Volksoper

"Albert Herring" leichtfüßig in Wien

17.02.2014

Fassbaenders Innsbrucker Inszenierung von Britten auch in Wien bejubelt.

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Brigitte Fassbaenders Innsbrucker Adieu ist am 15. Februar in Wien mit großem Hallo begrüßt worden: Ihre Inszenierung von Benjamin Brittens "Albert Herring", mit der sie 2012 ihre Intendanz in Tirol beendete, wurde am Samstagabend auch an der Volksoper bejubelt. Zu Recht, gelingt Fassbaender doch die Symbiose aus kurzweiligem Schauspielertheater und obrigkeitskritischer Coming-of-Age-Geschichte.

Nachtrag zum Jubeljahr
Bei dem etwas verspäteten Geburtstagsgruß an Britten, dessen 100. Geburtstag im Vorjahr gefeiert wurde, bleibt die Handschrift der erfahrenen Theaterpraktikerin unverkennbar, die keinen Akteur untätig auf der Bühne stehen lässt. Die Sänger werden in dieser Komödie nach Guy de Maupassant zu singenden Schauspielern, welche die meist von vielen Figuren bevölkerte Szenerie mit Mikroaktionen beleben. Das Bühnenbild samt gewundener Dorfstraße, die sich im Hintergrund als Laufsteg der kleinbürgerlichen Eitelkeiten schlängelt, bietet dafür das passende Spielfeld. So wird die Geschichte um das Muttersöhnchen Albert Herring, der von den Honoratioren seines Ortes mangels Alternativen zum Maikönig als moralisches Vorbild für die Jugend gekrönt wird und sogleich zur Sauf- und Rauftour aufbricht, um das richtige Leben kennenzulernen, zur leichtfüßigen, jedoch nicht seichten Unterhaltung.

Besetzung brillierte
Bei seinem Volksoperndebüt schaffte Staatsopernensemblemitglied Sebstian Kohlhepp in der Titelpartie dabei den Spagat aus im Libretto angelegter wenig charismatischer Rolle und gegenläufig klar schimmerndem Tenor. David Ochoa nahm nicht nur mit seiner Sympathierolle des lebensfrohen Fleischergesellen Sid für sich ein, sondern auch mit warmem, samtig schmeichelndem Bariton. Morten Frank Larsen hatte als Pfarrer Gedge hingegen nicht nur mit der vermeintlichen Unmoral seiner Schäfchen, sondern auch den Tiefen seiner Partie zu kämpfen.

Große Feinfühligkeit und Vielfarbigkeit  
Gerrit Prießnitz führte das Volksopernorchester vor allem durch die langsamen und leisen Stellen der Partitur mit großer Feinfühligkeit und Vielfarbigkeit. Bei den schnellen Stellen hätte ein Quäntchen mehr Verve hingegen nicht geschadet. Der Dirigent lässt das Orchester völlig hinter die Sänger zurücktreten - mit der Gefahr, dadurch bisweilen selbst ins Hintertreffen zu geraten.

Info
"Albert Herring" von Benjamin Britten in der Volksoper, Währinger Straße 78, 1090 Wien unter Gerrit Prießnitz. Regie: Brigitte Fassbaender, Bühne und Kostüme: Bettina Munzer. Mit Sebastian Kohlhepp, Daniel Ochoa, Dorottya Lang, Martina Mikelic, Barbara Schneider-Hofstetter, Birgid Steinberger, Morten Frank Larsen, Jeffrey Treganza, Andreas Daum, Elvira Soukop, Vanessa Zips, Antonia Luksch, Enzo Gaier. Weitere Aufführungen am 19., 23. und 25. Februar sowie am 3., 9., 11. und 20. März. www.volksoper.at


 
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