1 Woche mit dem Apple-Flaggschiff

Das iPhone X im großen oe24.at-Test

10.11.2017

Wir zeigen, wie gut das teure Jubiläumsmodell tatsächlich ist.

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© oe24.at/digital
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Am 3. November, also vor genau einer Woche, ist das iPhone X weltweit in den Handel gekommen. Da die Nachfrage aber um ein Vielfaches höher war als das Angebot, haben (vergleichsweise) nur wenige Fans ein Modell des neuen Apple -Flaggschiffs ergattert. Aktuell beträgt die Lieferzeit im heimischen Online-Shop des US-Konzerns mindestens vier Wochen. Die Mobilfunker können nicht bestätigen, dass sie überhaupt noch neue Geräte vor Weihnachten bekommen. Wer sofort ein iPhone X haben will, muss auf Plattformen wie Shpock, willhaben oder eBay ausweichen . Dort werden aber teilweise echte Wucherpreise verlangt. Wir haben uns in den letzten sieben Tagen angesehen, was das neue Apple-Flaggschiff kann und zeigen, ob es seine gesalzenen Preise wert ist.

Größe, Materialien & Co.

An der Materialqualität und der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen. Hier setzt Apple mit dem iPhone X einmal mehr den Maßstab. Das Smartphone sieht gut aus, liegt hervorragend in der Hand und dürfte mit seinen Abmessungen den Geschmack der meisten Nutzer treffen. Obwohl das Display mit 5,8 Zoll größer als beim iPhone 8 Plus (5,5 Zoll; 158,4 x 78,1 mm) ist, ist das iPhone X mit 143,6 x 70,9 mm kaum größer als das iPhone 8 mit 4,7 Zoll (138,4 mm x 67,3 mm). Hier macht sich der Verzicht auf die dicken Ränder voll bezahlt. Die Glasrückseite ermöglicht nicht nur kabelloses laden, sondern schmeichelt auch den Händen. Bei Feuchtigkeit wird sie jedoch etwas rutschig. Dann muss man das immerhin 174 Gramm schwere iPhone X etwas fester in der Hand halten. Dank IP67-Zertifizierung ist das Apple-Smartphone auch gut gegen Staub und Wasser geschützt. In einem aktuellen Falltest wurde das iPhone X aber als zerbrechlichstes Smartphone "ausgezeichnet" . Auf den Boden fallen, soll das Gerät - ohne Schützhülle - also besser nicht. Auffälligstes Merkmal neben dem grundlegend neuen Design ist natürlich der Wegfall des Home-Buttons, der uns auch schon zum nächsten Punkt bringt.

Bedienung

Beim iPhone X verzichtet Apple erstmals auf den mechanischen Home-Button. Das Display nimmt fast die gesamte Frontseite ein, weshalb der zentrale Bedienknopf einfach keinen Platz mehr hat. Doch auf diese Neuerung stellen sich selbst langjährige iPhone-Nutzer überraschend schnell ein. Nach kurzer Zeit hat man die neuen Gesten intus und man fragt sich, wieso Apple so lange an dem platzraubenden Button festgehalten hat. Bei vielen Android-Smartphones gibt es ihn schon länger nicht mehr. Die geforderten Wischgesten sind äußerst intuitiv. Um das Kontrollzentrum zu öffnen, muss man von oben – neben der Aussparung  für die Kamera – nach unten wischen. Den App-Switcher öffnet man wiederum, indem man vom unteren Rand nach oben wischt. Geöffnete Apps werden per kurzem Wisch nach oben geschlossen. Die praktische 3D-Touch-Funktion, dank der das Display auf unterschiedliche Druckstärken verschieden reagiert ist auch hier mit an Bord. Insgesamt gestaltet sich die Bedienung nun deutlich flotter. Kein Wunder, schließlich entfällt der (zusätzliche) Druck auf den Home-Button.

