Kinofilm

"Aufputzt is'": Weihnachtskomödie aus Österreich mit Gery Seidl & Marlene Morreis

20.11.2025

Kein Baum, keine Deko und kein Essen: Gery Seidl bereitet Marlene Morreis in „Aufputzt is‘“ chaotische Weihnachten. Der Doppel-Talk über das Fest und den Kinofilm. 

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© Gebhardt Productions, Petro Domenigg
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Die Bühne hat Kabarettist Gery Seidl (50)  gegen die Leinwand getauscht und aus seinem erfolgreichen Programm „Aufputzt is‘“ eine herzerwärmende Weihnachtskomödie gemacht. In seiner ersten Kino-Hauptrolle steht er als Bauleiter Andi im Job gewaltig unter Druck. Die Familie kommt zu kurz und seiner Frau Steffi (Marlene Morreis) reißt der Geduldsfaden. Als er die Weihnachtsvorführung seiner Bonustochter Alma (Mia Plamberger) verpasst, reicht es Steffi und sie flieht mit dem Kind ins Waldviertel zu ihren Eltern. Andi muss sich endlich beweisen und übernimmt kurzerhand die Weihnachtsvorbereitungen. Da läuft aber alles schief. In MADONNA sprechen Gery Seidl und Marlene Morreis (48) über den Film, Weihnachten und Marzipan.

Wie wurde das Bühnen-Programm zum Film?
Gery Seidl:
Das ist schon lange in meinem Kopf herumgeschwirrt. Dann kam Florian Gebhardt (Produzent, Anm.) auf mich zu. Er hat gesagt, setzen wir uns zusammen, ich habe zwei Autor:innen. Das sind Robert Buchschwentner und Regine Anour. Ich habe mich mit ihnen zusammengesetzt, um zu schauen, ob die Chemie passt. So haben wir begonnen.

Wie ging es weiter?
Seidl:
Du machst mal was. Das haben sie nicht genommen, man schreibt es um, arbeitet an den Figuren. Wir leben in einer teilweise aufgeregten Zeit. Man muss immer überlegen: Was darf man sagen, was kann man sagen, was darf eine Figur machen, um sympathisch zu bleiben? Um Frau sein zu dürfen. Marlene ist bei den Lesungen dazugestoßen und hat vielleicht mal gesagt, das sieht sie so nicht.

Sie hatten ein Mitspracherecht?
Marlene Morreis:
Ja. Das Buch stand noch nicht zu 100 Prozent, es hat noch bei ein paar Sachen gehakt. Bei Steffi haben wir am meisten am Humor und an ihrem inneren Kampf gearbeitet. Sie will Andi nicht verlieren, aber er muss zeigen, was ihm wichtig ist.
Seidl: Es ging mir darum, dass sie so liebenswert bleibt, dass man sagt, er will mit ihr zusammen sein. Wir hatten eine Urfassung, in der Steffi ihm echt den Kopf gewaschen hat. Darüber haben wir lange diskutiert. Er ist kein unguter Typ, der trinkt, der Karten spielen geht. Er verliert sich für die Familie in der Arbeit, weil er sagt, dann haben wir ein Haus, einen Garten. Das macht ihn zu einem nicht unsympathischen Menschen. Er hat nur die Prioritäten falsch gesetzt.
Morreis: Ich wollte, dass es diesen einen Moment gibt, in dem sie ihm ordentlich den Marsch bläst. Das war aber eine Diskussion: Wie setzt man das ein, damit sie nicht zu kratzbürstig ist? Es war wichtig, dass ich als Frau auch das Recht habe, zu sagen: „Pass auf, so nicht.“
Seidl: Es war super, dass wir Claudia Jüptner-Jonstorff als Regisseurin hatten.

War es eine bewusste Entscheidung, sie für die Regie zu holen?
Seidl:
Dass es eine Frau sein soll, war klar und es war ziemlich rasch klar, dass es Claudia ist. Ich durfte mit ihr schon zweimal arbeiten und sie hat mir getaugt. Die Chemie muss passen. Ich wusste nicht, wie viel Zeit und wie viel emotionale Zeit man zusammen verbringt.

Ist es schwer, Anweisungen der Regie anzunehmen, wenn man eine Figur schon so lange spielt?
Seidl:
Im Grunde genommen nicht, weil ich weiß, das sagt jemand, der es gut für das Ding meint, nicht sein Ego aufbügelt und eine Ahnung hat. Kritik anzunehmen ist nur dann schwierig, wenn sie von Menschen kommt, die keinen Tau von der Sache haben, aber so tun. Unser Team hat mich an der Hand genommen und mir gezeigt, wie man Filme macht.

Sie sind die Bühne gewohnt. Wie war es, vor der Kamera zu stehen?
Seidl:
Ich komme nicht aus der Schauspielschule. Ich bin Kabarettist. Ich stehe alleine auf einer Bühne und erzähle meine Geschichte. Das ist eine völlig andere Sportart.
Morreis: Beim Casting hat Claudia mich gefragt: „Was würdest du ihm als Tipp mitgeben?“ Ich habe gesagt, anschauen wäre nicht schlecht. Für mich war logisch: Wenn du alleine auf der Kabarettbühne stehst, ist es total neu für dich, dass da jemand steht, den du anschaust.

© Filmladen Filmverleih

Was bedeutet Weihnachten für Sie?
Morreis:
Wir fahren oft in den Urlaub. Auch da gibt es einen selbstgebastelten Christbaum oder so. Mit der Deko halte ich es nicht ganz so wild wie Steffi, aber es braucht schon etwas. Geschenke mag ich auch, aber es geht nicht darum, wie viel was kostet, sondern um die Geste, dass jemand an mich gedacht hat, und das kann was sehr Kleines sein.
Seidl: Ich würde es manchmal gerne absagen. Bis zum 23. Dezember – dann bin ich froh, dass es keiner abgesagt hat, weil es mir doch gefällt. Ich mag die Vorweihnachtszeit nicht. Als ich noch in der Baubranche war, dachten die Leute immer, am 24. Dezember dreht sich die Welt nicht mehr weiter. Alles musste vorher fertig werden und der Druck war enorm. Weihnachten ist ein Moment, in dem sie früher die Schützengräben verlassen haben, wo ganz kurz die Zeit stillsteht. Das spürt man und das ist der magische Moment, der meistens im völligen Lärm untergeht.

Im Film geht alles schief. Welches Dilemma könnte Sie zu Weihnachten ereilen?
Morreis:
Eigentlich bin ich zu vorbereitet. Ich bin eher wie Steffi.
Seidl: Ich finde es wunderschön, dass meiner Frau nicht wurscht ist, ob die Kerzen zur Serviette passen. Mir ist es völlig egal. Nicht, weil es mir wurscht ist, aber wenn es anders ist, ist es auch gut. Ich bin da situationselastischer. Das Essen würde bei mir schiefgehen. Ich bin völlig talentbefreit. Für mich könnte ein Herd eine Platte haben, mit der zweiten fange ich schon nichts mehr an…

Marzipan scheidet – auch in „Aufputzt is‘“ – die Geister. Hass oder Liebe?
Seidl:
Ich liebe Marzipan.

Morreis: Völlig eklig. Marzipan und Lakritze. Ich esse echt alles. Alle Innereien, ich probiere im Urlaub alles. Ich habe Heuschrecken gegessen. Aber Marzipan und Lakritze verstehe ich nicht.

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