Über 500 Tote an nur einem Tag

Was für ein Drama: Eis-Stadion wird in Madrid zur Leichenhalle

24.03.2020

In Spanien wurden über 500 Corona-Todesfälle binnen eines Tages gemeldet. Um der Lage Herr zu werden wurde in Madrid eine Eislauf-Halle zu einem Leichenhaus umgewandelt.

Zur Vollversion des Artikels
© PIERRE-PHILIPPE MARCOU / AFP
Zur Vollversion des Artikels

Madrid. In Spanien ist die Zahl der Todesfälle durch das neuartige Coronavirus auf fast 2.700 gestiegen. In den vergangenen 24 Stunden seien 514 weitere Menschen an der durch den Erreger ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben, teilte das Gesundheitsministerium in Madrid am Dienstag mit. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen erhöhte sich den Angaben zufolge um fast 20 Prozent auf knapp 40.000.

Spanien ist nach Italien das am stärksten von der Coronavirus-Pandemie betroffene Land in Europa. Die Hauptstadt-Region Madrid ist mit 1535 Toten und mehr als 12.350 Infektionsfällen am stärksten betroffen.
 
Angesichts der dramatischen Entwicklung will die Regierung die landesweite Ausgangssperre bis zum 11. April verlängern. Regierungschef Pedro Sanchez will dem Parlament am Dienstag einen entsprechenden Antrag vorlegen.
 
Bereits seit dem 14. März gelten in Spanien weitreichende Ausgangsbeschränkungen. Die 46 Millionen Einwohner dürfen ihr Zuhause nur verlassen, um zur Arbeit zu gelangen, Einkäufe zu erledigen, Medikamente zu besorgen oder mit dem Hund Gassi zu gehen.
 

Eis-Stadion wird zur Leichenhalle

Aufgrund Knappheit von Schutzausrüstung wurde bekannt, dass das städtische Bestattungsunternehmen von Madrid seit Dienstag keine Leichen mehr "einsammeln" könnte. Private Bestattungsunternehmen würden der Aufgabe zwar weiterhin nachgehen, die Kapazitäten würden ob der in den letzten 24 Stunden massiv gestiegenen Todesfälle nicht ausreichen. Die Stadtverwaltung kündigte daraufhin eine auf den ersten Blick eher morbide Maßnahme an: Ein Olympia-Eis-Stadion wird zum Leichenhaus umfunktioniert, um dem rasanten Anstieg der Todesfälle Herr zu werden.
 
© PIERRE-PHILIPPE MARCOU / AFP
 
Die Olympia-konforme Halle befindet sich direkt neben einer Veranstaltungshalle, die bereits 126 Coronavirus-Patienten beherbergt. Weitere 1200 Betten wurden zur Verfügung gestellt – Die derzeitigen Prognosen deuten jedoch daraufhin, dass auch diese Kapazitäten Ende kommender Woche ausgeschöpft sein werden.

 

Spanische Soldaten entdeckten Leichen in Altersheimen

 
Bei der Desinfektion von Altenheimen im Zuge der Corona-Krise haben Soldaten in Spanien in mehreren Residenzen tote Senioren entdeckt. Die Leichen seien offensichtlich länger unbemerkt geblieben, berichteten die Zeitung "El Mundo", der staatliche Fernsehsender RTVE und andere Medien am Montag unter Berufung auf die Militärische Nothilfeeinheit UME.
 
Verkehrsminister José Luis Ábalos bestätigte anschließend auf einer Pressekonferenz in Madrid die Berichte. Man habe noch wenige Informationen. Gegebenenfalls werde die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnehmen, so Ábalos. Verteidigungsministerin Margarita Robles hatte vor den Berichten schon morgens im TV-Sender Tele5 gesagt, Soldaten hätten in Heimen Senioren gesehen, "die völlig verlassen, wenn nicht sogar tot auf ihren Betten" lagen. Man werde gegen die Verantwortlichen für solche Missstände in den Heimen "unerbittlich vorgehen".
 
In der vergangenen Woche hatten mehrere Horrorberichte die Spanier erschüttert: Innerhalb weniger Tage starben etwa in der Residenz Monte Hermoso in Madrid 20 Insassen, in einem Heim in Ciudad Real gab es 15 Tote. Bei den meisten Verstorbenen wurden eine Corona-Infektion festgestellt. Auch in anderen Seniorenheimen in Madrid und ganz Spanien starben zahlreiche infizierte Senioren.
 
Auf Antrag einer Patientenschutzorganisation leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen das Heim Monte Hermoso ein. Nach Angaben der Madrider Stadtverwaltung wurden in diesem Heim neben den Todesopfern mindestens 75 weitere Menschen - Insassen und Mitarbeiter - mit dem Covid-19-Erreger Sars-CoV-2 infiziert. Angehörige von Insassen von Monte Hermoso und anderen Heimen sprachen von katastrophalen hygienischen Zuständen und Mangel an Schutzausrüstungen für das Pflegepersonal.
 
Zur Vollversion des Artikels