Sitzung des ORF-Stiftungsrats

Zechner: Sido zeigte "ehrliche Reue"

15.11.2012

TV-Direktorin holte Sido "nicht aus Quotengeilheit" zurück.

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© APA/Jäger
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Der ORF-Stiftungsrat hat am Donnerstag das von TV-Direktorin Kathrin Zechner vorgelegte Programmschema, das die zweite Phase der Programmreformkette und als deren zentrales Element den Ausbau der ZiB 20 beinhaltet, mit großer Mehrheit angenommen. Sorge um das Image des ORF, Aufreger rund um Sido und Satiresendungen sowie politische Begehrlichkeiten bei Postenbesetzungen konnte die ORF-Geschäftsführung offenbar entkräften.

Zechner verteidigt Sido-Rückkehr
TV-Direktorin Kathrin Zechner verteidigte erneut ihre Entscheidung, den Rapper Sido nach der Prügelaffäre und seiner "ehrlichen Reue" wieder in die "Große Chance" zurückzuholen. Sidos öffentliches Bekenntnis vor laufender Kamera, dass Gewalt keine Lösung sei, sei "authentisch und vor diesem großen Kreis wichtig gewesen", so Zechner. Mit Quotengeilheit habe das nichts zu tun gehabt. In puncto Satiresendungen hielt Zechner fest, dass diese ein eklatant wichtiger Bestandteil des Programms seien, aber alle Beteiligten hinsichtlich Grenzüberschreitungen wachsam sein müssten.

Wrabetz: "Kein Imageproblem"

Zu dem von ÖVP-"Freundeskreisleiter" Franz Medwenitsch erhobenen Vorwurf des schlechten ORF-Images meinte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz: "Wir haben kein Imageproblem." Er zitierte aus einer Marktforschungsstudie vom Sommer diesen Jahres, die dem ORF in Sachen Image eine Note von 2,2 ausstellte. Dieser Mittelwert sei der beste seit 2008, so Wrabetz.

Über die befürchtete politische Einflussnahme rund um die Besetzung des Innenpolitikchefs im ORF-Radio und die Nominierung von dem als SPÖ-Wunsch geltenden Edgar Weinzettl philosophierte ORF-Radiodirektor Karl Amon nach Sitzungsende, Menschen würden sich über die Einbildung von Tatsachen mehr aufregen, als über die Tatsachen selbst. Und Wrabetz verwies darauf, dass das Procedere seinen normalen Gang nehme, die Entscheidung aber noch offen sei.

Eine Gegenstimme gab es am Donnerstag für das Programmschema und zwar vom Grünen Wilfried Embacher. Er wollte mit seiner Ablehnung ein klares Signal gegen die - aus seiner Sicht - Unausgewogenheit und Regierungslastigkeit der "Zeit im Bild" setzen, wie er sagte. Schließlich befürchte er, dass sich die mangelnde Präsenz der Opposition auch in der neuen "ZiB 20 plus" niederschlagen werde, Zechner sei aufgefordert "sich hier etwas zu überlegen".

Vier von fünf Betriebsratsvertretern im Stiftungsrat enthielten sich beim neuen Programmschema der Stimme. Laut Zechner befürchten sie, dass die Zusatzarbeit, die durch die Ausdehnung der ZiB 20 anfalle, auf dem Rücken der ohnehin durch die Ausweitung der Infoschiene auf ORF 2 zusatzbelasteten Mitarbeiter ausgetragen werde.

Schwarze Zahlen
Der Kaufmännische Direktor Richard Grasl versprach hier, dass die auch weiterhin notwendigen Sparmaßnahmen nicht auf Kosten des Programms gehen werden. Im Finanzplan für 2013, der im Anschluss an die Sitzung an die Stiftungsräte verteilt wurde, habe er daher für das Programm den gleichen Betrag budgetiert wie heuer ausgegeben wurde.

Für ORF-Konzern und Mutter seien auch 2013 wieder schwarze Zahlen vorgesehen. Auch für 2014 strebe man schwarze Zahlen an, das könnte allerdings schwierig werden, sollte die Gebührenrefundierung wie derzeit geplant auslaufen. Der Stiftungsrat forderte daher die Generaldirektion dazu auf, alles daran zu setzen, zu erreichen, dass die Refundierung in voller Höhe und ohne Auflagen fortgeführt werde. Im Finanzplan enthalten ist laut Wrabetz und Grasl die Finanzierung von Besserstellungen freier Mitarbeiter "in gewissem Rahmen". Die Gespräche mit den freien Mitarbeitern sollen kommende Woche fortgesetzt werden.


 
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