Chinas Großbanken brauchen hohe Milliardenhilfen

14.04.2010

Die massive Kreditvergabe zur Ankurbelung der chinesischen Wirtschaft bringt Chinas Banken zunehmend in Schwierigkeiten. Die vier größten Finanzinstitute brauchen in den nächsten fünf Jahren rund 480 Mrd. Yuan (51,6 Mrd. Euro), um den Anforderungen der Regierung entsprechen zu können, lautet die Warnung des Präsidenten von Chinas Industrial and Commercial Bank (ICBC), Yang Kaisheng.

Zur Vollversion des Artikels
© Reuters
Zur Vollversion des Artikels

Fachleute hielten seine Vorhersage am Mittwoch für realistisch. Neue Staatshilfen könnten erforderlich werden, da diese Summen nicht allein am Kapitalmarkt aufgenommen werden könnten.

"Alle Staatsbanken leiden im Moment unter dem Druck, sich neues Kapital besorgen zu müssen", sagte der Professor Guo Tianyong von der Zentralen Universität für Finanzen und Wirtschaft in Peking der Nachrichtenagentur dpa. "Die genannten Zahlen spiegeln objektiv die tatsächliche Situation wider. Langfristig werden die Banken unter vergleichsweise großem Kapitalmangel leiden." Er erwarte nicht, dass die nötigen Anforderungen für die Eigenkapitalquote gesenkt werden. "Die Auflagen können keineswegs so einfach gelockert werden."

So muss die ICBC eine Eigenkapitalquote von mindestens 11,5 % einhalten, soll aber gleichzeitig die Kredite über fünf Jahre um schätzungsweise 15 Bill. Yuan ausweiten, wie Yang Kaisheng in einem Artikel in der chinesischen Zeitung "21st Century Business Herald" (21 Shiji Jingjibaodao) schrieb. Der genannte Fehlbetrag ergebe sich aus der geplanten Ausweitung der Kreditvergabe um 15 %, der angestrebten Steigerung des Nettogewinns von 12 % und der nötigen Eigenkapitalquote.

Chinas Banken haben im vergangenen Jahr schon einen Rekord von 9,6 Bill. Yuan an Krediten vergeben und damit neben dem staatlichen Konjunkturprogramm maßgeblich zum beeindruckenden Wirtschaftswachstum von 8,7 Prozent beigetragen. In diesem Jahr sollen die Kredite etwas gebremst werden, aber weiterhin 7,5 Bill. Yuan umfassen. Der ICBC-Präsident warnte, dass der Kapitalbedarf zusätzlich durch operative Risiken am Markt sogar noch die jetzt errechneten 480 Mrd. Yuan übersteigen könnte.

Fachleute warnen auch immer lauter vor einem Berg fauler Kredite, insbesondere durch Investmentgesellschaften lokaler Behörden, die als Sicherheiten häufig Land angeben, das aber keineswegs so einfach verkauft werden kann. Professor Victor Shih von der Northwestern University in Chicago schätzt, dass sich in den nächsten zwei Jahren bis zu 3 Bill. Yuan als faule Kredite entpuppen könnten. "Die Regierung wird sich einem schwierigen Tauschgeschäft gegenübersehen." Entweder sie gebe den Banken Staatshilfen oder erlaube Landverkäufe, was aber Zwangsumsiedlungen erfordere und weitere soziale Instabilität auslösen könne.

Ein weiteres Risiko ist der völlig überhitzte chinesische Immobilienmarkt, in den viel Geld aus dem Konjunkturprogramm und der Kreditvergabe geflossen ist. Allein im März stiegen die Immobilienpreise um 11,7 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Aus Sorge, dass sich die "Blase" noch weiter aufbläht und platzt, hat die Regierung bereits die Hypothekenzinsen erhöht und Verkaufssteuern wieder eingeführt.

Die Kernfrage aber, ob sich Chinas Regierung zusätzlich zu den massiven Staatsausgaben zur Bewältigung der Wirtschaftskrise jetzt auch noch Finanzspritzen für seinen Bankensektor erlauben kann, beantworten die meisten Experten positiv, da Chinas Staatsverschuldung im Vergleich zu anderen Staaten noch vergleichsweise gering ist.

Zur Vollversion des Artikels