwischen Musks großen Versprechen und der tatsächlichen Beschreibung des Systems führte bereits zu rechtlichen Problemen. US-Behörden und Gerichte kritisierten, dass FSD irreführend benannt sei. In Kalifornien wurde Tesla wegen falscher Werbung verklagt. Im Zuge dessen wurde FSD in China komplett umbenannt in „Intelligent Assisted Driving“. In den USA heißt es nun „Full Self-Driving (Supervised)“, also überwacht.

 

Ein Spiegelbild des Führungsstils

Man kann argumentieren, dass die neue Definition die Meilensteine leichter erreichbar macht und Musk zufriedenstellt. Gleichzeitig zeigt sie aber auch eine gewisse Zurückhaltung und mangelndes Vertrauen in den Fortschritt des Systems. Nach Jahren mit langsamen Entwicklungen und schweren Unfällen könnte dies als vorsichtiger Schritt der Führung interpretiert werden – oder als Zeichen, dass der Vorstand nicht immer die klarste Einschätzung hat, wenn es um den tatsächlichen Stand der Technik geht. 

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