Theater-Boycott

St. Petersburg: Putin-Satire unerwünscht

25.04.2012

Theater wollen Stück trotz großen Erfolgs in Moskau nicht spielen.

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Wladimir Putins Einfluss auf seine Heimatstadt St. Petersburg ist ungebrochen. Ein satirisches Theaterstück über den künftigen russischen Präsidenten Wladimir Putin findet in dessen Heimatstadt keine Bühne. Mehrere Theater in der einstigen Zarenstadt hätten angesichts des kritischen Stücks "BerlusPutin" - eine Adaption von Dario Fos "L'anomalo bicefalo" (Der abnormale Doppelhirnige) - abgewunken, teilte die für die Inszenierung zuständige Theatergruppe Teatr.doc am 24. April mit. In Moskau wird das Stück dagegen vor ausverkauftem Haus gespielt.

Putin und Berlusconi im Doppelpack
In dem Originalstück des italienischen Literaturnobelpreisträgers Dario Fo werden Putin und der damalige italienische Regierungschef Silvio Berlusconi bei einem Treffen von Extremisten überfallen. Putin wird erschossen, Berlusconi überlebt dank der Transplantation einer Hirnhälfte seines russischen Gastes. Dadurch macht Berlusconi einen Wesenswandel durch und wird vorübergehend zu einem nachdenklichen und besonnenen Politiker. Weggefährte bringen ihn jedoch mittels Elektroschocks wieder zu sich.

In Italien gefeierte Satiere
In Italien feierte das Stück große Erfolge. Fo, der sich immer wieder mit Staat und Kirche anlegte, ließ sich auch von Klagen nicht stoppen. In der russischen Adaption, in der Putin eine Hirnhälfte Berlusconis eingepflanzt wird, mutiert der russische Regierungschef zu einem Menschen, der gerne und immer wieder zum faltenglättenden Kosmetikgift Botox greift, während seine Frau Ludmila ins Kloster flieht.

Thema unerwünscht

Das "Thema ist unerwünscht" teilte eine der Petersburger Bühnen, das Kulturzentrum Gaza, den Theatermachern nach deren Angaben mit. "Sie wollen nicht mit einem politischen Spektakel in Verbindung gebracht werden", sagte der künstlerische Leiter von Teatr.doc, Michail Ugarow, dem Sender Moskauer Echo. Nach einem Intermezzo als Regierungschef wurde Putin am 4. März erneut zum Präsidenten gewählt. Am 7. Mai beginnt seine dritte Amtszeit.



 
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