Wiener Staatsoper

Salzburger "Ariadne auf Naxos" verzaubert Wien

20.12.2012


Koproduktion mit Salzburger Festspielen begeisterte das Publikum.

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© APA/HERBERT P. OCZERET
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Kommt der Prophet nicht zum Berg, kommt der Berg zum Propheten: Nach der dissensbedingten Absage von Dirigent Franz Welser-Möst, der 2013 bei den Salzburger Festspielen mit Sven-Eric Bechtolf die "Cosi fan tutte" hätte inszenieren sollen, feierte am 19. Dezember die "Ariadne auf Naxos" der heurigen Festspiele in der Wiener Staatsoper ihre umjubelte Premiere - mit Welser-Möst am Pult und Sven-Eric Bechtolf als Regisseur. Vornehmlich auf sängerischer Ebene bot der begeistert aufgenommene Abend einige echte Entdeckungen.

Basiert auf der Fassung von 1916
Die Koproduktionsinszenierung wurde für ihren Wiener Auftritt auf Format gebracht und basiert nun anstatt auf der Urfassung von 1912 mit der Moliere-Komödie "Der Bürger als Edelmann" als Einleitung auf der 1916-Fassung, bei der Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal das Schauspiel durch das musikalische "Vorspiel" ersetzten. So wird der Abend insgesamt zwar konziser, verliert zugleich jedoch die Aura des monumentalen Musik-Theaterprojekts, wodurch die dekorative Statik des Bühnenbilds ins Auge sticht.

Christine Schäfer debütierte am Haus am Ring
Tatsächlich nicht nur ihr Rollen- sondern sogar ihr Hausdebüt feierte im Vorspiel die deutsche Starsopranistin Christine Schäfer als Komponist. Mit der ihr eigenen starken Höhe gewann sie der sonst meist von Mezzosopranen gesungenen Rolle neue Facetten ab, auch wenn sie bisweilen vom mit allem Verve dirigierenden Welser-Möst drohte überdeckt zu werden. Der Generalmusikdirektor kostete die Dynamik des Werks bis zum furiosen Finale voll aus und ließ sich dabei stellenweise vom Moment hinreißen. Unbeschadet davon feierte Burgtheater-Ensemblemitglied Peter Matic mit seinen 75 Jahren in der Sprechrolle des blasierten Haushofmeisters ebenfalls sein umjubeltes Hausdebüt in der Staatsoper.

Entdeckung des Abends Krassimira Stoyanova

Die echte Entdeckung des Abends folgte dann jedoch in der zweiten Hälfte. Hierbei gab die an der Staatsoper wohlbekannte bulgarische Sopranistin Krassimira Stoyanova ihren fulminanten Einstand nicht nur als Ariadne, sondern mit ihrer ersten deutschsprachigen Partie überhaupt. Ihr gelang bei frappanter Wortverständlichkeit, einer oftmals starren Figur Leben einzuhauchen.

Daniela Fally überzeugte
Als deren Pendant riss Publikumsliebling Daniela Fally das Auditorium mit ihrer schwierigen Zerbinetta-Arie zu Szenenapplaus hin. Mit ihrem leichten Koloratursopran interpretierte die operettengeschulte Fally die leichtlebige Diva der Opernunterhaltung kokett. Und zu diesen beiden Dominanten gesellte sich auch noch ein stimmlich perfekt ausgewogenes Nymphen-Terzett aus den Ensemblesängerinnen Valentina Nafornita, Margarita Gritskova und Olga Bezsmertna.

Herren ebenfalls mit Top-Leistung

Keine leichte Aufgabe für die Herren, gegen diese geballte weibliche Stimmmacht anzukommen. Heldentenor Stephen Gould gelang dies in Nachfolge von Jonas Kaufmann im aus Salzburg bekannten Leopardenanzug (etwas gemildert durch einen schwarzen Mantel) trotz der ungewohnt hohen Beweglichkeit für seinen Part. Und auch das von der Ensemblestütze Adam Plachetka angeführte Herren-Quartett wusste hier zu bestehen. Am Ende des Abends suchte man nur eines vergebens: Buh-Rufer.

Info
"Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss an der Wiener Staatsoper wird noch am 22., 26. und 29. Dezember sowie am 2. Jänner aufgeführt. Alle Informationen sowie Karten erhalten Sie unter www.staatsoper.at.


 
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