Wiener Ronacher

"Besuch der alten Dame" in Wien

11.02.2014

Pia Douwes und Uwe Kröger glänzen im neuer Dürrenmatt-Adaption.

Zur Vollversion des Artikels
© Getty Images
Zur Vollversion des Artikels

2001 wurde Friedrich Dürrenmatts Stück "Der Besuch der alten Dame" mit wenig Erfolg in den USA zum Musical umgearbeitet. Dieses Schicksal möchte man im Wiener Ronacher nun vermeiden. Für die eigene Adaption, die am 19. Februar Premiere feiert, setzt man auf Ikonen wie Pia Douwes und Uwe Kröger sowie die menschliche Dimension der Moralparabel. Kostproben wurden am Montag der Presse vorgestellt.

Alte Geschichte im neuen Kleid
Das dürrenmattsche Grundgerüst der Geschichte um die alte Claire Zachanassian, die als Milliardärin in ihren Heimatort Güllen zurückkehrt und den Dorfbewohnern ein Vermögen verspricht, wenn ihr einstiger Liebhaber Alfred Ill stirbt, wurde beibehalten. 80 Prozent der Bühnendialoge stammen von Dürrenmatt. Vom zynischen Metaphernspiel habe man sich allerdings etwas entfernt, so Christian Struppeck, Musicalchef der Vereinigten Bühnen (VBW) und im aktuellen Fall auch der Buchautor: "Wir haben versucht, die Geschichte heutiger anzulegen und uns ein bisschen entfernt von den Schablonen, dem Parabelhaften, das in den 1950ern modern war."

Humor des Schweizer Autors bleibt erhalten
Der Satire und dem Humor des Schweizer Autors bleibe man aber treu, unterstrich Regisseur Andreas Gergen. Man handle nach dem Motto: "Den Menschen das Herz mit einem Lachen öffnen, um dann mit der Emotion genüsslich reingreifen zu können." So werde es auch leichte Kirchenkritik oder eine Live-Entbindung auf der Bühne geben, so der Künstler im APA-Gespräch.

Großes Orchester unterstützt Musical-Stars
Musikalisch hält man sich jedenfalls mit dem 2013 bei den Thuner Seefestspielen uraufgeführten Stück eher an den Erfolgshit "Elisabeth" denn an den unmittelbaren Vorgänger "Natürlich blond", indem man auf großes Orchester setzt. "Wien ist einer der wenigen Orte auf der Welt, wo man Stücke noch so symphonisch entwickeln kann", zeigte sich Komponist Michael Reed erfreut darüber, mit einem 35 Musiker umfassenden Orchester arbeiten zu können.

Druck vor Premiere ist groß
Dass nach den bescheidenen Verkaufszahlen von "Natürlich blond" der Druck in Richtung Erfolg groß ist, sei selbstverständlich, unterstrich Regisseur Gergen: "Druck ist immer da. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass alles ein Zuckerschlecken ist. Aber ich muss den Druck in Spaß umwandeln." Und er sei zuversichtlich, mit "Der Besuch der alten Dame" breite Publikumsschichten anziehen zu können: "Auch die Burgtheatergänger werden das Stück wiedererkennen. Und ein junges Publikum wird sich mit mehr Lust an die nächste Deutschstunde machen." Schließlich bleibe man Dürrenmatt bis zum Ende hin treu: "Musical heißt nicht unbedingt Happy End."


 
Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel