Pflichtgerät?

iPad ist ein Muss für Mobilfunkanbieter

19.03.2010

Wer das iPad nicht anbietet, kann nur verlieren. Dennoch ist das iPhone attraktiver.

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© Reuters
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Der Riesenerfolg des iPhones von Apple hat die europäischen Telekommunikationskonzerne wachsam gemacht. Beim Tablet-Computer iPad, der Ende April in einigen europäischen Ländern in die Läden kommt, wollen sie alle mitmischen.

Neue Voraussetzungen
Doch die Bedingungen haben sich seit Mitte 2007 geändert, als sich die Konzerne um Exklusiv-Verträge mit dem US-Unternehmen gerissen hatten. Damals waren sie bereit, strikte Beschränkungen beispielsweise bei der Werbung zu akzeptieren und verpflichteten sich zudem zu Subventionen. France Telecom bezuschusste beispielsweise die normalerweise zwischen 400 und 500 Euro teuren iPhone 3G mit 310 Euro.

Jetzt sind die Größen der Branche vorsichtiger. Sie wollen mehr vom Kuchen abhaben, als es beim iPhone noch der Fall ist. Beim Verkauf des Smartphones hat der US-Konzern es geschafft, die Rolle der Telekommunikationskonzerne arg zu reduzieren. "Die Betreiber sind desillusioniert, was Apple angeht", sagt Analyst Bryan Garnier. Sie begännen zu kritisieren, dass sie das Netzwerk aufbauten und in dieses investierten, ohne von den Riesen-Umsätzen bei mobilen Dienstleistungen zu profitieren.

iPhone ist für Tekekom-Firmen attraktiver
Zwar betrachten viele Anbieter den Verkauf des iPads als Muss. Jedoch ist für sie das iPad kaum mit dem iPhone vergleichbar. Das Gerät, eine Mischung zwischen Laptop und Smartphone, ist für die Telekommunikationskonzerne einfach nicht so attraktiv. Mit dem iPad kann nicht telefoniert werden - somit gibt es keine Erlöse aus Telefongesprächen oder Textnachrichten. Neue Rechtsvorschriften in der EU erschweren zudem den Abschluss von Exklusiv-Verträgen für den Vertrieb des Klein-Computers.

Analysten gehen deswegen davon aus, dass Apple die Telekommunikationskonzerne beim Verkauf des iPads nicht zu Subventionen verpflichtet. Genaue Informationen darüber, welche Konzerne in Europa das neue Apple-Produkt vertreiben werden, gibt es nicht. Sie reden nicht über die Verhandlungen mit dem US-Konzern. "Wir können und wollen uns dazu nicht äußern", sagte Telekom-Sprecher Alexander von Schmettow. Der iPhone-Anbieter Deutsche Telekom und Apple stünden in ständigen Gesprächen, ergänzte er lediglich. "Wir sind noch am Anfang der Entwicklung von Netbooks und Tablet-PC wie den iPad, deswegen experimentieren wird mit den Preisen und Subventionen, um herauszufinden, was sinnvoll ist", sagte der Strategie-Chef Nils Katla des nordischen Telekomkonzerns Telenor.

Netze könnten an die Grenzen geraten
Neben all diesen strategischen Überlegungen müssen sich die Konzerne auch mit den Problemen auseinandersetzen, die das iPad in ihren Netzwerken verursachen könnte. Apple wird das Gerät in zwei Versionen anbieten, einmal mit WiFi und für einen Aufpreis zusätzlich mit UMTS. Experten betonen, dass die Netzwerke Kapazitätsgrenzen haben. Da sei es fraglich, ob es für die Anbieter sinnvoll sei, den Kunden die beliebten unbegrenzten Datenpakete zu offerieren.

Wann das iPad nun in Österreich startet steht noch nicht fest. Des Weiteren ist auch bei uns noch nicht geklärt, welche Mobilfunkunternehmen (mobilkom, t-mobile, Orange, 3) das iPad in ihr Programm aufnehmen (dürfen).