Face ID

Neben der neuen Bedienung sorgt der Entfall des Home-Buttons noch für eine weitere einschneidende Neuerung. Beim iPhone X gibt es nämlich auch keinen Fingerabdrucksensor (Touch ID) mehr. Stattdessen setzt Apple nun auf eine 3D-Gesichtserkennung, die schon für viele Schlagzeilen sorgte. Doch eines vorweg: Laut den Entwicklern bleiben diese Daten lokal am iPhone gespeichert und landen nicht in der Cloud. Nach der erstmaligen Einrichtung der "Face ID" reicht ein kurzer Blick auf den Bildschirm und schon ist das iPhone X entsperrt. Wenn der Vorgang erfolgreich war, erscheint ein kleines, geöffnetes Schloss-Symbol. Wischt man nun über das Display, ist das Gerät entsperrt. Im Test funktionierte das System extrem zuverlässig. Wir haben so ziemlich alles (Schal, Sonnenbrille, Dunkelheit, etc.) ausprobiert und waren von der Trefferquote äußerst angetan. Nur wenn man Grimassen schneidet, gewährt das iPhone X keinen Zutritt. Hier macht sich die aufwendige Technik der TrueDepth-Kamera, die blitzschnell 30.000 Infrarot-Punkte auf das Gesicht des Trägers projiziert, voll bezahlt. Sollte Face ID doch einmal  versagen, kann man das Smartphone auch per Code entsperren.

Performance und Display

Mit dem A11-Bionic-Prozessor hat Apple den derzeit schnellsten Smartphone-Chip. Das merkt man im Alltag auch. Egal was man mit dem iPhone X macht, es ist extrem schnell: Ein kurzer Druck auf das Icon und die App ist geöffnet, Internetseiten werden im Nu aufgebaut, aufwendige 3D-Games laufen ohne jegliche Verzögerung und auch Multitasking stellt keinerlei Probleme dar. Hier profitiert das iPhone X auch von seinen 3 GB RAM und iOS 11 . Da Apple Hard- und Software in Eigenregie entwickelt, ergibt sich ein extrem flüssiger und schlüssiger Gesamteindruck. Hier können die Android-Geräte nicht mithalten. Dafür müssen iPhone-Nutzer aber auch die bekannten (iOS-)Einschränkungen in Kauf nehmen. Beim Touchscreen verbaut Apple erstmals ein OLED-Display. Während das iPhone 8 (Plus) noch mit LCD-Technologie auskommen muss, darf das Flaggschiff aus dem Vollen schöpfen. Hergestellt wird das OLED-Display übrigens von Samsung und das ist eine gute Entscheidung. Schließlich setzt der Erzrivale schon lange auf diese Technik und hat somit viel Erfahrung. Beim iPhone X löst der OLED-Bildschirm mit 2.436 x 1.125 Pixel auf. Die Darstellungsqualität ist wirklich hervorragend. Selbst bei direkter Sonneneinstrahlung bleibt das Display ablesbar. Die automatische Helligkeitsanpassung reagiert sehr schnell und zuverlässig. Doch das ist man von Apple gewöhnt, neue Maßstäbe setzt der Bildschirm jedoch nicht. Im Vergleich zu den Android-Flaggschiffen von Samsung, Huawei und Sony wirken die Farben bei Apple aber etwas natürlicher. Ansonsten ist man hier auf Augenhöhe. Einziger Kritikpunkt ist eigentlich die Kameraaussparung am oberen Rand. Sie will sich nicht so richtig ins Gesamtbild einreihen.  Außerdem sind viele iOS-Apps noch nicht für das neue Display-Format optimiert, was teils zu sehr unschönen Darstellungen führt. Doch dafür kann Apple nichts. Hier müssen die Entwickler der Drittanbieter-Anwendungen schnell nachbessern.

Kameras

Bei den Kameras zählen die iPhones schon seit Jahren zu den besten Smartphones. Und hier macht auch das iPhone X keine (negative) Ausnahme. Auf der Rückseite verbaut Apple ein 12-Megapixel-Dual-Kamera-System mit einem Tele- (ƒ/2.4 Blende) und Weitwinkelobjektiv (ƒ/1.8 Blende). Im Gegensatz zum iPhone 8 Plus ist es hier vertikal statt horizontal angeordnet. In der neuesten Ausgabe verfügen beide Linsen über einen optischen Bildstabilisator. Zu den weiteren Highlights zählen ein heller Synchronblitz (4fach-LED True Tone) und ein extrem schneller Autofokus. Aufnahmen gelingen mit dem iPhone X wirklich fast immer hervorragend (siehe auch Beispielfotos in der Diashow unten). Ambitionierte Fotografen können zudem viele Einstellungen vornehmen. Im Normalfall reicht jedoch der automatische Modus vollkommen aus. Selbst bei schlechten Lichtverhältnissen liefert die Kamera eine bestechende Qualität. Wer ein iPhone X dabei hat, kann seine Digicam getrost zuhause lassen. Video-Fans können nun sogar Zeitlupenclips in 4K-Qualtiät drehen. Die 7 MP "TrueDepth"-Frontkamera würde vielen Smartphones sogar als Hauptkamera gut zu Gesicht stehen. Auch sie liefert hervorragende Fotos. Zudem überzeugt sie dank Full-HD-Auflösung auch bei Videoanrufen auf ganzer Linie. Beim neuen Porträt-Modus, der für beide Kameras verfügbar ist, handelt es sich nicht nur um eine nette Spielerei. Dank ihm kann man wirklich extrem coole Aufnahmen machen. Für die Frontkamera gibt es dafür sogar ein eigenes "Porträtlicht".

