Streit um italienischen Ursprung

Experte behauptet: Spaghetti Carbonara kommen aus Amerika - nicht aus Italien

28.03.2023

Experte sorgt für Diskussionen über den Ursprung typischer Rezepte

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Die Italiener sind stolz auf ihre gastronomische Tradition. Sie bestehen darauf, die beste Küche der Welt zu haben. Für Debatten sorgt aber jetzt Professor Alberto Grandi, Dozent an der Universität von Parma und Experte zur Geschichte der Ernährung. Im Interview mit der "Financial Times" bestreitet er, dass viele typische Speisen wirklich einen italienischen Ursprung haben.

Die meisten Italienerinnen und Italiener hätten erst in den 1950er-Jahren von Pizza gehört, sagte Grandi. Pasta alla Carbonara sei ursprünglich ein amerikanisches Gericht. Zahlreiche "Klassiker" - von Panettone bis Tiramisu - seien relativ neue Erfindungen. Und den besten Parmesan finde man derzeit im amerikanischen Wisconsin. Die meisten Behauptungen stützt der Professor auf eigene Erkenntnisse, die er zum Teil aus der vorhandenen wissenschaftlichen Literatur gewonnen habe, heißt es in dem Artikel zum Interview in der "Financial Times".

Grandis Äußerungen lösten wütende Reaktionen aus. "Der Professor versucht, traditionelle nationale Lebensmittel zu trivialisieren", protestierte etwa der Bauernverband Coldiretti. Die Behauptung, Parmesan stamme aus Wisconsin, bezeichnete der Verband als "fantasievoll". Dies gelte auch für die Behauptung, dass Panettone und Tiramisu erst kürzlich auf den Markt gekommen seien.

Der Mangel an Klarheit über die "Made in Italy"-Rezepte biete einen fruchtbaren Boden für die Verbreitung von Plagiaten im Ausland, beschwert sich der Bauernverband. Italienische Exporte könnten sich verdreifachen, wenn der internationalen Lebensmittelfälschung Einhalt geboten würde. Diese würde dem Land nicht nur wirtschaftliche Verluste, sondern auch einen Imageschaden verursachen.

Die Rechtsregierung in Rom um Premierministerin Giorgia Meloni setzt stark auf die Verteidigung der heimischen Gastronomie. So wurde das Landwirtschaftsministerium in "Ministerium für die Ernährungssouveränität umgetauft". Das Kabinett unterstützt jetzt die Kandidatur der Küche als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe für das Jahr 2023. Auf Vorschlag von Kulturminister Gennaro Sangiuliano hat das Kabinett beschlossen, die italienische Küche für die diesjährige Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO vorzuschlagen. Das Dossier wird nun vom Außenministerium in Rom an die UNESCO weitergeleitet. Der Bewertungsprozess soll spätestens im Dezember 2025 abgeschlossen werden.

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