Laut neuer Analyse

Schock-Studie: Chips sollen so süchtig wie Kokain machen

15.11.2023

Chips können nur die wenigsten widerstehen. Kein Wunder: Eine neue Studie fand jetzt heraus, dass sie genauso abhängig machen sollen wie harte Drogen.

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Mehr als einer von zehn Menschen ist abhängig. Und das nicht etwa von Drogen, Alkohol oder Videospielen, sondern von stark verarbeiteten Lebensmitteln. Auf Englisch sind diese auch als ultra processed Foods oder UPFs bekannt. Das fand nun eine Analyse der University of Michigan heraus, bei der 286 Studien aus 36 Ländern untersucht wurden.

Was sind UPFs?

Gegessen haben wir sie garantiert alle schon: industriell verarbeitete Wurst, Kartoffelchips, Glace oder zuckrige Cornflakes. Dass man, wenn man einmal mit ihnen angefangen hat, nur schwer wieder aufhören kann, ist längst bekannt. Doch der drogenähnliche Sucht-Effekt konnte nun tatsächlich bewiesen werden.

Professorin Ashley Gearhardt leitete die Untersuchung, nachdem sie eine Skala für Lebensmittelsucht entwickelt hatte. Sie wandte dabei die gleichen Kriterien an wie für die ärztliche Diagnose einer Drogenabhängigkeit: unkontrollierbarer, übermäßiger Konsum und Heißhunger. Immerhin bringen verschiedene Studien UPFs in Zusammenhang mit Diabetes, Übergewicht, einem Reizdarm und sogar Krebs.

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Studienergebnisse

Nach den Auswertungen der Studien kommt Gearhardt zu einer Theorie für den unstillbaren Appetit: "Die Kombination aus raffinierten Kohlenhydraten und Fetten, die häufig in UPFs stecken, scheint im Gehirn eine besonders starke Wirkung auf das Belohnungszentrum zu haben – viel höher, als die beiden Stoffe einzeln konsumiert. Das erhöht auch das Suchtpotenzial." Enthaltene Zusatzstoffe könnten diesen Effekt zudem noch weiter verstärken.

Ein weiteres Ergebnis der Analyse: UPFs liefern Kohlehydrate und Fette besonders schnell zum Magen und machen sie dort verfügbar. Bei Drogen wie Kokain konnte zuvor herausgefunden werden, dass sie ein höheres Potenzial für Abhängigkeit haben, je schneller sie wirken. Immerhin verursacht auch das stark verarbeitete Lebensmittel erst Lust, dann einen schnellen Dopaminkick – und kurze Zeit später einen Crash.

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Wer ist gefährdet?

Wie bei harten Drogen oder Alkohol ist nicht jeder Mensch gleich stark gefährdet, abhängig zu werden. "Suchterzeugende Produkte lösen nicht bei jedem eine Abhängigkeit aus", so Chris van Tulleken, ebenfalls ein Autor der Analyse. "Beinahe 90 Prozent der Menschen trinken Alkohol, ohne ein Problem zu entwickeln. Viele von ihnen können Zigaretten probieren oder sogar Kokain, ohne sofort abhängig zu werden." Trotzdem erhöhe sich das Risiko ständig, da Menschen konstant stark verarbeiteten Lebensmitteln ausgesetzt sind. "Heute auf UPFs zu verzichten, ist so schwierig, wie in den 1960ern mit dem Rauchen aufzuhören", erklärt der Forscher.

Wie schützt man sich?

Um sich vor einer Abhängigkeit so gut wie möglich zu schützen, muss man nicht gleich ganz auf Süßes und Fast Food verzichten, aber es sollte die Ausnahme bleiben. Ein Stückchen Schokolade oder auch mal ein Hot Dog mit Pommes sind unproblematisch. Schlägt man aber mal über die Stränge, sollte in den Tagen darauf besonders stark auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden.

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