Anna Bolena

Jahrhundert-Oper live im ORF

04.04.2011

"Anna Bolena"-Übertragung könnte ORF-Rekord aufstellen

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© ORF/Ali Schafler, APA/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
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Am Dienstag überträgt der ORF die Jahrhundert-Aufführung "Anna Bolena". Wahrscheinlich, dass Netrebko & Garanca den Opern-Quotenrekord brechen!

"So etwas wie das ­Duett von Netrebko und ­Garanca habe ich noch nie in meinem Leben gehört", schwärmt Otto Schenk über Anna Bolena an der Wiener Staatsoper. "Die Schlusspiani der Netrebko sind so über­irdisch, dass man die Tränen nicht zurückhalten kann. Meine Frau und ich haben geweint … Aber das sind nur zwei von vielen Höhepunkten dieser Aufführung", ließ der erfahrene Opern-Regisseur schon nach der Generalprobe seiner Begeisterung freien Lauf.

Kritiker jubelten: "Triumph für Netrebko und Garanca"
Spätestens bei der Premierenfeier am vergangenen Samstag im Wiener Nobel-Italiener Il Sole – wo sich Netrebko & Co. bis 6 Uhr in den frühen Morgenstunden von den Strapazen dieser stimmlich anspruchsvollen Donizetti-Oper erholten – war dann klar: "Das ist eine Jahrhundert-Aufführung!", war der einhellige Tenor der Dinnergäste.

Sensation
Tags darauf bestätigten die meisten Kritiker dieses Urteil. "Triumph für Netrebko und Garanca ", titelte Opern-Kritiker Karl Löbl in ÖSTERREICH. Und brachte die Leistungen der beiden Diven pointiert auf den Punkt: "Angesagte Sensationen finden manchmal doch statt! Anna Netrebkos Gestaltung der Anna Bolena ist ein Theaterereignis. Sinnlichkeit, Überzeugungskraft, Intensität im Gesang der Netrebko, ihre instinktsichere Bühnenpräsenz sind überwältigend. (…) Die Garanca kontrastiert als Gegenspielerin ideal zur Natürlichkeit der Netrebko, setzt ihre prächtige Stimme mit mehr Kalkül ein, ist rollengerecht härter und kühler."

"Carmen" sahen im Vorjahr 327.000 Opernfreunde
Dass alle Vorstellungen für Anna Bolena heillos ausverkauft sind und Tickets auf dem Internet-Schwarzmarkt schon bis zu 1.200 Euro kosten, braucht Neugieriggewordene nicht abzuschrecken. Denn der ORF überträgt das Netrebko-Garanca-Opern-Doppel dienstags zur besten Sendezeit (20.15 Uhr, ORF 2). Der Quotenrekord, den es dabei zu brechen gilt: Bei der Staatsopern-Carmen schauten im Vorjahr im Schnitt 327.000 Opernfreunde zu.

Kinos
Auch in 94 internationalen Kinos wird die Wiener Anna Bolena heute live übertragen, allerdings – wegen der ORF- und Arte-Übertragung – nicht in Österreich und Deutschland. In den kommenden Tagen kann man das Opern-Ereignis auch auf der LED-Leinwand auf dem Platz vor der Staatsoper – gratis – miterleben.
 

Schwarzmarkt
Die teuersten regulären Karten für die heutige Anna Bolena-Vorstellung mit Anna Netrebko und Elina Garanca an der Wiener Staatsoper würden 192 Euro kosten. Doch sind alle Tickets längst ausverkauft. Deshalb blüht der Schwarzmarkthandel im Internet: Bis zu 1.200 Euro werden für die "Jahrhundert-Aufführung" inzwischen geboten! Wer die nicht hinblättern will, kann Anna Bolena heute im ORF und am 8., 11., 14. und 17. April auf der Videowall vor der Oper erleben.
 

Netrebko: "Cooler, entspannter Typ"

Anna Netrebko ist die größte Sopranistin unserer Tage. In Anna Bolena singt sie die tragische Königin, im Sommer kommt sie mit Partner Erwin Schrott in die Wr. Stadthalle.

Sopran
Die Netrebko (39) steht im Zenit ihrer Karriere. "Sie ist ein entspannter, cooler Typ! Aber wen wundert’s? Sie hat alles erreicht, sie kann tun und lassen, was sie will", beschreibt Kollegin Elisabeth Kulman die Operndiva. Und Regisseur Otto Schenk, der mit ihr in New York den Don Pasquale inszeniert hat, schwärmt: "Anna ist eine wunderbare Sängerin und außerdem sehr schön – was in der Oper nie ein Schaden ist."

Die russische Sopranistin hat mit dem Opern-Beau Erwin Schrott ein Söhnchen (Tiago Aruã, 2), lebt in Wien (Franziskanerplatz), New York und auf Reisen. Im Juli bricht sie mit Schrott und Jonas Kaufmann zur großen Hallentournee auf (6. 8., Wiener Stadthalle). Im Dezember eröffnet sie als Donna Anna die neue Saison an der Mailänder Scala.
 

Garanca: "Sie ist klare Weltspitze"

Im Mezzo-Fach reicht niemand der Garanca das Wasser. In Anna Bolena singt sie die Geliebte des Königs. Im Sommer lädt sie zu Ope(r)n Airs. 2012 kehrt sie an die Staatsoper zurück.

Mezzo
"In ihrem Fach ist sie Weltspitze" – da sind sich ORF-Lady Barbara Rett und der Biograf Peter Dusek einig. Mezzo-Star Elina Garanca (34) ist nicht nur die beste Carmen, sondern auch die spannendste Jane Seymour (in Anna Bolena). Geboren im lettischen Riga, schaffte die Harnoncourt-Entdeckung einen rasanten Aufstieg an alle wichtigen Opernhäuser der Welt. In der kommenden Saison will sie – der neuen Staatsopern­direktion zuliebe – auch wieder häufiger in Wien (La clemenza di Tito) singen.

Die ihre Karriere immer klug kalkulierende Sängerin ist mit dem Dirigenten Karel Mark Chichon verheiratet, mit dem sie eine Villa bei Málaga besitzt. Am 22. Juni treten beide im Schloss Esterházy und am 6. Juli im Stift Göttweig auf. Beim Mailänder Don Giovanni singt sie neben Netrebko die Donna Elvira.

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