Zinsen "jenseits von Gut und Böse"

28.04.2010

Angesichts seiner Budgetkrise muss Griechenland für seine Staatsschulden mittlerweile atemberaubende Zinssätze bezahlen. Wer dem Euro-Land überhaupt noch Geld borgt, verlangt derzeit für eine Staatsanleihe mit zweijähriger Laufzeit 18,5 Prozent Zinsen - womit das Land de facto keinen Zugang zu frischem Geld hat. Deutschland bezahlt für eine derartige Anleihe nur 0,75 Prozent, Österreich 1 Prozent.

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Für den deutschen Analysten Kornelius Purps ist das griechische Zinsniveau mittlerweile denn auch "jenseits von Gut und Böse". Er warnt vor einer ähnlichen Entwicklung in Portugal.

Beschleunigt wurde die Entwicklung durch die radikale Herabstufung der griechischen Kreditwürdigkeit durch Standard & Poor's am Mittwoch auf "Ramsch-Niveau" (Junk). Allerdings mussten die Griechen schon davor einen massiven Risikoaufschlag bezahlen: Der Zinssatz für zweijährige Staatsanleihen startete mit 3,3 Prozent ins neue Jahr, stieg parallel zur Eskalation der griechischen Finanzkrise an und lag am Mittwoch bei 15,3 Prozent. Nach der Mitteilung der Ratingagentur erfolgte dann der vorerst letzte Sprung um weitere drei Prozentpunkte.

Damit wird die schwierige Budgetlage Griechenlands noch einmal verschärft, denn mit den hohen Zinszahlungen wird der ohnehin schon schwer verschuldete Staatshaushalt weiter belastet und die Aufnahme von Krediten am Kapitalmarkt de facto verunmöglicht. Nächster Stichtag ist der 19. Mai, wenn Griechenland rund 8,5 Mrd. Euro an Staatsschulden begleichen muss. Bis dahin braucht das Land Kredite von den EU-Partnerländern, andernfalls droht die Zahlungsunfähigkeit. Für den Fall einer Staatspleite rechnet Standard & Poor's damit, dass Gläubiger nur noch 30 Prozent ihres eingesetzten Kapitals erhalten - darunter auch österreichische Banken, die laut Nationalbank mit knapp 5 Mrd. Euro in Griechenland engagiert sind (davon angeblich nur ein kleinerer Anteil in Staatsanleihen).

Eine ähnliche Entwicklung wird auch für das zweite Euro-Sorgenkind Portugal befürchtet: Die Zinsen für zweijährige Staatsanleihen stiegen seit Jahresanfang von 1,4 auf 5,8 Prozent, was die Kreditaufnahme entsprechend verteuert. Die beiden anderen "Krisenkandidaten", Spanien und Italien, stehen noch vergleichsweise gut da: Italien bezahlt für Anleihen mit zweijähriger Laufzeit derzeit 1,9 Prozent Zinsen, Spanien 2,3 Prozent.

UniCredit-Marktanalyst Kornelius Purps sieht die griechischen Zinsen mittlerweile "jenseits von Gut und Böse". "Der Handel in griechischen Anleihen ist seit Tagen de facto zum Erliegen gekommen, das sind Niveaus, die irgendwo im Panikbereich anzusiedeln sind", sagte Purps zur APA. Allerdings gebe es auf den Märkten die Befürchtung, dass auch Portugal bald auf Hilfe der anderen Euro-Staaten angewiesen sein könnte. Nicht mit Griechenland vergleichbar ist aus Sicht des Analysten aber die Lage in Italien: Italien habe kein Leistungsbilanzdefizit, eine hohe Sparquote und der sehr hohe Schuldenstand existiere bereits seit vielen Jahren, so Purps: "Das ist keine Neuigkeit, die es rechtfertigen würde, für Italien zehn Prozent Zinsen zu verlangen."

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