Schweiz belässt Leitzins bei 0,25 Prozent

17.06.2010

Angesichts des unsicheren weltwirtschaftlichen Umfelds behält die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre expansive Geldpolitik bei: Sie strebt weiterhin einen rekordtiefen Leitzins von 0,25 % an und versorgt die Banken günstig mit Geld.

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Das Zielband beträgt unverändert 0 bis 0,75 %. Das Zinsniveau ist mittlerweile schon 15 Monate auf diesem tiefen Niveau. Ökonomen hatten mit diesem Entscheid gerechnet.

Die Wirtschaftsaussichten für die Schweiz schätzt die SNB besser ein als noch im März: Sie erhöhte ihre Prognose für das Wachstum in diesem Jahr von rund 1,5 auf rund 2,0 %.

Das viele Geld, welches die SNB der Wirtschaft zuführt, schafft große Risiken, wie die Inflationsprognose zeigt: Die SNB rechnet für 2012 weiterhin mit einer Teuerung von 2,2 %, was über ihrer als Obergrenze für Preisstabilität definierten 2,0 % liegt.

Ihre expansive Geldpolitik könne sie nicht bis 2012 weiterführen, ohne die Preisstabilität zu gefährden, betonte die SNB in ihrer Mitteilung. Experten rechnen aber mit einer Zinserhöhung frühestens im Dezember 2010.

Auf kurze Sicht ist das Inflationsrisiko jedoch gering: Die Prognose für 2010 lautet neu 0,9 % (im März: 0,7 %), für das nächste Jahr schätzt die SNB die Inflation auf 1,0 % (0,9 %).

Notenbank warnt vor drohender Immo-Blase in der Schweiz

Die SNB warnt zudem eindringlich vor einer drohenden Immobilien-Blase im Land. Die Gefahr einer Überhitzung sei zwar noch nicht akut. Doch es gebe erste Anzeichen dafür, dass auf dem Hypothekenmarkt Risiken aufgebaut würden.

2009 nahmen die Hypothekarforderungen der Banken in der Schweiz um 5,2 % auf 724,8 Mrd. Franken (522 Mrd. Euro) zu. Hintergrund ist das tiefe Zinsniveau. So betrug der Durchschnittszins für eine variabel verzinste Neuhypothek 2,75 %. Das waren 2 Prozentpunkte weniger als im Durchschnitt der Jahre 1960 bis 2008.

Die rekordtiefen Hypothekarzinsen führen dazu, dass sich immer mehr Leute eine Eigentumswohnung oder ein Haus kaufen. Wenn die Zinsen dann wieder steigen, könnten viele Wohnungs- und Hausbesitzer vor großen finanziellen Problemen stehen. Für die Banken hätte dies Kreditausfälle und Abschreiber zur Folge.

Eine im 1. Quartal durchgeführte Umfrage der SNB bei den Banken zeigt, dass der Wettbewerb auf dem Hypothekarmarkt zugenommen hat und die Banken teils höhere Risiken eingehen. Auch werden Ausnahmen bei den konservativen Kriterien zur Kreditvergabe gemacht.

Gemäß SNB gewährten im vergangenen Jahr einige Banken mit einem gemeinsamen Marktanteil von 25 % bereits für mehr als einen Fünftel aller Hypothekarkredite Ausnahmen. Das Volumen der neuen Hypotheken mit aufgeweichten Vergabekriterien bezifferte die SNB auf 6 Mrd. Franken. 2006 waren es noch weniger als 3 Mrd. Franken gewesen.

Die Umfrage der Nationalbank bei den Banken zeigte sodann, dass viele Institute kaum verlässliche Angaben zu ihren Risiken auf dem Hypothekarmarkt machen können. Das Bild sei unvollständig, konstatierte die SNB. Sie will den Dialog mit den Geschäftsbanken daher verstärken.

Ansonsten sind der Nationalbank die Hände gebunden. Um die Kreditvergabe zu bremsen, müsste sie die Zinsen erhöhen. Das würde aber mit anderen Zielen kollidieren: So würden die Bestrebungen, die Franken-Aufwertung zum Euro zu begrenzen, mit höheren Zinsen zunichte gemacht. Auch die fragile Konjunktur könnte dadurch abgewürgt werden.

Schweizer Industrie wächst wieder

Für die Schweizer Industrie hat das Jahr gut begonnen. Nach 5 Quartalen mit teils massiven Einbußen stiegen Produktion (+5,3 %) und Umsatz (+3,1 %) von Jänner bis März im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich.

Im Branchenvergleich erarbeitete die Chemische Industrie mit 16,1 % das deutlichste Produktionsplus, gefolgt von der Gummi- und Kunststoffverarbeitung (+10,6 %), dem Bergbau (+10,2 %) und der Metallindustrie (+8,0 %). Die Lederverarbeitende Industrie (-12 %) und die Textilindustrie (-10,8 %) verzeichneten weiterhin große Rückgänge.

Beim Umsatz wuchs der Bergbau mit einem Plus von 5,8 % am stärksten. Ihm folgen die Gummi- und Kunststoffverarbeitung (+9,1 %) und die Metallindustrie (+9,0 %). Das größte Minus verzeichnete auch hier die Lederverarbeitende Industrie (-8,8 %).

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