Umstrittene Praxis

Facebook lauscht bei allen privaten Chats mit

17.07.2012


Durch das Mithören sollen gefährdete Mitglieder beschützt werden.

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© APA/HELMUT FOHRINGER
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Wie nun bekannt wurde, überwacht Facebook mit einer selbst entwickelten Technik die Chat-Unterhaltungen seiner Mitglieder. Der Sicherheitschef des Unternehmens, Joe Sullivan, hat das bereits offiziell bestätigt. Demnach werden die Unterhaltungen völlig automatisiert nach Schlüsselworten durchsucht. So sollen kriminelle Handlungen schneller erkannt werden. Ähnliche Praktiken führen auch Geheimdienste durch, um via Twitter, Facebook und Co. Terrorverdächtige auszuforschen.

Chats werden analysiert
Bei vielen Usern löst dieses Mitlesen jedoch ein mulmiges Gefühl aus. Kein Wunder, schließlich wird niemand bei privaten Gesprächen gerne belauscht. Die Software soll aber ziemlich intelligent sein. Laut den Entwicklern sieht sich das Programm zunächst die Beziehung zwischen zwei Chatpartnern genau an. Wenn die Software zu dem Schluss kommt, dass sich die Mitglieder tatsächlich gut kennen, wird der Chat nicht weiter verfolgt. Wenn es jedoch zu Unstimmigkeiten kommt, wird die Analyse verschärft. Hier spielt vor allem das Geschlecht, der Altersunterschied und die Beziehung (Familie, Beruf, ferner Bekannter, Freund, etc.) eine Rolle. Doch allein das Facebook diese Dinge alle weiß und auswerten kann, lässt erahnen, wie privat die Daten der Mitglieder tatsächlich sind.

Kinderschänder überführt
In gewissen Fällen hat sich das Abhören aber bereits gelohnt. So konnte in den USA ein über 60-jähriger Mann festgenommen werden, der sich über den Facebook-Chat mit einer Minderjährigen verabredet hat. Facebook machte die Polizei rechtzeitig darauf aufmerksam und sie konnte den Mann noch vor dem Treffen festnehmen. Wie sich später herausstellte, wollte er das Mädchen tatsächlich missbrauchen.

Trotz dieses Beispiels hagelt es von Datenschützern einmal mehr Kritik. Sie sehen die Privatsphäre der Nutzer in Gefahr.

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