Theaterkritik

Wild & Gut: Der neue "Jedermann"

21.07.2013

Ovationen für Neu-Inszenierung des weltberühmten Festspiel-Klassikers.

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© Neumayr
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Schon der Auftakt ist ungewöhnlich: Wie in einem mittelalterlichen Totentanz zieht die Jedermann-Gesellschaft vom Café Tomaselli auf den Domplatz. Die Bühne ist eine einfache, hölzerne „Pawlatschen“, auf der eine Miniaturstadt mit Mini-Häusern und -Kirche zu sehen ist.

Lebemann
Cornelius Obonya , der neue Jedermann, trägt feines Tuch aus den 1920er-Jahren, der Entstehungszeit der Max Reinhardtschen Festspiele. Er wirkt sympathisch, ist ein feister Lebemann mit Ablaufdatum.

Strapse
Seine Buhlschaft – Brigitte Hobmeier: präsent, attraktiv und sexy! – kommt im roten Kleid auf einem Fahrrad daher. Die Verliebten laufen einander nach und küssen sich. Sie liegt am Boden und spreizt die Beine. Mieder und Strapse werden sichtbar. Er wirft sich über sie. Später wechselt die Buhlschaft ihre Robe – ein Novum beim Jedermann – und macht im transparenten Oberteil mit aufgeklebten Nippeln gute Figur.

Masken
Die Tischgesellschaft in Julian Crouchs und Brian Mertes’ origineller und viel mit Puppen, Masken und beweglichen Skeletten manövrierender Jedermann-Deutung ist wie im mittelalterlichen Mysterienspiel ausgestattet. Man tanzt zu Alter Musik, aber auch zu Sounds der 1920er-Jahre. Bis unter dem Tischtuch ein schlaksiger, weißer Tod (Peter Lohmeyer) hervorkriecht und dem Treiben ein Ende bereitet.

Bezaubernd: Sarah Viktoria Frick als Gute Werke. Witzig: Simon Schwarz als Teufel. – Ovationen.

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