Notlandung

Karl-Heinz 
Grasser: Seine Kabarett-Klage

30.11.2012

Grassers Villa am 
Wörthersee: Auf Steg gingen die ‚Staatskünstler‘ an Land.

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Nicht jeder, der mit Klage bedroht wird, fürchtet sich auch. Der Kabarettist Florian Scheuba gehört nicht nur zu dieser Gattung, sondern gießt auch leidenschaftlich gerne noch Öl ins Feuer, vor allem, wenn es ,wuchtel-technisch‘ passt: „Ich sehe die Klagsdrohung von Grasser gelassen. Es wäre schön, wenn er bei uns in der Sendung vorbeikommen würde, dann könnten wir ihm auch gleich die Goldene Fußfessel, die wir gerade ausspielen, mitgeben.“

Was war passiert?
Grasser hatte am Mittwoch vergangener Woche über seinen Anwalt ausrichten lassen, dass er darüber nachdenke, die vier Top-Kabarettisten Lukas Resetarits, Robert Palfrader, Florian Scheuba und Thomas Maurer zu klagen. Die vier waren nämlich, ohne Grasser zu fragen, auf dessen Millionengrundstück am Wörthersee gelandet und hatten dort minutenlang am Steg für die ORF-Sendung Wir Staatskünstler (Dienstag, 22.50 Uhr, ORF eins) ihren Beitrag gedreht.

Die Notlandung
Während Grasser und sein Anwalt ­Ainedter offenbar davon ausgehen, dass es sich um ein „illegales Betreten“ handelt, argumentierten die vier Comedians mehr oder weniger ernsthaft mit einer „Notlandung“. Scheuba im Interview: „Dem Palfrader wurde schlecht, und deswegen mussten wir am KHG-Steg notlanden.“

500 Euro Strafe
Hintergrund der Aktion: Resetarits hat nach eigenen Angaben fast 40.000 Euro durch Meinl-Aktien und deren Immobilieninvestments verloren. Der Rest der Kabarett-Truppe wollte Resetarits daraufhin eine Immobilie zeigen, die durch dieses Geld „finanziert“ wurde. Eben KHGs See-Traumhaus. Der fand die Landung wenig amüsant und drohte mit Klage. Maximale Strafhöhe für das Vergehen: 500 Euro …

StaatskünstlerFlorian Scheuba im ÖSTERREICH-Talk

ÖSTERREICH: Worum geht es in der „Staatskünstler“-Folge, die den Herrn Ex-Finanzminister so empört?

Florian Scheuba: Das ist sogar eine wahre Geschichte. Lukas Resetarits hat mit Meinl-Aktien tatsächlich so viel Geld verloren, und es geht in der Geschichte sehr wesentlich um die Meinl-Aktien und die Art und Weise, wie Meinl-Anleger durch diesen Prospekt in die Irre geführt wurden.

ÖSTERREICH: Sie hatten also von Anfang an die Idee, bei Grasser zu landen?

Scheuba: Nein, wir wollten es ihm einfach zeigen. Denn Lukas hat in Immobilien investiert, und wir wollten ihm daher zeigen, dass es schon Immobilien gibt, die durch die Investments von Meinl-Anlegern entstanden sind.

ÖSTERREICH: Und dann ­wurde Robert Palfrader genau vor dem Grasser-Steg schlecht?

Scheuba: Dem Robert Palfrader ist einfach schlecht geworden. Möglicherweise auch ausgelöst durch den Anblick, der sich ihm bot, den Anblick des Grundstücks und des Hauses.

ÖSTERREICH: Und am Steg ­haben Sie dann einfach weitergedreht?

Scheuba: Wir mussten ja warten, bis sich Robert wieder erholt hat und wir wieder ablegen können. Der Robert hat sich dort entspannt, und währenddessen haben wir uns einfach nur kurz unter­einander unterhalten

ÖSTERREICH: Wie sehen Sie die Klagsdrohung?

Scheuba: Wir haben nichts Illegales gemacht. Es wäre für uns aber sehr schön und interessant, wenn der Herr Grasser persönlich zu uns in die Sendung kommen würde. Dort könnten wir ihm dann die „Golde Fußfessel“ übergeben – diesen Preis spielen wir ja aus. Wir würden ihm die Sache mit der Landung erklären, und er darf die Fußfessel mitnehmen. Sehr interessant ist ja: Bislang hat KHG immer abgestritten, dass ihm die Villa gehört …(als)

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