Opernkritik

Anna Netrebko: Vom Zauber der Liebe

16.08.2011

Triumph für die Netrebko als Iolanta. Zwei konzertante Opern im Festspielhaus.

Zur Vollversion des Artikels
© APAFranz Neumayr
Zur Vollversion des Artikels

Selten zuvor habe ich Anna Netrebko so bewundert wie als Tschaikowskys Iolanta . Weil sie beweist, dass sie Bühne, Dekoration, Kostüm nicht braucht. Allein mit dem Klang ihrer Stimme, mit der instinktiven Sicherheit ihres Tonfalls vermag sie eine Figur glaubhaft, eine Handlung erlebbar zu machen.

Es geht in dieser Oper um eine Königstochter, die blind ist seit ihrer Kindheit. Niemand darf ihr verraten, dass es sehende Menschen gibt. Wenn die Netrebko singt: „Sind uns die Augen wirklich nur gegeben, um zu weinen?“ – dann glaubt man ihrem erschütternden vokalen Ausdruck, dass sie die Umwelt nur fühlen und hören kann. Und wenn sie durch Liebe zu jenem Menschen, der todesmutig ihr das Licht bringt, zuletzt sehend wird, verändert sich auch die Stimme. Dann wird der Klang strahlend, impulsiv.

Koloraturen
Mit zwei außerordentlichen (Piotr Beczala, Alexey Markov) und vielen guten Partnern lernte das Publikum im überfüllten Festspielhaus Tschaikowskys letzte Oper kennen. Zuvor Strawinskys Le Rossignol. In dieser kurzen Parabel, die man als Pantomime auch szenisch realisieren könnte, bezaubert der liebevolle Gesang der Nachtigall sogar den Tod. Julia Novikova singt ihre gefühlvollen Koloraturen mit großer Anmut und rettet damit dem König von China das Leben. Neben ihr fällt Julia Lezhneva (21) auf dank beseelten Ausdrucks und einer wunderschönen, elegant geführten Sopranstimme. Ivor Bolton und das Mozarteumorchester, bei Iolanta tüchtig, haben bei Strawinskys kontrastreicher Partitur leider versagt.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel