Schwache Zahlen

Porsche-Hammer: Aktionäre liebäugeln mit Ferrari

21.05.2025

Porsche-Gewinn im Sinkflug. Abfindung und Gehaltsfortzahlung für ausgeschiedene Vorstände erzürnen Aktionäre. Die toben: 'Ross aus Zuffenhausen lahmt, aber Ferrari galoppiert.'   

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© Porsche
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Wegen des Einbruchs im China-Geschäft und schwacher Geschäftszahlen steht der Sport- und Geländewagenbauer Porsche deutlich in der Kritik seiner Aktionäre. "Zu den vielen hausgemachten Problemen, wie das viel zu späte Reagieren auf die Krise in China, kommen nun die Unsicherheiten durch US-Zölle hinzu", sagte Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka auf der virtuellen Hauptversammlung des deutschen Unternehmens. Porsche habe derzeit keine Antwort auf seine Schwäche.

Ferrari läuft besser

Nach Speichs Ansicht war es ein bitteres Jahr für die Aktionäre. Die VW-Tochter sei im Abwärtsstrudel der Autobranche nach unten gezogen worden, die Aktie habe enorm an Wert verloren. Selbst die starke Marke und die Luxuspositionierung hätten nicht geholfen. "Ihr Idealbild Ferrari rückt in immer weitere Ferne", sagte Speich. Nur die schwarzen Pferde in den Logos verbinden die beiden Marken noch. "Doch während das Cavallino aus Maranello davongaloppiert, lahmt das Ross aus Zuffenhausen."

Die Ferrari-Aktie hat seit Anfang 2023 (damals rund 200 Euro pro Wertpapier) um 300 Euro zugelegt auf mehr als 500 Euro.

Die Porsche SE Aktie war Anfang 2023 bei rund 55 Euro - heute dümpelt sie bei unter 38 Euro herum. 

Von diesem Vergleichspunkt gesehen ist der Frust der Aktionäre nachvollziehbar. Doch der Porsche-Vorstand rechtfertigt sich.

Blume: Wir erleben einen "heftigen Sturm"

Ein erfolgreiches Jahr sehe anders aus, konstatiert auch Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Die Zahlen des ersten Quartals offenbarten gravierende Schwächen in der Aufstellung der Gesellschaft und ließen auch für das Jahr 2025 nichts Gutes erwarten.

Porsche-Vorstandschef Oliver Blume sagte auf der Hauptversammlung: "Schon letztes Jahr hatten wir massiven Gegenwind. Jetzt erleben wir einen heftigen Sturm". Aber man stemme sich dagegen und müsse seine Hausaufgaben machen. Porsche leidet demnach an einem Mix aus Problemen: Der Hochlauf der Elektromobilität habe sich deutlich verlangsamt. Der Markt in China sei förmlich weggebrochen. Dazu trieben unter anderem auch Handelskonflikte, instabile Lieferketten und die Aufwendungen in flexible Antriebsarten die Kosten in die Höhe. Zusätzlich belasten nun die US-Zölle das Geschäft.

Erneut Kritik an Doppelrolle

Blume ist auch Chef der Konzernmutter Volkswagen. Daran äußerten erneut mehrere Aktionärsvertreter deutliche Kritik - und forderten den Top-Manager dazu auf, sich für die Führung von einem der beiden kriselnden DAX-Konzerne zu entscheiden. Porsche und VW seien die einzigen Börsenunternehmen in Deutschland, die sich einen "Teilzeitvorstandsvorsitzenden" leisteten, sagte Hendrik Schmidt vom Fondsanbieter DWS. Aus Blumes Sicht überwiegen die Vorteile der Doppelrolle. Sie sei aber nicht auf Ewigkeit angelegt. Entscheiden müsse das am Ende der Aufsichtsrat.

Porsche-Gewinn im Sinkflug

Hinter dem Sportwagenbauer liegen turbulente Monate: Neben mehreren Wechseln im Vorstand hat Porsche im Februar die Strategie angepasst - und will künftig wieder mehr Geld in Verbrenner und Plug-in-Hybride investieren. Zudem wird gespart. Bis 2029 sollen rund 1.900 Stellen in der Region Stuttgart gestrichen und rund 2.000 befristete Verträge nicht verlängert werden.

Die zahlreichen Probleme zeigen sich auch in den Geschäftszahlen: Nach dem Einbruch 2024 sackte der Porsche-Gewinn im ersten Quartal 2025 weiter ab. Das operative Ergebnis betrug 0,76 Milliarden Euro - 40,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Umsatz lag mit 8,86 Milliarden Euro ebenfalls unter dem Vorjahreswert. Porsche stutzte daher zuletzt auch die Prognose für 2025.

Hohe Abfertigung für ausgeschiedenen Finanzchef

Der vorzeitig ausgeschiedene Finanzchef des Sportwagenbauers Porsche , Lutz Meschke, bekommt dem Unternehmen zufolge eine Abfindung von 11,6 Millionen Euro. Diese Summe nannte Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche am Mittwoch auf der virtuellen Hauptversammlung des Dax-Konzerns auf Nachfrage von Aktionären. Außerdem bezahlt der Autobauer dem im Februar überraschend ausgeschiedenen Manager die Bezüge aus seinem laufenden Vertrag, der eigentlich bis Ende 2027 gegangen wäre, bis Ende dieses Jahres. "Die mit Herrn Meschke im Zuge seines Ausscheidens getroffenen Vereinbarungen sind das Ergebnis von Verhandlungen", sagte Porsche. Meschke behielt seinen Vorstandsposten in der von den VW-Eignerfamilien Porsche und Piëch kontrollierten Porsche-Holding.

Aktionärsvertreter kritisierten, dass die bisher nicht genau bekannte Abfindung für Meschke die im Deutschen Corporate Governance Kodex, einem Regelwerk für Unternehmensführung, empfohlene Begrenzung auf zwei Jahresvergütungen überschreite. Im vergangenen Jahr erhielt Meschke eine Gesamtvergütung bei der Porsche AG von 3,29 Millionen Euro.

Die anderen drei ausscheidenden Porsche-Vorstände - Einkaufschefin Barbara Frenkel, Vertriebsleiter Detlev von Platen und Personalvorstand Andreas Haffner - bekommen keine Abfindung. Sie erhalten Porsche zufolge noch ihre Bezüge bis zum regulären Ende ihrer Dienstverträge, die teils ebenfalls noch länger laufen.

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