Apple kämpft noch um Inhalte fürs iPad
Des weiteren wurde bekannt, dass sich Apple rund zwei Wochen vor dem Verkaufsstart noch um passende Inhalte müht. Die Verhandlungen mit Medienhäusern seien schwierig, schrieb das "Wall Street Journal" (WSJ) am Freitag. So hielten sich vor allem Fernsehunternehmen zurück, weil sie sich Sorgen um ihre heutigen Geschäftsmodelle machten. Die Zusammenarbeit mit Zeitungen und Magazinen werde unter anderem durch technische Probleme gebremst.

In Deutschland steht Apple möglicherweise ein Konkurrenzkampf um die Gunst der Medien bevor. So hat das Berliner Technologieunternehmen Neofonie nach eigenen Angaben mit einem Gerät Namens "WePad" eine Alternative zum iPad entwickelt. Gezielt spricht das Unternehmen Zeitungs- und Zeitschriftenverlage an, damit sie ihre Inhalte über das Gerät verbreiten.

Plattformen wie iTunes und Amazon Kindle würden Verlage in die Rolle eines reinen Inhaltelieferanten drängen, erklärte Neofonie. Mit dem WePad behielten Medienhäuser einen direkten Zugang zu den Lesern und Wissen über sie. Erste Gespräche und Kontakte gibt es nach dpa-Informationen bereits mit Europas größtem Medienhaus Axel Springer ("Bild", "Die Welt") sowie anderen Verlagshäusern.

Apple steht unterdessen unter Zeitdruck: Am 3. April ist iPad-Verkaufsstart. Bereits jetzt können Kunden den großen Bruder des iPhone-Handys vorbestellen. Die Nachfrage scheint groß zu sein. Kenner berichteten der Zeitung, dass bereits Hunderttausende Bestellungen vorlägen. Sie trauen Apple zu, in den ersten drei Monaten mehr iPads zu verkaufen als iPhones bei deren Premiere 2007.

Damals hatte Apple binnen 74 Tagen eine Million Geräte abgesetzt und nach drei Monaten knapp 1,4 Millionen. Allerdings wurde das iPhone damals nur in den USA verkauft, während das iPad jetzt schnell auch in anderen Ländern in den Handel kommen soll.

Apple setzt laut früheren Berichten stark auf Fernsehsendungen auf dem iPad - diese Pläne seinen nun deutlich zurückgeschraubt werden, schrieb die Zeitung. So sei das zuvor favorisierte Abo-Modell für Fernsehinhalte vorerst vom Tisch, derzeit werde nur noch um eine Preissenkung auf 0,99 Dollar (0,725 Euro) pro Serien-Folge statt der bisherigen 1,99 bis 2,99 Dollar verhandelt. Die Produzenten der TV-Inhalte hätten aber Angst, sich ihr aktuelles Geschäftsmodell kaputtzumachen: Die Dutzenden Milliarden Dollar, die sie jährlich von den amerikanischen Kabel- und Satellitenfirmen kassieren.

Apple-Chef Steve Jobs hatte nach der Vorstellung des iPad persönlich eine Werbetour durch große US-Medienkonzerne gemacht, um sie für das Gerät zu gewinnen.

Die Zeitungs- und Magazin-Verlage kämpften aber mit Verzögerungen bei ihren Apps, die ihre Inhalte multimedial für das iPad aufbereiten sollen, schrieb die Zeitung weiter. Einige Medienkonzerne seien auch unzufrieden damit, dass das iPad - genauso wie schon das iPhone - die Software Flash von Adobe nicht unterstützt, die im Internet oft für Videos und Werbung eingesetzt wird. Apple beharrt darauf, dass Flash zu instabil sei und durch starke Auslastung des Prozessors die Batterielaufzeit verkürze.

Zumindest der Online-Buchlanden iBooks für das iPad scheine aber im Zeitplan zu liegen, hieß es im "Wall Street Journal". Alle großen US-Buchverlage seien mit im Boot und würden die Titel pünktlich zum Start des Geräts zur Verfügung stellen.

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