Der guten Dinge drei

"KUNST" in den Kammerspielen

24.02.2014

Pohl, Föttinger und Zauner brillieren auf höchstem Niveau mit viel Humor.

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© Theater in der Josefstadt
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Weiß auf weiß: Anhand des Kaufs dieses Kunstwerks entfaltet Yasmina Reza in "KUNST" die Beziehungsdynamik der Freundschaft dreier Männer. Andre Pohl, Herbert Föttinger und Martin Zauner - nach 18 Jahren in diesen Rollen auf die Bühne zurückgekehrt - zeigten in den Kammerspielen der Josefstadt höchstes schauspielerisches Niveau und viel Witz und erhielten dafür tosenden Applaus.

Top-besetzter Bühnenspaß
200.000 Euro legt Serge (Herbert Föttinger) für die Leinwand hin, auf der weiße Streifen auf weißem Hintergrund abgebildet sind. Was ihm als höchster Ausdruck moderner, zeitgenössischer Kunst scheint, stößt bei seinem engen Freund Marc (Andre Pohl) nur auf Belustigung, die schnell in Ablehnung umschlägt. Er kann es nicht glauben, dass sein Freund so viel Geld für diese "weiße Scheiße" ausgegeben hat und dann nicht einmal mehr darüber lachen kann. Selbst der tolerante Yvan (Martin Zauner), der ruhige und bodenständige Part des Dreigespanns, kann die Wogen zwischen den beiden nicht glätten.

Unterschiedliche Persönlichkeiten  
Der Kunstkauf entzündet endgültig, was schon lange zwischen den Freunden schwelt: Unterschiedliche Persönlichkeiten prallen aufeinander, Selbstgefälligkeit, Feigheit und Überheblichkeit sind noch die freundlichsten Charaktereigenschaften, die sich die ehemals besten Freunde an den Kopf werfen. Man hat sich auseinandergelebt, die Ausgabe für das Bild wird schließlich gar zum Symbol für den Verrat an der Freundschaft und vermeintlichen Standesdünkel. Schnell dominiert pure Emotionen die Diskussion, die Vorwürfe werden immer persönlicher und intimer - bis das Geschehen schließlich eskaliert.

Höhen und Tiefen von Männerfreundschaften
Nicht immer sind die Fronten in diesen eineinhalb Stunden klar gezogen: Mal beflegeln sich Serge und Marc unter dem Deckmantel der Auseinandersetzung über Kunst, mal trifft die geballte Wucht der Verachtung der beiden den schlichtenden Yvan, der eigentlich nur in Ruhe Abendessen und von den Problemen mit seiner zukünftigen Ehefrau berichten will. Ulf Stengl und Silvia Merlo setzen das Trio dazu in eine reduzierte und - bis auf ein rotes Sofa - gänzlich schwarze Wohnungskulisse. Zwei Durchgänge und natürlich die umstrittene Leinwand leuchten als weiße Anhaltspunkte hervor. Die gut situierten Kunstkenner auf beiden Seiten markieren das durch graue Anzüge, während sich Yvan in seinem braunen Cordsakko (und als "nur" einfacher Papierfachhändler) doch deutlich abhebt.

Gaballte Ladung Humor

Auch wenn es inhaltlich nicht so klingt: In keiner Minute dieses Abends kommt der Humor zu kurz. Das Trio Föttinger, Pohl und Zauner gestaltet Rezas treffendes und entlarvendes Stück als kurzweiligen, schnellen Abend auf höchstem schauspielerischem Niveau, der mit genialen Dialogen, viel Wortwitz und jeder Menge Schmunzel- und Lachgelegenheiten glänzt. Ob bei einem minutenlangen Monolog - mit kaum einem Luftholen - über die Krise der Hochzeitseinladungen, die reflektierenden ins Publikum gewandten Selbst- und Fremdbeschreibungen der drei Freunde oder die wunderbare Mimik beim Betrachten des Kunstwerks: Immer wieder ernteten die Schauspieler Zwischenapplaus und langes, lautes Gelächter.

Fazit 
Dabei stimmt vor allem die Dynamik zwischen den drei Protagonisten: Föttinger, Pohl und Zauner stehen sichtlich gerne miteinander auf der Bühne. Den Text kennen die drei zumindest schon länger: Bereits 1996, zwei Jahre nach der Pariser Uraufführung, waren sie in "KUNST" miteinander zu sehen. "Wir sind ja schließlich keine 20 mehr", seufzt Yvan im Laufe des Stückes. Dem Theaterabend hat das auf jeden Fall nicht geschadet.

Info
Yasmina Reza: "KUNST", Regie: Folke Braband, Bühnenbild und Kostüme: Ulf Stengl und Silvia Merlo, mit: Andre Pohl, Herbert Föttinger, Martin Zauner, Kammerspiele der Josefstadt, Nächste Termine 21.-23. Februar, 5.-9., 14.-17., 29.-31. März, www.josefstadt.org


 
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