ZEW-Index sank im Juli überraschend

14.07.2009

Die Hoffnung auf eine baldige Konjunkturwende in Deutschland sinkt angesichts der strikteren Geldvergabe der Banken. Die deutschen Konjunkturerwartungen der Börsenexperten sind im Juli erstmals in diesem Jahr gesunken. Das ZEW-Barometer ging auf 39,5 von 44,8 Punkten im Vormonat zurück, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte.

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Das war der erste Rückgang nach zuvor acht Anstiegen in Folge. Von Reuters befragte Experten hatten im Schnitt mit einem Plus auf 47,8 Punkte gerechnet. Trotzdem liegt das Barometer weiter über seinem historischen Mittelwert von 26,3 Punkten.

Die Daten bestätigten, dass die deutsche Wirtschaftsleistung heuer um etwa sechs Prozent einbrechen werde, sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Ein erhebliches Risiko für die Konjunktur sei die Frage, wie die Vergabe von Krediten an Unternehmen und Haushalte funktionieren werde. Die aktuelle Lage beurteilten die Experten dagegen etwas besser. Der Teilindex stieg um 0,4 auf minus 89,3 Punkte.

Ifo sagt Einbruch bei Ausrüstungsinvestitionen voraus

Volkswirte sprachen von einer negativen Überraschung. Die ZEW-Daten zeigten erneut, "eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und vereinzelte gute Konjunkturmeldungen machen noch keinen neuen Aufschwung", erklärte die NordLB. Experten der Commerzbank erklärten, der ZEW-Index spiegle eine zunehmende Konjunkturskepsis wider. In den kommenden Monaten dürften die "harten" Konjunkturindikatoren aber mehr und mehr nach oben zeigen, dann werde auch der ZEW-Index wieder steigen.

Weniger zuversichtlich zeigten sich die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft bei einer Umfrage der Commerzbank/Dresdner Bank. So erwarten Elektroindustrie und Maschinenbau für dieses Jahr einen Einbruch der Wirtschaftsleistung um bis zu 20 Prozent. Die Talsohle werde erst 2010 durchschritten, erklärten der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie sowie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau.

Auch der Einzelhandel, die Tourismusbranche und die Bauindustrie erwarteten eine weitere Abschwächung ihrer Wirtschaftsleistung. Durchweg zuversichtlich seien nur die forschenden Arzneimittelhersteller, die für 2009 ein Plus von drei Prozent kalkulierten und auch für das kommende Jahr auf Wachstum setzten.

Unterdessen erwartet das Münchner ifo-Institut einen massiven Einbruch bei den Ausrüstungsinvestitionen der deutschen Industrie. Für das laufende Jahr prognostiziert es einen Rückgang "in der Größenordnung von 20 Prozent." Dies sei noch schlechter als die Frühjahrsprognose der Wirtschaftsforschungsinstitute, die ein Minus von 17,7 Prozent vorhersagten.

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