Anschober: Mai wird Entscheiungsmonat

Virologin der Regierung: Kein Impfstoff vor Mai 2021

05.05.2020

Anschober: 1. Öffnungsschritt ausgezeichnet bewältigt – Situation ''sehr konstant, sehr stabil'' - Weltweit Anerkennung für Österreich – ABER: Virologin der Regierung prognostiziert, dass es frühestens ab Mai 2021 Impfstoff geben wird.

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© APA/ROLAND SCHLAGER
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Wien. Die ersten Lockerungsmaßnahmen nach Ostern hat Österreich gut überstanden. Gut drei Wochen, nachdem die in Kraft getretenen Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus gelockert worden sind, gab Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Dienstag bei einer Pressekonferenz Österreich ein gutes Zeugnis ab. "Der erste Öffnungsschritt wurde ganz ausgezeichnet bewältigt."
 
"Die Situation ist sehr konstant, sehr stabil", kommentierte Anschober die derzeitigen Infektionszahlen von SARS-CoV-2 in Österreich. Nach Evaluierung des ersten Schrittes sei die Lage sehr positiv. Die Steigerungen lägen nur mehr im zweistelligen Bereich, es gebe "keinen einzigen Ausreißer mehr". Die Zahl der Neugenesenen liege deutlich über den Neuinfektionen. Virologin Monika Redlberger-Fritz erklärte indes, dass dennoch Vorsicht geboten ist.
 

Virologin: Impfstoff erst in ein bis zwei Jahren

Während einer Pressekonferenz am Dienstag erklärt Virologin Monika Redlberger-Fritz, dass es noch mindestens ein bis zwei Jahre dauern würde, bis ein möglicher Coronavirus-Impfstoff für die breite Masse zum Einsatz kommt. Die Entwicklung eines Impfstoffes benötige Zeit – manche Wirkstoffe kommen erst nach zehn Jahren Entwicklungszeit auf den Markt. Der erste Schritt zur Normalisierung in Österreich sei gut gelungen, dennoch solle man sich nicht auf den positiven Trend bezüglich der Corona-Kennzahlen in Österreich verlassen.
 
Redlberger-Fritz erklärte unter anderem auch, dass die verwendeten Corona-Antikörper-Tests anfänglich "nur" zu 90 Prozent zuverlässig waren, weswegen es zunächst öfters zu verfälschten Testergebnissen kam – ganz gleich ob positiv oder negativ. Mittlerweile wurden jedoch Fortschritte bei der Entwicklung von neuen Tests erreicht. Die Virologin erklärte, dass Österreich vorbildhaft und schnell auf die Coronavirus-Pandemie reagiert hätte. Würde man weiterhin so leben, wie noch zuvor im Februar, würden auch die Zahlen wieder ansteigen.
 
 

1. Phase in Österreich voller Erfolg

Die erste Phase sei somit hervorragend umgesetzt worden. Es haben "die richtigen Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt stattgefunden". Denn anfangs habe es Tagessteigerungen im Bereich zwischen 40 und 50 Prozent gegeben, derzeit liegen sie laut Anschober bei 0,2 Prozent. Dafür habe Österreich weltweit Anerkennung bekommen. Insgesamt haben sich bisher 15.569 Österreicher mit SARS-CoV-2 angesteckt. 418 Infizierte liegen derzeit im Spital. 104 Patienten werden auf der Intensivstation betreut.
 
Um Ergebnisse der zweiten Öffnungsphase zu erhalten, müsse man noch zehn bis zwölf Tage warten. "Das kontrollieren wir sehr professionell und genau", sagte Anschober. Man sei sehr vorsichtig, denn diese Pandemie sei "Neuland". Weltweit habe man keine Vorbilder, meinte der Gesundheitsminister. Auch das positive Beispiel Singapur hätte nun wieder eine Zunahme der Infektionen zu verzeichnen. Wenn man zu spät reagiere, dann verliere man "absolut die Kontrolle" und es komme zu "massiven Zuwächsen", so Anschober.
 

Mai als Entscheidungsmonat

"Wir sind noch lange nicht durch. Das Schlimmste wäre eine zweite Welle", betonte der Gesundheitsminister. Deshalb wäre der Mai der "Entscheidungsmonat". "Wenn wir das ohne Erhöhung schaffen und die Zahlen stabil bleiben, haben wir einen ganz großen Schritt geschafft."
 
Seit 14. April durften in Österreich neben Supermärkten, Apotheken und Trafiken nun auch andere kleinere Geschäfte sowie Bau-und Gartenmärkte wieder aufmachen. Kunden müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen und die Abstandsregeln einhalten. Seit dem 1. Mai sperren sukzessive Schulen und Kindergärten, Sportanlagen, Friseure, alle großen Geschäfte sowie Hotels und die Gastronomie auf.

