Banken-Wiedereröffnung

Zypern will Kapitalflucht verhindern

27.03.2013

Zentralbankchef spricht von "übermenschlichen Anstrengungen".

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Vor der Wiedereröffnung der Banken am Donnerstag trifft Zypern Vorkehrungen gegen eine umfassende Kapitalflucht. Abhebungen von Kunden sind auf einhundert Euro am Tag begrenzt, die Kontrollen müssten "einige Wochen" in Kraft bleiben, sagte Finanzminister Michalis Sarris am Dienstag der BBC. Laut Zentralbankchef Panicos Demetriades sind "übermenschliche Anstrengungen" nötig, um die Öffnung der Banken zu ermöglichen.

Proteste in Nikosia
Am elften Tag protestierten etwa 2.000 Oberschüler in der Hauptstadt Nikosia. In Sprechchören forderten sie, die Verantwortlichen für den "Diebstahl" der zypriotischen Guthaben müssten ins Gefängnis. "Wir müssen die Blutsauger bekämpfen!", riefen sie.

Vor dem Büro des Zentralbankchefs forderten mehrere hundert wütende Bankangestellte, die um ihre Arbeitsplätze bangen, Demetriades' Rücktritt. Der Zentralbankchef räumte ein, dass mit jedem Tag, an dem die Banken geschlossen sind, das Vertrauen der Menschen weiter schwinde. Die Kunden wollten ihr Geld abholen, und daher seien die beschlossenen Kontrollen notwendig. Demetriades verteidigte zugleich das Rettungspaket für sein Land. Ohne die Vereinbarungen "wäre Zypern schon pleite", sagte er.

Kapitalflucht befürchtet
Die Finanzminister der Eurozone hatten in der Nacht auf Montag beschlossen, Zypern Hilfen von bis zu zehn Milliarden Euro zu gewähren. Zugleich soll der Bankensektor des Landes umstrukturiert werden. Zudem ist ein Abschlag auf Bankguthaben von mehr als 100.000 Euro bei der marktführenden Bank of Cyprus vorgesehen. Finanzminister Sarris sagte am Dienstag, der Abschlag könne auch höher als bei den zuletzt diskutierten 40 Prozent liegen.

Bank-of-Cyprus-Chef Andreas Artemis erklärte aus Protest gegen die geplanten Einschnitte im System seinen Rücktritt. Der Aufsichtsrat der Bank habe Artemis' Rücktrittserklärung aber "nicht akzeptiert", berichtete die zypriotische Nachrichtenagentur CNA. Gemäß der Satzung der Bank erlange der Rücktritt erst Gültigkeit, wenn er innerhalb von einer Woche nicht zurückgezogen werde.

Die Europäische Zentralbank (EZB) kritisierte Äußerungen von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem, wonach die Maßnahmen zur Zypern-Rettung als Vorbild bei anderen Euro-Krisenstaaten dienen könnten. "Es war falsch von Herrn Dijsselbloem zu sagen, was er gesagt hat", sagte das französische EZB-Direktoriumsmitglied Benoit Coeure. Dijsselbloem distanzierte sich inzwischen von seinen Interview-Äußerungen und sagte, Zypern sei "ein besonderer Fall mit einmaligen Herausforderungen".

Frankreichs Präsident Francois Hollande sieht die Bankeinlagen-Garantie in der Eurozone als "unwiderrufliches Prinzip". Wer Geld in einer Bank der Eurozone anlege, benötige eine Garantie über die angelegten Gelder. Dies sei eine Frage des Vertrauens, so Hollande nach einem Treffen mit dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy in Paris.

Die Ratingagentur Fitch stufte die Laiki-Bank und die Bank of Cyprus indes auf Zahlungsausfall herab. Die Laiki-Bank soll zerschlagen werden. Faule Papiere werden in einer Bad Bank angesiedelt, die abgewickelt werden soll.

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