Akku, Animojis und weitere Eindrücke

Bei der Akkuleistung hat Apple (leider) keine Revolution geschafft. Hier liegt das iPhone X nur im Durchschnitt. Wenn man das Smartphone einen Tag lang mäßig intensiv nutzt, muss es am Abend an den Ladestecker, oder  - wenn verfügbar – auf ein kabelloses Ladepad. Beim kabellosen Laden wird das Gerät aber ziemlich warm. Außerdem dauert die Ladung so deutlich länger. Positiv ist, dass Apple bei seinem Flaggschiff eine Schnellladefunktion (50% in 30 Minuten) integriert hat. Negativ ist, dass man dafür ein eigenes Netzteil (inklusive Ladekabel) benötigt, für das rund 90 Euro extra bezahlt werden müssen.

Ein Highlight, mit dem aktuell nur das iPhone X auftrumpfen kann, hat sich Apple aber schon noch einfallen lassen. Konkret handelt es sich dabei um die "Animojis". Bei dieser neuen Generation von Emojis passen sich die beliebten Symbole an die Gesichtszüge des Nutzers an. So kann man beispielsweise wirklich coole Grußbotschaften erstellen, die man dann gleich verschicken oder in sozialen Netzwerken hochladen kann. In unserem Test sorgte diese Funktion für viel Unterhaltung. Doch Vorsicht: Das Erstellen von Animojis hat echtes Suchtpotenzial.

Und fast hätten wir es vergessen: Mit dem iPhone X kann man auch telefonieren. Und das sogar richtig gut. Denn an der Sprach- und Empfangsqualität gibt es nichts zu kritisieren.

Fazit

Apple hat mit dem iPhone X mit Sicherheit das bisher beste iPhone entwickelt. Das Modell für das 10-jährige Jubiläum spielt alle Hightech-Stückeln. Die wichtigsten Features wie Haptik, Performance, Kameras oder Bedienung überzeugen auf ganzer Linie. Der Entfall des Home-Buttons wirkt sich überraschenderweise richtig positiv aus. Hinzu kommt die zuverlässige Face ID, die jedoch Geschmackssache ist. Vielen Usern dürfte der bewährte Fingerabdrucksensor doch etwas fehlen. Beim iPhone X handelt es sich derzeit wohl um das beste Smartphone am Markt. Leider lässt sich Apple sein neues Flaggschiff auch extrem gut bezahlen. So teuer wie beim iPhone X war der Einstieg in Apples Smartphone-Welt noch nie. Die 64 GB Variante kostet 1.149 Euro, für das iPhone X mit 256 GB Speicher werden 1.319 Euro fällig (eine Speichererweiterung gibt es wie bei Apple üblich nicht). Da ist es schon sehr unverständlich, dass Apple auch noch beim Zubehör knausert. Statt den kabellosen AirPods gibt es Kopfhörer mit Lightning-Anschluss und wer das teure Smartphone schnell aufladen will, muss ein separates Netzteil kaufen. Doch wie die enorme Nachfrage zeigt, spielen die Preise für die „Apple-Jünger“ keine allzu große Rolle. Ob das iPhone X seinen  Preis wert ist, muss wohl jeder selbst entscheiden. Dass es ein hervorragendes Smartphone ist, hat es im einwöchigen Test jedenfalls bewiesen. Die Android-Hauptkonkurrenten Samsung Galaxy Note 8 , Huawei Mate 10 Pro , Google Pixel 2 und LG V30 befinden sich technisch fast auf Augenhöhe, sind jedoch durchwegs (deutlich) günstiger.

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