"Klassen könnten Brutstätten des Virus werden"

Mailänder Chefarzt warnt: "Schulöffnungen verfrüht!"

29.04.2020

Während vielen Eltern in Österreich der Neustart des Schulbetriebs gar nicht schnell genug gehen kann, warnt der Mailänder Chefarzt Massimo Galli: Er sieht Schulen als "Brutstätten des Virus".

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Die Proteste vieler Mütter auf Socialmedia-Kanälen waren äußerst emotional, als Österreichs Bundesregierung sich sehr lange und genau beraten ließ, ob frühe Schulöffnungen in einer noch immer vorhandenen Coronavirus-Bedrohung tatsächlich vertretbar wären. Schließlich wurde ein Stufenmodell präsentiert: Die Matura-Klassen sitzen bereits in der kommenden Woche wieder in den Klassen, ab 18. Mai dann auch die Volksschüler - unter exakt definierten, aber in der Realität kaum einhaltbaren Sicherheitsregeln.

Italien lässt Schulen bis Herbst zu

Während bisher von Virologen und vielen Medizinern stets zu hören war, dass Kinder durch das Coronavirus kaum gefährdet seien, warnt jetzt ein italienischer Experte vor diesen frühen Schulöffnungen. Massimo Galli, Chefarzt der Abteilung für Infektionskrankheiten am Mailänder Krankenhaus Luigi Sacco, sagte im Interview mit dem TV-Sender Libera TV: "Schulen können zu reinen Brutstätten des Virus werden." Kinder könnten das Virus bekommen und auch übertragen, er hätte auch ausreichend viele Informationen von chinesischen Spezialisten zu diesem Risiko. Italiens Regierung lässt die Schulen übrigens bis September geschlossen.

Auch aus der Schweiz kommt Kritik an der Forderung, rasch die Schulen wieder zu öffnen. Andreas Cerny, Epidemiologe an der der Corona-Klinik Moncucco in Lugano, sagte gegenüber der Schweizer Tageszeitung "Blick": "Wir haben einfach noch zu wenige Daten." Und eine Studie des Imperial College London hat ergeben, dass nach der strengen Kontaktsperre die Schließung der Schulen den größten Effekt auf die Eindämmung der Virusausbreitung gehabt hätte.

Andere Experten meinen jedoch, dass "Kinder praktisch nicht infiziert werden und das Virus auch nicht weitergeben", das sagt etwa der Schweizer Corona-Delegierte Daniel Koch. Somit ist nur eines klar: Nicht einmal die Virologen und Mediziner selbst sind sich einig, wie gefährlich das Virus für unsere Kinder ist.

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