"Permanent Midnight"

Left Boy legt Album-Debüt vor

14.02.2014

Erstlingswerk  "besteht aus Schlüsselmomenten meines Lebens", so der Musiker.

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© Warner Music
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Manche Künstler brauchen ihre Zeit. Auch im Falle von Left Boy mussten sich die Fans gedulden. Mit dem offiziellen Debüt "Permanent Midnight" entschädigt der österreichische Musiker Ferdinand Sarnitz nun aber für die Wartezeit, hat er doch ein modernes Pop-Album, stark elektronisch gefärbt, mit Ecken und Kanten vorgelegt. "Es war ein langer Weg bis zu diesem Punkt", meint er über die Entstehung.

Hier eine kleine Hörprobe "Get It Right"



Vier Jahre im Musik-Business unterwegs
Mit seinen Tracks sorgt er bereits seit längerem für Furore, sein erstes Mixtape "The Second Coming" veröffentlichte Left Boy etwa 2010. Mit viel Gespür für den Pop-Zeitgeist in der Sample-Auswahl sowie der passenden visuellen Umsetzung folgten sukzessive weitere Stücke, bis mit "Black Dress" im Vorjahr die erste offizielle Single des nun erschienen Albums auftauchte. "Ich bin sehr gespannt, wie die Leute darauf reagieren", meint Sarnitz im APA-Interview. Schließlich zeige das Album, "an welchem Punkt ich gerade bin: In meiner Produktion, textlich, aber auch in meinem Leben."

Seine Musik kennt keine Grenzen
Will man von der Musik auf ebendieses Rückschlüsse ziehen, so präsentiert sich ein vielfältiges Bild. Sarnitz lässt kaum ein Genre aus, evoziert im Titeltrack ein düsteres 80er-Klanggemälde, bedient bei "That's How Much" Funk, schielt mit "Get It Right" auf den Dancefloor und kann es auch gefühlvoll, wie die reduzierte Singer-Songwriter-Nummer "Everything Flows" beweist. "Das Album besteht aus Schlüsselmomenten aus den letzten vier Jahren meines Lebens. Und das ist sozusagen der rote Faden, der sich durchzieht."

Left Boy produziert für sich selbst
Trotz dieses bunten Potpourris an Sounds klingt "Permanent Midnight" aber nie zerfahren oder beliebig. "Meine Zielgruppe bin in erster Linie ich, und ich produziere diese Lieder, weil ich will, dass sie existieren", stellt Sarnitz klar. "Ich sehe mich als Musikforscher, das Experimentieren ist eine große Leidenschaft von mir." Entsprechend warten auch die einzelnen Stücke mit Überraschungen auf, nehmen unerwartete Wendungen und pfeifen mitunter auf festgefahrene Strukturen. "Diese Musikreisen haben mich immer interessiert. Und auf diesem Album sind ein paar meiner persönlichen Meisterleistungen."

Reise in sein Innerstes
Der Titel des Albums ist wiederum vom gleichnamigen Buch des US-amerikanischen Autors Jerry Stahl inspiriert. "'Permanent Midnight' ist die Angst, das Düstere, die bedeutungslosen, flüchtigen Beziehungen", versucht sich Sarnitz an einer Erklärung des Grundgestus. "Aber gleichzeitig sind es auch Träume, Abenteuer und unvergessliche Erlebnisse. Außerdem ist die Nacht jene Zeit, in der ich am aktivsten bin." Er wollte aber vermeiden, einen "Downer" vorzulegen. "Das Album bewegt sich aus dieser Dunkelheit ins Licht hinein."

Mit Klängen malen
Dafür hat Left Boy auch erstmals mit einem Koproduzenten zusammengearbeitet. "Das hat für mich eine ganz neue Welt eröffnet", erzählt er über die Sessions mit seinem Partner Nexxus. "Er ist ein Feinschliffmeister und war der perfekte Spielpartner für das Album. Auch weil er kein Egoproblem hat wie viele Produzenten und Musiker." Viel sei durch das Ausprobieren neuer Dinge entstanden. Am Beginn eines Left-Boy-Tracks steht grundsätzlich das musikalische Gerüst: "Dann gehe ich im Kreis und texte vor mich hin." Wort für Wort, Zeile für Zeile wird so an den Stücken gefeilt. "Der Beat und der Text müssen aufeinander reagieren. Ich bin ein Fan davon, wenn man mit der Musik ein Bild malen kann." Dass seine detailverliebte Arbeitsweise nicht zu Unmengen an potenziellem Output führt, ist dem Mitzwanziger sehr wohl bewusst. Auf die Frage, ob er sich als Perfektionist bezeichnen würde, reagiert Sarnitz mit einem Lachen. "Diese Frage wird mir immer öfter gestellt", meint er verschmitzt. "Ich spiele sehr viel mit der Musik, zerschneide Samples, spiele etwas rückwärts ab, lege das aufs Keyboard und arrangiere etwas neu. Bis ich wirklich glücklich bin mit einem Lied, dauert das einfach."

Left Boys berühmter Vater
Bleibt nur zu klären, was sein Vater, der Künstler Andre Heller, mit den kreativen Leistungen seines Sohnes anfangen kann. Ein Thema, das sichtlich nicht zu den Favoriten in Left Boys Interviewrepertoire zählt. "Er kennt das Album", hält sich Sarnitz knapp. "Was er davon hält? Das müssen Sie ihn fragen."

Mit Album auf Tour
Im Frühjahr gibt es Left Boy in Österreich auch live zu erleben. Wobei sich die Fans für die Konzerte in Linz (22. März im Posthof), Graz (23. März im Orpheum) und Wien (31. März im Gasometer) wohl einiges erwarten dürfen. "Mein Hauptthema für diese Tour war Interaktivität. Es soll eine Zusammenarbeit zwischen dem Publikum und mir sein", erklärt der Musiker. "Ich zerbreche mir den Kopf darüber, wie ich das überbrücken kann." Effekte wie 3-D-Mappings kommen dafür eher nicht infrage, "das ist alles ziemlich Standard. Für mich sind die Show, die Verpackung, die Videos und die Musik gleich wichtig. Es muss meinen Qualitätsvorstellungen entsprechen."

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)



 
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