Thriller-Autor in Wien

Jussi Adler-Olsen: Welt ist viel schlimmer

18.09.2012


Der dänische Thriller-Autor liest am 18. September  bei Wiener Kriminacht.

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© dapd
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Einer der derzeit erfolgreichsten Autoren im Krimi-Genre weilt in Wien: der Däne Jussi Adler-Olsen. Er stellt am 18. September bei der Kriminacht den vierten Band seiner Reihe rund um das Sonderdezernat Q mit dem Ermittler Carl Mörck vor. Das Interesse an der - bereits ausgebuchten - Lesung war im Vorfeld so groß, dass sie vom Kaffeemuseum im Meinl Hauptquartier ins Gartenbaukino verlegt werden musste. Der Däne besuchte Wien bereits mehrmals, wie er im APA-Interview am Montagnachmittag verriet: "Es ist das dritte Mal, dass ich hier bin."

War noch niemals in Wien

Eine Zeit lang hat er sogar angenommen vier Mal hier gewesen zu sein: "Die ersten 25 Jahre meines Lebens habe ich gegenüber allen meinen Freunden damit geprahlt, dass ich in Wien gewesen bin. Ich wusste alles über Wien. Aber meine Mutter hat mir eines Tages vorsichtig erklärt: 'Ich höre dich sagen, dass du in Wien gewesen bist. Das ist nicht wahr, Jussi. Du warst oft in Österreich, aber niemals in Wien.'" Es sei ein seltsamer Irrtum gewesen: "Ich bin im Gedanken in den Straßen gegangen."

Bestseller-Listen-Stürmer  

Adler-Olsen stürmt mit seiner Sonderdezernat Q-Reihe die Bestsellerlisten. Die ersten drei Teile heißen "Erbarmen", "Schändung" und "Erlösung". Seit einigen Wochen ist der vierte Band "Verachtung" erhältlich. Allein im deutschsprachigen Raum hat der Däne bereits mehr als 3,5 Mio. Bücher verkauft. Zuletzt war auch "Das Alphabethaus", sein Debütroman, in den Charts vertreten.

Neuer Krimi "Verachtung"  
Im neuen Fall "Verachtung" steht das tragische Schicksal von Nete Hermansen im Mittelpunkt. Als junges Mädchen wird sie misshandelt, zwangssterilisiert und auf eine Insel für ausgestoßene Frauen verbannt. Doch später nimmt Nete an den Menschen, die ihr das angetan haben, Rache. Angst, dass ihm die Ideen für seine Romane ausgehen hat Adler-Olsen nicht: "Nein, oh mein Gott."

Umwelt regt an  

Inspiriert wird er vom Weltgeschehen und den dazugehörigen Medienberichten: "Ich werde von dem inspiriert, was geschieht. Und die Welt ist viel schlimmer als meine Bücher." Seine Thriller nehmen teilweise sogar aktuelle Ereignisse vorweg. So beschrieb er in seinem Roman "Erbarmen", wie eine junge Frau jahrelang in einem Verlies eingesperrt wird: "Bevor Natascha Kampusch flüchtete, habe ich es geschrieben."

Adler-Olsen sitzt schon an fünftem Band  

Der Autor arbeitet gerade am fünften Band der Mörck-Reihe. Eigentlich ist am 20. Oktober Abgabetermin, doch der Roman ist noch nicht fertig: "Es fehlen noch immer 120 Seiten." Er werde wohl mehr Zeit brauchen, kündigte Adler-Olsen an. Im APA-Interview verriet er auch Details zum Inhalt des nächsten Werks: Es gehe um Betrug in einem Ministerium, wobei Geld an arme Staaten in Afrika geht.

Weitere fünf sollen noch folgen  
Adler-Olsen hat die Carl-Mörck-Serie eigentlich auf etwa zehn Bände angelegt, die am Ende ein Gesamtwerk bilden sollen. Die genaue Anzahl hängt aber vom Erfolg ab: "Bin ich erfolgreich, mache ich neun, zehn, elf gute Bücher. Wenn das nicht möglich ist, also wenn meine Fähigkeiten nachlassen oder das Leserinteresse zurück geht, dann müssen wir neu nachdenken, was passiert." Wie Mörcks Ende aussehen wird, weiß der Autor schon - verrät es aber nicht: "Nicht einmal meine Frau weiß es. Sie muss meine erste Leserin sein und deswegen muss sie überrascht sein, was passiert."

Ermittler Mörck bald im TV
Bis zur letzten Episode wird es noch länger dauern. Wohl früher hingegen wird Ermittler Mörck im TV zu sehen sein. Denn die Buchreihe wird im Rahmen einer europäischen Co-Produktion verfilmt, der deutsche öffentlich-rechtliche Sender ZDF ist beteiligt. Viel Mitspracherecht, etwa was die Besetzung oder die Drehorte angeht, hat Adler-Olsen nicht. "Ich dachte, ich hätte ein bisschen mehr Einfluss", zeigte er sich enttäuscht. "Ich kann nichts machen. So falte ich meine Hände jeden Abend und hoffe, dass das Skript, dass ich machen wollte, nicht besser ist als jenes, dass sie gemacht haben", so der Däne. Was er verriet: Die Verfilmung werde sich von den Büchern sehr unterscheiden.

Adler-Olsen eigentlich Mediziner

Jussi Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 unter dem bürgerlichen Namen Carl Valdemar Jussi Henry Adler-Olsen in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, politische Geschichte und Film. 1995 begann er mit dem Schreiben, davor übte er verschiedene Berufe aus - u.a. war er Redakteur für Magazine und Comics, Koordinator der dänischen Friedensbewegung und Aufsichtsratsvorsitzender bei verschiedenen Energiekonzernen. Er ist verheiratet und hat einen Sohn.

(Das Interview führte Dorit Ausserer/ APA)

Info
Alle Informationen zur Wiener kriminacht finden Sie unter www.kriminacht.at.


 
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