ORF-Kriegsdrama

Waren unsere Soldaten wirklich so grausam?

19.03.2013

TV-Epos bringt eine brutale Geschichtsstunde über Zweiten Weltkrieg ins TV.

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© ORF/Beta Film
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Am Sonntag, den 17. März war es soweit. Auf ORF 2 lief ab 20:15 Uhr der erste von drei Teilen der brutalen Geschichte-Dokumentation "Unsere Mütter, unsere Väter" über die Bildschirme. Dabei erleben fünf befreundete junge Erwachsene, die unterschiedlicher nicht sein können,  wie der Zweite Weltkrieg ihr Leben verändert.

Historische Fakten im TV-Drama
Zentrale Aspekte wie etwa die "Ausrottungspolitik" wurden in der TV-Geschichtelektion aufgegriffen und thematisiert. Denn im Mittelpunkt des dritten Reiches stand die Ausrottung der jüdischen Bevölkerung durch die SS und Einsatztruppen. Doch ab und zu zeigte sich die Wehrmacht auch friedlich gesinnt und verhalf einigen wenigen Juden zur Flucht. Das geht aus einem Bericht der deutschen Bild Zeitung hervor.

Zeitzeugen sprechen über Grauen
Auch Zeitzeuge Johannes Werner Günther erklärt in der "Bild", wie grausam es im Dritten Reich zuging. Er durfte sich vorab mit dem Blatt "Unsere Mütter, unsere Väter" ansehen" und fing bereits nach den ersten zwei Minuten zum Weinen an. "Mein jüngerer Bruder Karli fiel nach nur drei Stunden im Krieg", zeigte sich Günther geknickt. "Karli war gerade mal 20 und so schrecklich wehrlos. Es tut bis heute weh, wenn ich daran denke", erklärt der Pensionist mit weinerliche Stimme weiter der Bild Zeitung. Auch auf die Blutszenen ging der Zeitzeuge näher ein und erzählte weiter: "Es ist grauselig, wenn dein Kamerad plötzlich statt seines Gewehrs einen abgeschossenen Arm in der Hand hält. Du kannst seinen verstümmelten Körper nur angucken und musst weiterschießen, während er verreckt. Man musste sich so eine Art Panzer ums Herz legen, aufhören zu denken."

Viele Zivilisten wurden ermordet
Es heißt immer wieder "Kriege fordern Opfer" und der Zweite Weltkrieg forderte viele davon und machte selbst vor Zivilisten und Kindern nicht halt. Im Zuge der Trilogie wird auch ein kleines Mädchen Opfer eines Schußgefechtes. Auch dazu finden sich Parallelen zur Realität. "Bei uns gab es eine ähnliche Situation. Wir übernachteten in einem Dorf südwestlich von Moskau, es war minus 40 Grad kalt, und die Frauen gaben uns noch ihre letzten Essensreste. Morgens zündeten wir ihre Häuser an. Mütter knieten im hohen Schnee und hielten uns ihre kleinen Kinder entgegen, bettelten um Gnade, die wir nicht gewährten. Sie waren dem Tod geweiht. Es das pure Grauen", erzählte der Überlebende weiter im Interview mit der deutschen Bild Zeitung.

Historiker belegen Gräueltaten
Aber auch Historiker sind von der der Darstellung der Realität im dreiteiligen TV-Epos berührt. So fragte etwa die Bild-Zeitung bei Prof. Dr. Constantin Goschler, einem Historiker an der Ruhr-Universität Bochum nach, ob denn wirklich öffentliche Erschießungen von Zivilisten, wie es im Dreiteiler dargestellt wird, stattfanden. "Natürlich gab es das, das ist vielfach belegt. Und es waren nicht nur SS-Männer, die so etwas getan haben, sondern beispielsweise auch Polizisten, die zur Liquidation von Juden nach Osten kommandiert worden waren. Man musste nicht mitmachen und niemand wurde bestraft, der so etwas ablehnte. Aber Kameradschaft, Verrohung, die Angst, als Feigling zu gelten und ähnliche Gründe waren meistens stärker. Die Gruppe hat in solchen Situationen einen großen Einfluss auf den Einzelnen“, anaylsiert der Universitäts-Professor im Gespräch mit der Bild-Zeitung.

Normalsterbliche als Täter
Auch der Frage, wii aus normalsterblichen Menschen ohne gewaltätiger Neigung, mordende Soldaten wurden, ging das deutsch Blatt auf den Grund. "Früher tröstete man sich gewissermaßen mit der Vorstellung, dass es sich um sadistische Naturen gehandelt haben müsse. Mittlerweile denken Historiker eher, dass es vielfach ganz normale Menschen waren, die unter normalen Umständen nie gewalttätig geworden wären. Eine Mischung aus ideologischer Verhetzung, Verrohung durch den Krieg und Gruppendruck, kurz: der Wegfall des normalen Rahmens, scheinen aber bewirkt zu haben, dass die Hemmschwellen gegen Gewalt bei vielen schnell zusammenbrach. Diese Erfahrung lässt sich auch an anderen historischen Beispielen machen,“ erklärteder Historiker weiter. Solche historischen Fakten werden in "Unsere Mütter, unsere Väter" mit eingebunden und machen aus dem TV-Drama eine Geschichtestunde der besonderen Art.

Hier der Trailer zum TV-Epos "Unsere Mütter, unsere Väter"

Der Background zum TV-Epos
Fünf junge Frauen und Männer - und eine Freundschaft, die ein ganzes Leben lang bestehen soll. Doch der Krieg ändert alles. Dramatisch und fesselnd wirft der ORF/ZDF-Dreiteiler einen Blick auf "Unsere Mütter, unsere Väter" und erzählt die Geschichte von fünf Freunden zwischen 1941 und 1945, die für die Erfahrungen einer ganzen Generation steht. Dabei soll aber nicht nur alleine der Nationalsozialismus und die politische Seite des Krieges den Zusehern vor Augen geführt werde. Es geht bei diesem Epos vielmehr um die Einzelschicksaale der fünf Charaktere. Mit beeindruckenden Bildern gilt es, die Erinnerung an die Vergangenheit lebendig zu halten und Erfahrungen der Kriegsjahre nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Die Handlung
Wilhelm, sein jüngerer Bruder Friedhelm, Charlotte, Viktor und Greta nehmen im Sommer 1941 in Berlin Abschied voneinander mit dem Versprechen, sich nach dem Krieg wiederzusehen. Noch ahnen sie nicht, wie lange das dauern wird und wie sehr sie die unfassbaren Erlebnisse, Entbehrungen und Schrecken des Krieges verändern werden. Es sind die Erfahrungen von Freundschaft und Verrat, Glauben und Enttäuschung, Illusion und Erkenntnis, Schuld und Verantwortung, die ihr Leben für immer verändern sollen. Wilhelm und sein Bruder sind an die Ostfront beordert, Charlotte wird dort als Lazarettschwester Dienst tun. In Berlin macht Greta mit Hilfe eines hochrangigen Parteifunktionärs Karriere als Schlagersängerin. Ihr jüdischer Freund Viktor wird verraten und in ein Konzentrationslager im Osten deportiert. Am 20. März findet das große Finale der "Unsere Mütter, unser Väter"-Reihe ab 20:15 Uhr auf ORF 2 statt.

Info
"Unsere Mütter, unsere Väter", am 20. März ab 20:15 Uhr auf ORF 2.

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