 

Aktuelle Coronavirus-Lage in Österreich

Österreichweit. Bisher gab es in Österreich 15.650 positive Testergebnisse. Mit heutigem Stand sind österreichweit 606 Personen an den Folgen des Corona-Virus verstorben und 13.462 sind wieder genesen. Derzeit befinden sich 418 Personen aufgrund des Corona-Virus in krankenhäuslicher Behandlung und davon 104 der Erkrankten auf Intensivstationen.

 

Anschober: EU-Regionen sollen durch soziale Dienste attraktiv bleiben

Sozial- und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat am Dienstag die Bedeutung des Zugangs zu sozialen Diensten für die Attraktivität der europäischen Regionen hervorgehoben. Besonders hob er angesichts der Coronakrise in einer Stellungnahme gegenüber der APA die Langzeitpflege und Gesundheitsleistungen hervor.
 
"Die Pandemie und ihre wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen zeigt uns deutlich, dass für alle Menschen in Europa der Zugang zu sozialem Schutz sehr wichtig ist", so Anschober im Vorfeld eines EU-Beschäftigungs- und Sozialrates. "Um als Region attraktiv zu bleiben, ist ein gutes Angebot an sozialen Diensten, beispielsweise im Bereich der Langzeitpflege und der Gesundheitsleistungen unerlässlich."
 
Aus der Coronapandemie zieht Anschober die Lehre, "dass wir unsere Langzeitpflegesysteme noch schneller für die Zukunft fit machen müssen". Die Auswirkungen der Krise machten deutlich, wohin die Aufmerksamkeit zu richten sei, so der Minister. Er schlug eine Brücke zu dem "Green Deal" genannten Klimaschutzplan der EU-Kommission, welcher beim wirtschaftlichen Wiederaufbau in der EU eine zentrale Rolle spielen soll. "Investitionen in diese essenziellen Bereiche stärken die Regionen, indem sie Arbeitsplätze schaffen und leisten damit auch einen positiven Beitrag zum Green Deal", erklärte Anschober.
 
Die kroatische EU-Ratspräsidentschaft hat sich das Thema Bevölkerungswandel als Schwerpunkt ihres Vorsitzes gesetzt und die Arbeits- und Sozialminister geladen, sich am Dienstagvormittag in einer Videokonferenz über demografische Herausforderungen in den Regionen angesichts der Coronakrise sowie Ausstiegs- und Wiederaufbau-Strategien auszutauschen. Anschober wird daran aufgrund eines Termins im österreichischen Parlament nicht teilnehmen. Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) vertritt Österreich.
 
Die gesellschaftlichen und sozioökonomischen Folgen der Pandemie und ihrer Bekämpfung werden dem Vernehmen nach in Ratskreisen trotz der bereits begonnenen schrittweisen Rücknahme der Beschränkungen als voraussichtlich strukturell und dauerhaft angesehen. Eine Anpassung an eine "neue Normalität" mit dem Coronavirus sei notwendig, hieß es. Das Virus ist hochansteckend und besonders gefährlich für verletzliche Bevölkerungsgruppen wie älteren und chronisch kranken Personen.

 

Schutzmasken: Allein in NÖ schon über 370.000 Stück verbraucht

In den niederösterreichischen Kliniken und Pflegezentren sind seit Jahresbeginn schon über 370.000 geprüfte Atemschutzmasken verbraucht worden. Die Anzahl liege "mehr als das Dreifache höher als im Vergleich zum gesamten Vorjahr", berichtete der Landespressedienst am Dienstag.
 
Bei der Beschaffung von Schutzmasken brauche es ein qualitätsvolles Sicherheitsnetz der NÖ Landesgesundheitsagentur und auch Spezialisten, betonte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Letztere hätten "im Einkauf große Erfahrung", ergänzte LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP). Es gehe um die Sicherheit der Beschäftigten und Patienten.
 
Mitarbeiterschutz habe höchste Priorität, sagte Konrad Kogler, Vorstand der NÖ Landesgesundheitsagentur. Oft sei die Verlockung groß, mit der zahlreiche Anbieter versuchten, Käufer für ihre Großmengen an Atemschutzmasken oder anderer Schutzmaterialien zu finden. Dank der Unterstützung des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen (BEV) in Wien behielten die Experten im Materialeinkauf den Überblick, um aus fachkundiger Sicht im internationalen Dickicht seriöse Händler oder qualitativ hochwertige Schutzmasken erkennen zu können.
 
Wie groß derzeit die Herausforderung sei, um die Orientierung zu behalten, beweise die Vielzahl an E-Mail-Eingängen. In den vergangenen Wochen seien auf elektronischem Weg "Hunderte Lockangebote eingetroffen". Einkäufern zufolge kommen täglich 20 bis 30 dazu.
 
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